London. Der Massenmörder galt als meist gehasster Mann Großbritanniens. Nun ist Ian Brady, der vor 50 Jahren fünf Kinder tötete, gestorben.

Die britische Massenpresse legte sich keinen Zwang an. „Brenn’ in der Hölle, Brady“ brüllte die Schlagzeile des „Mirror“ und die „Sun“ meldete: „Monster Brady ist tot“. Sein Foto fehlte am Dienstag auf keiner Titelseite der Gazetten: Ian Brady, der bestgehasste Mann des Königreichs, ist am Montagabend im Alter von 79 Jahren verstorben, und die Briten begrüßen seinen Abgang aus vollem Herzen.

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Obwohl Bradys Verbrechen schon mehr als 50 Jahre her sind, scheint die kollektive Erinnerung an den Massenmörder und die Abscheu über seine Taten so frisch wie je. Er wurde zur Ikone des Bösen schlechthin.

Opfer gefoltert und missbraucht

Ian Brady hatte zusammen mit seiner Freundin Myra Hindley zwischen 1963 und 1965 fünf Kinder und Teenager im Alter zwischen zehn und 17 Jahren entführt, gefoltert, missbraucht und ermordet. Die Leichen ihrer Opfer wurden im Saddleworth Moor nahe Manchester verscharrt, was dem Paar den Namen „Moor-Mörder“ eintrug.

Bei ihrem Gerichtsprozess zeigten die beiden keinerlei Anzeichen von Reue. Der Richter bezeichnete ihre Taten als „unfassbar bösartig“. Noch in der Haft quälte Brady die Familien der Opfer, die ihn anflehten, das Versteck der Leichen auf Saddleworth Moor zu verraten. Stattdessen hielt er sie mit falschen Versprechungen hin, bis zu seinem Tod durch Lungenkrebs.

Er las Hitlers „Mein Kampf“

Brady hatte eine schwierige Kindheit. Unehelich geboren und im Alter von drei Monaten adoptiert, wuchs er auf in den Gorbals von Glasgow, damals, kurz nach dem Krieg, ein Inbegriff städtischer Verwahrlosung. Allerdings war Brady intelligent und schaffte die Aufnahmeprüfung für eine Schule für Hochbegabte.

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Er war ein leidenschaftlicher Leser und verschlang die Werke von Dostojewski und Marquis de Sade. Ihn faszinierte der Nationalsozialismus, er las Hitlers „Mein Kampf“ und lernte Deutsch. Zugleich wurde er ein Kleinkrimineller, der mehrere Verurteilungen wegen Einbruchs und Hehlerei sammelte.

Brady wollte „den perfekten Mord“

Als Brady Anfang der 60er-Jahre bei einem Chemieunternehmen in Manchester arbeitete, lernte er die Sekretärin Myra Hindley kennen. Sie verliebte sich in ihn, während Brady es genoss, ihr abwechselnd Sympathie zu zeigen und sie dann tagelang zu ignorieren. Es war ein hörige Beziehung, in der Brady Myra vom Katholizismus zum Atheismus bekehrte, ihr de Sade nahebrachte und aus „Mein Kampf“ vorlas. Als die beiden ein Jahr zusammen waren, sagte ihr Brady, dass er „den perfekten Mord“ begehen wolle, und das Töten begann.

Ihr erstes Opfer war Pauline Reade, eine 16-jährige Bekannte von Hindley, die von ihr unter einem Vorwand zum Saddleworth Moor gelockt wurde. Dort wartete Brady, vergewaltigte Pauline und schnitt ihr die Kehle durch.

Zu lebenslanger Haft verurteilt

Man behielt den Modus Operandi bei: Hindley lockte die Opfer an, Brady verging sich an ihnen, wobei es dem bisexuellen Pädophilen egal war, ob es Jungen oder Mädchen waren. Bei seinem letzten Opfer, der Ermordung des 17-jährigen Edward Evans, machten sie den Fehler, Hindleys Schwager David Smith einzubeziehen. Der erzählte seiner Frau vom Mord, die wiederum die Polizei informierte.

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    Brady und Hindley wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Hindley starb 2002, Bestattungsunternehmen weigerten sich, ihre Kremation vorzunehmen. Brady wurde ab 1985 in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht, Diagnose: paranoide Schizophrenie. Er erklärte, niemals entlassen werden zu wollen, und versuchte, sich durch einen Hungerstreik das Leben zu nehmen, was die Ärzte durch Zwangsernährung verhinderten. Noch im Oktober letzten Jahres klagte er vor Gericht, in ein schottisches Gefängnis verlegt zu werden, wo es keine legale Handhabe für eine Zwangsernährung gibt.

    Nun ist Brady tot. Die Behörden kündigten am Dienstag an, sie würden die Akten nicht schließen, sondern weiter nach den Leichen der vermissten Kinder suchen. Brady wollte demnach auch kurz vor seinem Tod das Versteck nicht preisgeben.