Dublin. Die Guinness Brauerei ändert den Herstellungsprozess und bietet ihr Bier vegan an. Der Deutsche Brauerbund kann darüber nur schmunzeln.

Es dauerte 258 Jahre und auch nach der ersten Ankündigung noch einmal anderthalb Jahre: Aus Guinness-Fässern kommt nun offiziell veganes Bier. Die irische Brauerei, 1759 in Dublin gegründet, will bald alle Produktionsprozesse so umgestellt haben, dass auch Bier aus Flaschen und Dosen nicht mehr mit tierischen Produkten in Berührung kommt. Denn bisher schwimmt in dem schwarzen Bier zeitweilig ein Abfallprodukt aus der Fischerei – als Hilfe zum Filtern. Bier aus Deutschland war dagegen schon immer vegan.

Der Stoff, der überzeugten Vegetariern und Veganern das Guinness bisher madig gemacht hat, nennt sich Hausenblase. Das ist Gelatine aus getrockneten Fischblasen, früher aus einer Hausen genannten Störart gewonnen. Bisher gab die Traditionsbrauerei Hausenblase ins Bier, um Trubstoffe zu binden – der Begriff heißt wirklich Trub- und nicht Trübstoffe.

Bis zum Jahresende alle Biere vegan

Im großen Maßstab kommt dabei Wikipedia zufolge auf einen Hektoliter (100.000 Liter) ein Gramm – eine fast schon homöopathische Mischung. Und obwohl sie mit den Trubstoffen dem Bier wieder weitestgehend entzogen wird, ist die Hausenblase zum Marketing-Problem für die Brauerei geworden, in einer Petition wurde der Verzicht gefordert. 2015 kündigte der britische Bierkonzern Diageo, zu dem Guinness gehört, dann bereits an, darauf künftig verzichten zu wollen, obwohl es ein sehr effektives Mittel zum Filtern sei.

In der St. James Gate Guinness Brauerei in Dublin wird seit 1759 Guinness gebraut. Auf dem Gelände ist auch das Guinness Storehouse, das als Museum fungiert und Dublins beliebteste Touristenattraktion ist.
In der St. James Gate Guinness Brauerei in Dublin wird seit 1759 Guinness gebraut. Auf dem Gelände ist auch das Guinness Storehouse, das als Museum fungiert und Dublins beliebteste Touristenattraktion ist. © imago/ZUMA Press | imago stock&people

Nun hat die Brauerei ihren Fragen-und-Antwort-Bereich überarbeitet – mit der Nachricht, dass das Guinness aus Fässern jetzt vegan sei. Das Rezept habe man dafür nicht geändert, nur den Prozess der Filtration geändert. Im Laufe des Jahres sollen die Prozesse so weit umgestellt sein, dass auch beim Brauprozess für Flaschen- und Dosenbiere und alle Sorten auf das Tierprodukt verzichtet werden kann. In Australien hatte Guinness bereits vegan gebraut.

Manche Veganer stören sich am Kleber unterm Etikett

Hausenblase wird damit aber auf dem Biermarkt nicht völlig der Vergangenheit angehören. Eine von den Hinweisen von Nutzern gespeiste Seite führt unter Tausenden Bieren auch etliche auf, die noch nicht vegan sind. Deutsche Biere sind nicht darunter – weil das Reinheitsgebot die überhaupt nicht zulässt: „ Das deutsche Bierrecht ist an dieser Stelle wesentlich strenger als Vorgaben im Ausland“, sagt Marc-Oliver Huhnholz, Pressesprecher des Deutschen Brauerbundes.

Für die Filtration von Bier dürfen nach dem Reinheitsgebot nur Klär- und Filterhilfsmittel eingesetzt werden, die physikalische Eigenschaften haben, die also Stoffe an ihrer Oberfläche ansammeln und die vollständig aus dem Bier herausgefiltert werden können. Es darf davon nichts im Bier bleiben und es darf keine chemische Reaktionen mit Inhaltsstoffen des Biers geben.

In Deutschland wird Kieselsol eingesetzt

Das genau kann aber bei Fischblasen und Gelatine nicht gewährleistet werden, so der Brauerbundsprecher. Eingesetzt wird in deutschen Brauereien aber Kieselsol und das chemisch verwandte Kieselgur, die jeweils vor allem Siliziumdioxid bestehen. Sie bilden einen Filterkuchen, der dann dem Bier entzogen werden kann.

Wenn denn überhaupt gefiltert werden soll – aber das ist für die meisten Biertrinker keine Frage: „Die meisten Verbraucher bevorzugen Pils, das als klare, feinperlige Biersorte einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent ausmacht“, so Huhnholz. Es folgen Export- und Weißbiere, Weißbiere sind überwiegend unfiltriert. Dazu registrieren die Brauereien wachsende Beliebtheit bei Bierspezialitäten wie Zoigl- oder Kellerbieren – „von einem vergleichsweise niedrigem Niveau ausgehend“.

Zum Selbstbrauen gibt’s Fisch...

Völlig ungebräuchlich ist Hausenblase aber auch in Deutschland nicht. So wird es etwa als Hilfsmittel fürs hobbymäßige Hausbrauen angeboten – Hausenblase für 30 Liter Bier kostet etwa bei einem Onlineversand 5,90 Euro. Hausbrauer sprechen sich aber auch überwiegend dagegen aus, das Bier noch zu filtrieren. Die Inhaltsstoffe sind völlig unbedenklich.

Bei deutschen Brauereien werden aber Membranfiltrationsanlagen und Kieselsol eingesetzt, eine Kieselsäurelösung zum Absetzen der Hefen, die auch von Winzern genutzt wird. Für besonders strenge Veganer gelten dennoch manche Flaschenbiere nicht als vegan: Sie stören sich am Kleber, unter den Etiketten, wenn caseinhaltiger Leim verwendet. Casein ist das wichtigste Protein der Milch.