Das Baby in Zeiten seiner fotografischen Inszenierbarkeit
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Lesezeit: 3 Minuten
Von Nicole Sagener
Berlin. Anne Geddes inszeniert Babys auf ganz eigene Weise. Die eindrucksvollen Fotos aus 30 Jahren sind nun im Band „Small World“ erschienen.
Ein Baby ist ein Baby ist ein Baby – es schläft, schreit, wird gefüttert, schläft wieder. So kann man das sehen. Oder aber man sieht es mit den Augen von Anne Geddes.
Wie lassen sich die weichen Falten eines Babybeins einfangen? Wie lässt sich der ruhige Schlaf eines Neugeborenen, wie die Kurve des Bauches einer Schwangeren in all seiner Faszination feiern? Und wie sieht ein Baby mit Kohlkopfhut aus? Das erforscht die aus Australien stammende Fotografin Geddes seit nunmehr 30 Jahren unermüdlich mit der Kamera.
Für ihren zärtlichen Blick verehrt, als Kitsch belächelt, als respektlos abgetan – die Reaktionen auf die Bilder waren von Anfang an gespalten. Trotzdem, oder gerade darum: Jeder kennt sie, die Fotos der eingetopften, als Schnecke verkleideten oder in Erbsenschoten und Blüten präsentierten kleinen Menschen.
30 Jahre Neugeborene
Gerade rechtzeitig zum Muttertag ist Geddes nun mit einem neuen Bildband zurück: „Small World“, erschienen beim Taschen Verlag, zeigt die kultigsten Bilder der letzten drei Dekaden. Die Motive aus Geddes umfangreichem Archiv mögen bekannt sein – die mehr als 200 Seiten zu allen Zuständen der frühen menschlichen Entwicklung bergen dennoch Überraschungen.
Anne Geddes – 30 Jahre Babyliebe
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Die Fotografin selbst jedenfalls wird nicht müde, immer wieder neu zu inszenieren, was sie am frisch in diese Welt geworfenen Leben so fasziniert. „Alles an Babys ist Güte, und genau das fasziniert mich so“, hat Geddes einmal gesagt. Die menschliche Reinheit, sie ist genau dort zu finden.“ Aus diesem Gefesseltsein von der Unschuld und dem Zustand der Schwangerschaft, gepaart mit der nimmermüden Suche nach Symbolen, speist sich die Inspirationen für die bunte Baby-Bilderwelt von Geddes.
Die nahm ihren Anfang mit Kalendern und Urlaubskarten für Freunde. Aber innerhalb kurzer Zeit wurden Geddes Bilder von verkleideten schlafenden Neugeborenen rund um den Globus bekannt. In mehr als 80 Ländern veröffentlicht und in 25 Sprachen übersetzt wurden die Bücher bis heute.
Die bedrohte Unschuld
Den Erfolg nutzt die Künstlerin auch, um Gutes zu tun. „Ein Gefühl, das alle von uns als Eltern vereint, ist der instinktive Antrieb sicherzustellen, dass unsere Kinder sicher und geschützt sind“, schreibt Geddes auf ihrer Homepage. Und so begründete sie im Verlauf ihrer Karriere eine eigene Stiftung namens „Geddes Philanthropische Trust.“ Im Jahr 2013 schuf sie eine Bilderreihe über die Überlebenden der Meningokokken-Erkrankung, um das Bewusstsein über die Bedrohung der Erkrankung zu steigern.
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Auf der Welt zu sein bedeutet eben auch, gefährdet zu sein. Wer das für einen Moment vergessen will und sich gern ab und an in Bilderwelten irgendwo zwischen Märchen, Kostümverleih und Blumenladen flüchtet, dem sei der neue Band von Geddes wärmstens ans Herz gelegt.