Zwillinge sind auch für Prominente doppelte Herausforderung
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Von Caroline Rosales
Berlin. Immer mehr Promis bekommen Zwillinge – und liegen damit ganz im Trend. Experten aber sehen aber vor allem bei der Geburt viele Risiken.
Endlich schwanger – und dann gleich mit Zwillingen: Immer mehr Menschen werden spät Eltern, in der Folge werden immer mehr Mehrlingskinder geboren. Gerade erst entzückte die Nachricht von der Geburt der Clooney-Zwillinge die Fans. Vor knapp einer Woche brachte Amal Clooney (39) Ella und Alexander zur Welt, Ehemann und Hollywoodstar George Clooney (56) gab sich hingerissen.
Auch andere Prominente wie Jennifer Lopez, Angelina Jolie und die Fürstin von Monaco sind Zwillingsmütter – und damit Teil eines globalen Trends. Deutschland kennt die Entwicklung auch: Im Jahr 1975 kamen hierzulande gerade mal 7200 Zwillingspaare zur Welt; laut der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamtes waren es im Jahr 2014 schon 13270. Der Anstieg hat viele Gründe. Medizinern bereitet das doppelte Glück aber eher Sorgen.
Mediziner sieht Risiken bei Geburt
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„Mit Zwillingsgeburten gehen grundsätzlich drei Probleme einher. Das sind die hohe Zahl an Frühgeburten, Wachstumsschwierigkeiten der Kinder im Mutterleib und das höhere Risiko für Fehlbildungen“, sagt Professor Wolfgang Henrich, Direktor der Geburtsmedizin der Berliner Charité. So gebärt ein Großteil der Zwillingsmütter im Schnitt drei bis vier Wochen vor dem eigentlichen Geburtstermin.
Die Kaiserschnittrate sei zudem drastisch erhöht. Etwa 60 Prozent der Frauen bringen Zwillinge per Kaiserschnitt auf die Welt. Und auch für die Mutter steigen bei einer Zwillingsschwangerschaft die gesundheitlichen Risiken an. „Zwillingsschwangere leiden signifikant häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes, Lebererkrankungen und Thrombosen. Sie kommen öfter wegen frühzeitiger Wehen und drohender Frühgeburt ins Krankenhaus. Auch kommt es unter der Geburt häufiger zu starken Blutungen durch die überdehnte Gebärmutter“, erklärt der Professor für Geburtsmedizin.
Je älter die Frau, desto höher die Chance auf Mehrlinge
Zu den gesundheitlichen Risiken komme die psychische Belastung. Zwillinge verursachen neben der Freude über den Doppelpack auch mehr psychische Probleme durch Schlafentzug, besonders in den ersten Jahren. Autorin und Zwillingsmutter Lisa Harmann (35) aus Bergisch Gladbach erinnert sich: „Anfangs wurde ich mal in einer Nacht 18-mal geweckt.“ Ihre Jungen sind mittlerweile acht Jahre alt. Als Harmann mit 25 Jahren schwanger wurde, sei es „eine ziemlich große Überraschung“ gewesen. Mit Mann und einjähriger Tochter wohnte sie damals noch in einer Dreizimmerwohnung in Berlin. Das reichte für fünf Personen schließlich nicht mehr. Eine größere Wohnung musste her. Außerdem standen neue Anschaffungen an – zwei Hochstühle, ein Doppelkinderwagen, zwei Tragetücher, alles eben doppelt.
Warum gibt es so viele Zwillingsgeburten? Nach Ansicht von Medizinern sind die zunehmenden Kinderwunschbehandlungen eine mögliche Erklärung für deren steigende Zahl. Als weiterer Faktor kommt aber auch das Alter der Frau infrage. Denn: Je älter eine Frau bei der Empfängnis ist, desto höher ist auch ohne Kinderwunschbehandlung die Chance auf einen doppelten Eisprung innerhalb eines Zyklus und damit auf doppeltes Babyglück.
Experten raten, die Familienplanung bis Anfang dreißig abzuschließen
Mehr Zwillinge, das bedeutet auch eine größere Herausforderung für Kliniken und Kosten für das Gesundheitssystem. Mit 5245 Geburten war die Berliner Charité im Jahr 2016 Deutschlands geburtenstärkste Klinik. Auch hier macht sich die gestiegene Anzahl an Zwillingsgeburten bemerkbar.
Zwar, betont Professor Henrich, werde die medizinische Versorgung immer weiter verfeinert, um die Gefahr von Komplikationen möglichst gering zu halten. Dennoch sei es sowohl für die Eltern, als auch für die behandelnden Ärzte wünschenswert, die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften durch wohl dosierte Kinderwunschbehandlungen zu reduzieren. „Es müssen zudem die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Anreize geschaffen werden und die persönliche Bereitschaft der Paare gefördert werden, die Familienplanung bis Anfang dreißig zu realisieren“, sagt Henrich, „so wäre die Zahl der Risikoschwangerschaften geringer.“
Lisa Harmann macht Familien mit Zwillingen derweil gerne Mut. „Natürlich ist es eine Herausforderung mit zwei kleinen Menschen auf einmal“, sagt sie, „aber es ist eben auch eine besonders schöne Herausforderung.“