Mexiko-Stadt/Ciudad del Este. Todesopfer, 19 explodierte Autos, 40 Millionen Dollar Beute. Das ist die Bilanz des brutalen Überfalls einer Gangsterbande in Paraguay.

  • Räuber in Paraguay erbeuteten bei Angriff auf Sicherheitsfirma 40 Millionen Dollar
  • Angreifer benutzten gepanzerte Fahrzeuge, Sprengstoff und Nachtsichtgeräte
  • Die Täter flüchteten schließlich mit Schnellbooten nach Brasilien

Man denkt unweigerlich an die Geschichten aus dem Wilden Westen. Der Überfall auf eine Sicherheitsfirma in Paraguay in der Nacht zu Montag hatte alles, was man sonst aus Kino und Comic kennt. Nur war es real, brutaler, organisierter und vermutlich das Werk einer der größten Banden der Organisierten Kriminalität Brasiliens. 50 Räuber erbeuteten bei dem mehrstündigen Angriff angeblich 40 Millionen Dollar.

Der Saldo des Überfalls: mehrere Tote, ein gesprengter Großtresor, 19 explodierte Autos und Soldaten aus drei Ländern, die Beute und Räuber jagen. Ort der Handlung: Ciudad del Este in Paraguay, zweitgrößte Stadt des Landes und Zentrum von Handel, Schmuggel und allerlei halb- und illegalen Geschäften im Dreiländereck an den Iguaçu-Wasserfällen zwischen Paraguay, Argentinien und Brasilien.

Räuber nutzten Kriegswaffen

Nach Angaben von Polizei und Justiz überfielen die Angreifer um kurz nach Mitternacht in hochprofessioneller Manier die Sicherheitsfirma Prosegur. Ziel war der Tresor, in dem sich unbestätigten Angaben zufolge 40 Millionen Dollar befanden.

Polizisten inspizieren nach dem „Jahrhundert-Raub“ in Ciudad del Este den Tatort.
Polizisten inspizieren nach dem „Jahrhundert-Raub“ in Ciudad del Este den Tatort. © imago/Fotoarena | Christian Rizzi

Die Angreifer benutzen für ihren „Jahrhundert-Überfall“ Kriegswaffen: gepanzerte Fahrzeuge, Flugabwehrgeschütze, hochkonzentrierten Sprengstoff und Nachtsichtgeräte. Zudem hatten sie an strategischen Stellen Scharfschützen postiert.

Bereits der zweite Überfall auf Sicherheitsfirma

„So etwas ist in unserer Stadt noch nie passiert“, sagte sichtlich konsterniert die ermittelnde Staatsanwältin Denise Duarte. „Das ist, als seien wir in Syrien.“ Der Überfall gleicht sehr einem Raub, der Ende Februar in Brasilien auf eine andere Sicherheitsfirma verübt wurde und bei dem 21 Millionen Dollar erbeutet wurden.

Medien spekulieren, dass hinter der Tat das „Primer Comando Capital“ (PCC) steckt, eine der größten brasilianischen Banden, die vor allem in der Metropole São Paulo aktiv ist und im südamerikanischen Dreiländereck den Drogenhandel dominiert. Die Behörden wollten das zunächst nicht bestätigen.

Ein toter Polizist bei Schießerei mit den Gangstern

Der Überfall dauerte drei Stunden. Die Angreifer gingen dabei sehr professionell vor: Zunächst setzten sie in der Nähe des Polizeihauptquartiers in Ciudad del Este Autos in Brand und zündeten zudem mehrere Sprengsätze, um die umliegenden Straßen zu blockieren. Einige der Täter griffen das Polizeipräsidium und ein regionales Regierungsgebäude mit Sturmgewehren an.

Um die Polizei daran zu hindern, den Tatort zu erreichen, setzten die Gangster vor ihrem Überfall auf die Sicherheitsfirma mehrere Autos in Brand.
Um die Polizei daran zu hindern, den Tatort zu erreichen, setzten die Gangster vor ihrem Überfall auf die Sicherheitsfirma mehrere Autos in Brand. © imago/Xinhua | AE

Den Weg in das Prosegur-Gebäude sprengten sie sich mit Raketen und Bomben frei. Der Firmensitz wurde nahezu komplett zerstört. Bei der Flucht der Täter kam es zu einer Schießerei mit der Polizei: Ein Beamter wurde getötet, fünf verletzt.

Räuber flüchteten mit Schnellbooten

Im Anschluss an den Raub flohen die Täter erst in Fahrzeugen, dann in Schnellbooten über den Fluss Paraná nach Brasilien. Bei der Flucht zündeten sie an strategischen Stellen 19 Autobomben, damit die Polizei ihnen nicht folgen konnte.

Auch bei ihrer Flucht zündeten die Räuber mehrere Autobomben, damit die Polizei ihnen nicht folgen konnte.
Auch bei ihrer Flucht zündeten die Räuber mehrere Autobomben, damit die Polizei ihnen nicht folgen konnte. © REUTERS | STRINGER

Dennoch stießen Beamte eines brasilianischen Sonderkommandos einige Stunden später bei Itaipulandia, 50 Kilometer nördlich von Ciudad del Este, auf eine Gruppe der Bande. Bei einem Schusswechsel wurden drei Verbrecher getötet und weitere vier festgenommen, wie die paraguayische Polizei mitteilte.

Soldaten unterstützen die Polizei

Paraguays Präsident Horacio Cartes entsandte das Militär, um die Polizei zu unterstützen und der Diebe habhaft zu werden. Sein brasilianischer Kollege Michel Temer sagt den paraguayischen Sicherheitskräften alle Unterstützung zu. Die argentinische Armee und Polizei wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Die paraguayische Justiz geht davon aus, dass auch Polizisten oder Mitarbeiter von Prosegur an dem Überfall beteiligt waren. Nur so hätten die Diebe wissen können, dass der Tresor der Sicherheitsfirma prall gefüllt war.