Berlin. „Rock am Ring“ 2017 wurde unterbrochen. Beim größten deutschen Rockfestival besteht laut Polizei eine terroristische Gefährdungslage.
Die diesjährige Ausgabe von „Rock am Ring“ ist wegen einer terroristischen Gefährdungslage unterbrochen worden. Die Unterbrechung erfolgte während des Auftritts der Düsseldorfer Band Broilers. 87.000 Menschen wurden bei dem Festival am Nürburgring erwartet.
In einem Instagram-Video ist zu sehen, wie Veranstalter Marek Lieberberg den Abbruch verkündet. „Uns bleibt keine Wahl, wir müssen kontrolliert, ruhig zu den Ausgängen gehen. Die Polizei will Ermittlungen auf dem Gelände durchführen.“ Er hoffe, dass Rammstein am Samstag spiele, wenn das Festival fortgesetzt werde. Die Band hätte am Freitagabend als Headliner auftreten sollen.
Lage wird am Samstag neu eingeschätzt
Die rheinland-pfälzische Landesregierung bestätigte nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa die Terrorwarnung. Wie die „Rhein Zeitung“ berichtet, soll der Fokus der Ermittler auf einem Aufbauhelfer liegen, der möglicherweise Kontakt zu Gefährdern hatte. Die Zeitung bezieht sich auf eine Aussage von Marek Lieberberg.
„Rock am Ring“ 2017 unterbrochen
Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) werde das Festival-Gelände genau untersucht. Er habe Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) informiert. Für Samstag sei eine Lageeinschätzung geplant, sagte Lewentz. „Morgen werden wir entscheiden, wie es weitergeht.“ Er will die Öffentlichkeit um 11 Uhr am Veranstaltungsort Nürburgring informieren.
Lieberberg holt zum Rundumschlag aus
Lieberberg setzte sich für eine Fortsetzung ein und sagte mit Bezug auf die Polizei: „Ich hoffe, dass sie mit uns und unseren Fans ebenso umgehen wie bei Fußballspielen, wo am nächsten Tag wieder gespielt wird.“ Damit spielte er auf den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund an, dessen Team am nächsten Tag trotzdem in der Champions League antrat.
Der Veranstalter sprach in einem Statement vor Medienvertretern auch davon, dass die Reaktion der Polizei aus seiner sich überempfindlich gewesen sei. In einem Rundumschlag sagte Lieberberg auch, die Bevölkerung zahle nun den Preis für den Fall Amri und die daraus entstandene Angst vor Terroranschlägen.
Veranstalter informierte laufend aktuell
In den sozialen Netzwerken informierte der Veranstalter laufend über die aktuelle Lage. Auf Facebook hieß es in einer Erstmeldung: „Aufgrund einer terroristischen Gefährdungslage hat die Polizei den Veranstalter von „Rock am Ring“ vorsorglich angewiesen, das Festival vorläufig zu unterbrechen.“ Genaue Hintergründe wollte die Polizei bisher nicht mitteilen.
Die Festivalbesucher verließen geschlossen und ohne Panik das Festivalgelände in Richtung Campingplätze. Veranstalter Lieberberg sagte, dass das Gelände bereits um 21.30 Uhr – also eine halbe Stunde nach dem Abbruch – geräumt gewesen sei. „Unser Publikum hat fanstastisch reagiert“, so der Veranstalter. Beim Verlassen sangen die Musikfans „Terror ist scheiße“ und „You’ll never walk alone“, heißt es auf Twitter.
Arkadiusz Goniwiecha ist als Fotograf bei Rock am Ring. Gegenüber unserer Redaktion erklärte er am Abend: „Die Besucher haben ruhig und verständnisvoll reagiert. Nach der Ansage von Marek Lieberberg gab es Applaus, und die Leute sind geordnet zu den Zeltplätzen gegangen.“
Festival soll Samstag fortgesetzt werden
Der Entscheidung zum Abbruch sei eine lange Beratung mit der Polizei vorausgegangen. Am Freitagvormittag hatte ein Vertreter der Polizei im Mittagsmagazin der ARD noch erklärt, dass es keine konkrete Anschlagsdrohung gebe.
Mit Blick auf den jüngsten Anschlag in Manchester hatte die Polizei bereits im Vorfeld das Sicherheitskonzept für „Rock am Ring“ modifiziert und die Zahl der Einsatzkräfte deutlich erhöht. 1200 Beamte sind im Einsatz. Das Schwester-Festival „Rock im Park“ in Nürnberg wurde am Freitag ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Die Polizei hat eine Info-Hotline eingerichtet: 0800 6565651. (ac/jha)