Lübeck. Er liebe seine Tochter, beteuert der Vater der Zweijährigen vor Gericht. Er und ein weiterer Mann sollen das Mädchen missbraucht haben.

Ich habe meine Tochter geliebt und liebe sie noch immer. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte.“ Angesichts der Taten, die dem 28 Jahre alten Angeklagten vorgeworfen werden, macht der Satz fassungslos. Wegen des schweren sexuellen Missbrauchs seiner zur Tatzeit zweijährigen Tochter stehen der 28-Jährige und sein 47 Jahre alter Mitangeklagter seit Mittwoch in Lübeck vor Gericht.

Gleich zu Beginn des Prozesses am Lübecker Landgericht gesteht der 28-Jährige: „Ich räume alle Anklagepunkte ein.“ Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, zwischen Sommer und Anfang November 2016 immer wieder sexuelle Handlungen an der Zweijährigen vorgenommen und sie dreimal auch vergewaltigt zu haben.

Geständige Männer filmten Qualen des Kindes mit Handykamera

Dem Vater des Opfers werden insgesamt neun Taten vorgeworfen. Der 47-Jährige soll laut Anklage an vier Taten beteiligt gewesen sein, drei davon gesteht er vor Gericht.

Den Missbrauch an dem sich verzweifelt wehrenden und vor Schmerzen schreienden Kind zeichneten sie mit Handykameras auf, um die Videos im Internet zu verbreiten. Ein Teil dieser Bilder nahm das Gericht am Mittwoch in Augenschein. Dazu wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Mutter soll von Taten nichts mitbekommen haben

Die beiden Männer hatten sich im Frühjahr 2015 in einem Internetforum kennengelernt. Aus den Chat-Protokollen geht hervor, dass sie sich Mitte Juli 2016 für homosexuellen Sex in der Wohnung des 28-Jährigen verabredeten.

Nach dem ersten Treffen sei dann die Idee zum Missbrauch seiner Tochter entstanden, sagte der 28-Jährige. Die Taten wurden immer begangen, wenn die Mutter des Kindes nicht zu Hause war. „Sie hat nichts mitbekommen, ich habe die Spuren immer beseitigt“, antwortete er auf eine entsprechende Frage des Gerichts.

Mitangeklagter kämpft mit Tränen

Während der 28-Jährige bei seinen Aussagen fast emotionslos wirkt und kein Wort der Reue verliert, kämpft sein Mitangeklagter bei seiner Aussage mit den Tränen. „Es tut mir unendlich leid. Ich weiß nicht, warum ich zum Monster mutiert bin“, sagte er am Mittwoch.

Er habe die Taten immer sofort nach Verlassen des Tatorts verdrängt und sei in sein normales Leben zurückgekehrt. „Das war, als wenn ein Schalter umgelegt wurde“, sagte der 47-Jährige.

Chatpartner informierten Polizei

Ans Licht kamen die Taten im November 2016, als der 28 Jahre alte Angeklagte einem anderen Chat-Partner Bilder vom Missbrauch seiner Tochter zuschickte. Der Zeuge informierte das Jugendamt, das umgehend die Polizei einschaltete.

Im Zusammenhang mit dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben noch gegen etwa 50 weitere Personen, die den Missbrauch zum Teil live im Internet verfolgt und Anweisungen gegeben haben sollen. (dpa)