Den Haag. Zwölf Niederländer klagen gegen eine 2009 geschlossene Samenbank. Sie glauben, dass der kürzlich gestorbene Direktor ihr Vater ist.

Zwölf Menschen, die mit Hilfe einer Samenspende gezeugt wurden, verklagen laut einem Bericht der „New York Times“ die niederländische Klinik, in denen ihre Mütter behandelt wurden. Der Verdacht: Der langjährige Direktor der Einrichtung im südholländischen Schiedam soll statt des Spermas der angegebenen Spender sein eigenes benutzt haben.

Der Samenbank-Direktor starb dem Bericht zufolge im April im Alter von 89 Jahren. Er hatte die Klinik von 1980 bis 2009 geführt. In der Zeit sollen dort rund 10.000 Kinder gezeugt worden sein.

2009 wurde die Samenbank geschlossen

2009 wurde die Einrichtung geschlossen, weil Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Zwei dort gezeugte Kinder, die laut Unterlagen Geschwister hätten sein müssen, waren tatsächlich nur Halbgeschwister, wie sich nach einem Gentest herausstellte. Eine Untersuchung durch Behörden ergab laut „New York Times“, dass die Angaben der Klinik zu den Samenspendern als nicht als zuverlässig eingestuft werden mussten.

Der Verdacht, dass der Klinik-Leiter seinen eigenen Samen benutzt haben könnte, entstand, als Moniek Wassenaar öffentlich nach ihrem biologischen Vater suchte. Die Psychologin war durch eine Samenspende gezeugt worden. Als eine Zeitung über die Suche der Frau berichtete, habe jemand anonym darauf hingewiesen, wie ähnlich Wassenaar dem Leiter der Klinik sehe, in der ihre Mutter behandelt worden war, berichtet die US-Zeitung.

Klinik-Leiter verweigerte einen DNA-Test

Wassenaar besuchte den Mann, der da schon Mitte 80 war. Er habe zugegeben, dass er wahrscheinlich ihr Vater sei, habe sich aber geweigert, einen DNA-Test zu machen.

An der Klage beteiligen sich zwölf Menschen im Alter zwischen 36 und acht Jahren, die vermuten, dass der Direktor der Samenbank ihr Vater ist, außerdem zehn weitere Frauen, die in der Einrichtung behandelt wurden. Sie wollen erreichen, dass durch Gentests die mögliche Vaterschaft des Klinik-Leiters untersucht wird. Der Mann hatte in seinem Testament verfügt, dass seine DNA nicht untersucht werden sollte.

Als mögliches Motiv führt der Autor des Artikels einen Mangel an Samenspendern an. In den Niederlanden ist es seit Mitte der 90er Jahre verboten, Samenspender zu bezahlen. Außerdem gilt seit 2004 ein Gesetz, wonach durch Samenspende gezeugte Kinder ab dem Alter von 16 Jahren das Recht haben zu erfahren, wer ihr biologischer Vater ist. (moi)