Nürburgring. Die Festivalbesucher von „Rock am Ring“ feiern nach dem Terroralarm inzwischen wieder unbeirrt. Die Polizei ließ drei Verdächtige frei.

Nach einigen Stunden Unterbrechung wegen eines Terroralarms geht das Festival „Rock am Ring“ wieder weiter. Das teilten die Veranstalter auf Facebook mit. „Nach intensiven Durchsuchungen des gesamten Festivalgeländes haben sich die Verdachtsmomente für eine akute Gefährdungslage nicht erhärtet“, heißt es.

Die Polizei habe daraufhin „grünes Licht für eine Wiederaufnahme der Aufbauarbeiten auf den Bühnen im Hinblick auf die Öffnung des Festivalgeländes“ gegeben. „Wir freuen uns mit euch. Es geht weiter!“, schrieb die Polizei Koblenz auf Twitter. Derweil werde weiter ermittelt, einen konkreten Tatverdacht gebe es derzeit aber nicht.

Rammstein-Konzert wird nicht nachgeholt

Welche der ausgefallenen Konzerte nun nachgeholt werden können, ist noch nicht klar. „Wir werden sehen, ob wir Möglichkeiten haben, Auftritte nachzuholen“, sagte Veranstalter Marek Lieberberg.

Fest steht schon, dass der abgesagte Auftritt der deutschen Band Rammstein aus organisatorischen Gründen nicht nachgeholt wird. „Wir wissen, dass sich viele Fans auf das Konzert gefreut haben, die nun enttäuscht sind! Auch wir hätten gern gespielt“, schrieben die Musiker am Samstag auf dem offiziellen Facebook-Account der Band. Die Festival-Abläufe machten es unmöglich, heißt es auf Twitter.

Falscher Name auf Backstage-Pass

„Es wurde am gestrigen Vormittag bekannt, dass mindestens eine Person nicht-deutscher Herkunft mit polizeilichen Erkenntnissen im Bereich des Terrorismus Zugang zum engeren Veranstaltungsbereich hatte“, sagte Wolfgang Fromm, der Polizeipräsident von Koblenz, auf der PK. Der echte Name der Person habe nicht mit dem Namen auf dem Backstage-Pass übereingestimmt. Deshalb sei das Festival unterbrochen worden. Man habe entsprechend handeln müssen, um die Ermittlungen durchführen zu können.

Das Musikfestival war am Freitagabend unterbrochen worden, Zehntausende Besucher verließen daraufhin innerhalb kurzer Zeit das Festivalgelände.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagte auf der Pressekonferenz, am Freitag habe man eine dringende Gefahr nicht ausschließen können. „Das stellte ein nicht zu vertretbares Risiko dar“, weswegen man das Gelände habe räumen müssen. Die Polizei habe dabei „besonnen“ reagiert.

Drei Verdächtige wurden festgenommen

Der Leiter des Polizeieinsatzes sagte, es habe Verdachtsmomente gegen mehrere Personen gegeben. Zwei Personen aus Hessen seien im Fokus gewesen. Eine davon habe Terrorismus-Bezug gehabt. Die Polizei habe am Freitagabend insgesamt drei Personen festgenommen, sie werden den Ermittlern zufolge der hessischen Salafistenszene zugerechnet. Der Verdacht war nach Angaben der Polizei entstanden, weil Zugangskarten für das Personal nicht mit registrierten Namen übereinstimmten. Mindestens einer der Verhafteten habe über eine der eingesetzten Firmen Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen gehabt.

„In einer solchen Bewertungssituation dürfen wir keine Risiken einbauen“, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD). Er verwies auf ähnliche vorsorgliche Absagen, etwa beim Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover im November 2015 kurz nach den Anschlägen von Paris und beim Radrennen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ im April 2015. Im Februar 2015 war zudem der Karnevalsumzug in Braunschweig wegen Hinweisen auf mögliche Terroranschläge abgesagt worden.

Alle drei Verdächtigen wieder freigelassen

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte sich in der Nacht hinter Lewentz’ Entscheidung gestellt, das Festival zu unterbrechen: „Für diese schwierige wie verantwortungsvolle Entscheidung hat er meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen.“

Nach polizeilichen Untersuchungen wurden die drei verdächtigen Personen am Samstagmorgen wieder freigelassen. Der Verdacht habe sich nicht erhärtet. „Auch die Durchsuchung des Veranstaltungsortes hat keine Hinweise geliefert.“ Details zu den Festgenommenen wollte die Polizei nicht nennen.

Wertschätzung gab es nicht nur für die Arbeit der Ordnungskräfte und der Polizei. Veranstalter Marek Lieberberg lobte auf der Pressekonferenz ausdrücklich auch das Verhalten der Festivalbesucher. Er sei glücklich, dass das Festival nun weitergehen könne, sagte Lieberberg. (dpa/sdo)