Paris. Albert Uderzo ist einer der beiden Väter der Comic-Figur „Asterix“ – der erfolgreichsten französischen Reihe. Jetzt wird Uderzo 90.

Die Charaktere des knollennasigen Asterix mit Flügelhelm und seines Hinkelstein tragenden Freundes Obelix sind natürlich erfunden. Auch die Geschichten aus ihrem Dorf, das sich mit Hilfe eines Zaubertranks tapfer gegen die Invasion der feindlichen Römer wehrt.

Doch je älter Albert Uderzo wird, der an diesem Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert, desto mehr Ähnlichkeiten entdeckt er zwischen seiner gemeinsam mit René Goscinny erfundenen weltberühmten Comic-Reihe „Asterix“ und dem heutigen Frankreich.

Der Erfinder von Asterix und Obelix

Er erfand die Comic-Figuren Asterix und Obelix: Am 25. April 2017 feierte der Franzose Albert Uderzo seinen 90. Geburtstag.
Er erfand die Comic-Figuren Asterix und Obelix: Am 25. April 2017 feierte der Franzose Albert Uderzo seinen 90. Geburtstag. © imago | United Archives
Der Asterix-Erfinder wurde 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims geboren. Bereits als 14-Jähriger zeichnete er für einen Pariser Verlag.
Der Asterix-Erfinder wurde 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims geboren. Bereits als 14-Jähriger zeichnete er für einen Pariser Verlag. © imago | Sven Simon
Zusammen mit seinem Kollegen René Goscinny erfand Uderzo 1959 die Comic-Figuren für die französische Jugendzeitschrift „Pilote“. „In einer Viertelstunde entwickelten wir fast alle Charaktere“, erzählte Uderzo einmal über die legendären Comic-Helden Asterix und Obelix.
Zusammen mit seinem Kollegen René Goscinny erfand Uderzo 1959 die Comic-Figuren für die französische Jugendzeitschrift „Pilote“. „In einer Viertelstunde entwickelten wir fast alle Charaktere“, erzählte Uderzo einmal über die legendären Comic-Helden Asterix und Obelix. © imago | United Archives
Besonders charakteristisch für die beiden Gallier: die Knollnasen. Und natürlich die Vorliebe für Wildschwein und den Zaubertrank.
Besonders charakteristisch für die beiden Gallier: die Knollnasen. Und natürlich die Vorliebe für Wildschwein und den Zaubertrank. © imago | United Archives
Großes Vorbild waren für den jungen Uderzo Disney-Figuren wie Micky Maus und Donald Duck. Sein Metier lernte er weitgehend autodidaktisch. Anleitung holte er sich von älteren Zeichnern wie zum Beispiel Edmond-François Calvo, dem er beim Zeichnen zuschauen durfte.
Großes Vorbild waren für den jungen Uderzo Disney-Figuren wie Micky Maus und Donald Duck. Sein Metier lernte er weitgehend autodidaktisch. Anleitung holte er sich von älteren Zeichnern wie zum Beispiel Edmond-François Calvo, dem er beim Zeichnen zuschauen durfte. © imago | United Archives
Ende der 40er-Jahre gehörte Uderzo zu den erfolgreichsten Zeichnern seiner Generation – trotz seiner Farbenblindheit.
Ende der 40er-Jahre gehörte Uderzo zu den erfolgreichsten Zeichnern seiner Generation – trotz seiner Farbenblindheit. © imago | United Archives
Der große Durchbruch kam aber dennoch erst mit „Asterix“. Ermutigt von dem Erfolg der 1959 gestarteten Serie legten Uderzo und Goscinny 1961 ein erstes Album mit 6000 Exemplaren auf.
Der große Durchbruch kam aber dennoch erst mit „Asterix“. Ermutigt von dem Erfolg der 1959 gestarteten Serie legten Uderzo und Goscinny 1961 ein erstes Album mit 6000 Exemplaren auf. © dpa
Der zweite Band, „Die goldene Sichel“, erschien dann schon mit 20.000 Heften.
Der zweite Band, „Die goldene Sichel“, erschien dann schon mit 20.000 Heften. © imago stock&people | teutopress
Mittlerweile wurden von 36 Bänden rund 370 Millionen Exemplare in mehr als 100 Sprachen und Dialekten verkauft.
Mittlerweile wurden von 36 Bänden rund 370 Millionen Exemplare in mehr als 100 Sprachen und Dialekten verkauft. © Egmont Ehapa Media GmbH | Egmont Ehapa Media GmbH
Als 1977 Kollege Goscinny überraschend an einem Herzinfarkt starb, dachte Uderzo über ein Ende für Asterix und Obelix nach. Zwei Jahre lang stellte er die Arbeit ein.
Als 1977 Kollege Goscinny überraschend an einem Herzinfarkt starb, dachte Uderzo über ein Ende für Asterix und Obelix nach. Zwei Jahre lang stellte er die Arbeit ein. © imago | teutopress
Doch die Leser waren damit nicht einverstanden, wie Uderzo später sagte. Er nahm die Arbeit wieder auf und schrieb nun auch die Texte selbst. Uderzo erntete Kritik, weil er nicht die Qualität von Goscinnys Erzählkunst erreichte. Dem Erfolg der Serie tat das jedoch keinen Abbruch.
Doch die Leser waren damit nicht einverstanden, wie Uderzo später sagte. Er nahm die Arbeit wieder auf und schrieb nun auch die Texte selbst. Uderzo erntete Kritik, weil er nicht die Qualität von Goscinnys Erzählkunst erreichte. Dem Erfolg der Serie tat das jedoch keinen Abbruch. © imago | United Archives
Vor rund zehn Jahren begann Uderzo, sich nach und nach aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Vor rund zehn Jahren begann Uderzo, sich nach und nach aus dem Geschäft zurückzuziehen. © imago stock&people | United Archives
2007 entzog er seiner Tochter Sylvie die Geschäftsführung der „Éditions Albert René“, seinem eigenen Verlag, und verkaufte ein Jahr später seine Anteile am Verlag gemeinsam mit Goscinnys Tochter an Hachette.
2007 entzog er seiner Tochter Sylvie die Geschäftsführung der „Éditions Albert René“, seinem eigenen Verlag, und verkaufte ein Jahr später seine Anteile am Verlag gemeinsam mit Goscinnys Tochter an Hachette. © imago | United Archives
Das führte zum Zerwürfnis und jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mit seiner Tochter, die ebenfalls Anteile an dem Verlag hielt. Erst 2014 versöhnten sich Vater und Tochter wieder.
Das führte zum Zerwürfnis und jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mit seiner Tochter, die ebenfalls Anteile an dem Verlag hielt. Erst 2014 versöhnten sich Vater und Tochter wieder. © imago | United Archives
Mit Mitte 80 fiel Uderzo das Zeichnen wegen Problemen mit seiner rechten Hand zunehmend schwerer. Im Oktober 2012 wurde schließlich der Wechsel angekündigt.
Mit Mitte 80 fiel Uderzo das Zeichnen wegen Problemen mit seiner rechten Hand zunehmend schwerer. Im Oktober 2012 wurde schließlich der Wechsel angekündigt. © imago stock&people | United Archives
Deshalb übergab er die Arbeit an der Serie vor rund vier Jahren an ein Nachfolger-Duo: Den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad.
Deshalb übergab er die Arbeit an der Serie vor rund vier Jahren an ein Nachfolger-Duo: Den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad. © imago | United Archives
Die beiden jüngsten Asterix-Bände 35 und 36 „Asterix bei den Pikten“ und „Der Papyrus des Cäsar“ gehen auf ihr Konto und wurden von der Kritik positiv aufgenommen.
Die beiden jüngsten Asterix-Bände 35 und 36 „Asterix bei den Pikten“ und „Der Papyrus des Cäsar“ gehen auf ihr Konto und wurden von der Kritik positiv aufgenommen. © imago stock&people | United Archives
Nach dem Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ allerdings griff Uderzo Anfang 2015 noch einmal zum Zeichenstift: Asterix geht vor Wut auf die Attentäter in die Luft und erklärt „Ich bin auch ein Charlie“.
Nach dem Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ allerdings griff Uderzo Anfang 2015 noch einmal zum Zeichenstift: Asterix geht vor Wut auf die Attentäter in die Luft und erklärt „Ich bin auch ein Charlie“. © imago | United Archives
Auf die Arbeit seiner Nachfolger bei „Asterix und Obelix“ hat Uderzo nach wie vor ein Auge.
Auf die Arbeit seiner Nachfolger bei „Asterix und Obelix“ hat Uderzo nach wie vor ein Auge. © imago | United Archives
„Ich werde weitermachen und kontrollieren, was mit Asterix geschieht, solange ich lebe und gesund bin.“
„Ich werde weitermachen und kontrollieren, was mit Asterix geschieht, solange ich lebe und gesund bin.“ © dpa | epa Maxppp/Daniel Fouray
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Die Franzosen hätten nicht gewusst, wie die wahren Gallier gewesen seien – doch heute finde er, dass die Franzosen ihnen immer mehr gleichen, sagte Uderzo in einem Interview des französischen Radiosenders „Europe 1“. Vor allem deren Art und Weise, die Welt zu sehen und einander zu beschimpfen, ähnle zunehmend jenen ihrer Gallier aus „Asterix“. Was genau er damit meinte, sagte er nicht.

„Asterix“ ist die erfolgreichste französische Comic-Serie

Asterix-Fans wissen, dass die Gallier von Uderzo und Goscinny rau und barbarisch, aber herzlich sind. Der deutsche Literaturwissenschaftler und Publizist Richard Herzinger hat seine Interpretation zur Welt der Gallier in einem Artikel in der „Welt“ beschrieben: „Das kleine gallische Dorf wirkt wie der diametrale Gegenentwurf zu der kosmopolitischen US-Metropole Entenhausen.“ Uderzo hatte das Dorf in die heutige Bretagne verlegt, weil er diese Landschaft noch aus persönlichem Erleben kannte. Er hatte nicht das Geld, weit zu reisen.

Uderzo und Goscinny haben mit „Asterix“ die erfolgreichste französische Comic-Serie geschaffen. Uderzo hat illustriert, Goscinny geschrieben. Die Abenteuer des kleinen Galliers umfassen bislang 36 Alben, ein weiteres soll im kommenden Oktober erscheinen. Mit Band 35 wurde die Serie von dem französisch-schweizerischen Comiczeichner Didier Conrad und dem Texter Jean-Yves Ferri übernommen.

„Charlie Hebdo“: Asterix und Obelix verneigen sich vor den Toten

Nach dem Tod von Goscinny im Jahr 1977 produzierte Uderzo die Alben allein weiter. Doch die Kritik der Fans wurde mit den Jahren immer lauter. Im Oktober 2012 wurde schließlich der Wechsel angekündigt, auch deshalb, weil Uderzo an Arthrose leidet und nicht mehr zeichnen kann. Ratschläge gebe er noch weiterhin, erklärte er.

Auch darüber hinaus ist Uderzo noch im französischen Alltag präsent. Nach dem Terroranschlag auf das Magazin „Charlie Hebdo“ veröffentlichte er 2015 eine Zeichnung, auf der Asterix und Freund Obelix traurig die Helme abnehmen und sich – offensichtlich vor den Toten – verneigen.

Uderzo ist einer der erfolgreichsten Zeichner – trotz Farbenblindheit

Der Asterix-Erfinder wurde 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims geboren. Bereits als 14-Jähriger zeichnete er für einen Pariser Verlag und erfand Figuren wie den jungen Reporter Luc Junior oder den Kaperkapitän Pitt Pistol. Ende der 40er-Jahre gehörte er zu den erfolgreichsten Zeichnern seiner Generation – trotz seiner Farbenblindheit. Doch wohlhabend machten ihn erst die weltweit millionenfach verkauften Abenteuer des kleinen Galliers.

Auch Uderzo hat etwas von seinem Comic-Helden. Er gilt als ebenso streitlustig wie Asterix. In den 90er-Jahren zoffte er sich jahrelang vor Gericht mit dem Verlag Dargaud um die Rechte für die ersten 25 Asterix-Bände. Ab 2008 stritt Uderzo mit seiner Tochter Sylvie. Er hatte seine Anteile dem Großverlag Hachette verkauft und seine Tochter als Chefin des Albert-René-Verlages entlassen. Zuletzt ging es dann darum, dass sie ihn entmündigen lassen wollte, weil sie befürchtete, Bekannte würden seinen Gesundheitszustand für eigene Zwecke ausnutzen.

Heute sei das Kriegsbeil begraben, sagte Uderzo dem Radiosender. Darüber sei er sehr glücklich. Denn jetzt könne er hin und wieder für sein Enkelkind zeichnen. (dpa)