Köln. Sexuelle Gewalt unter Kindern ist nicht selten. Mit einem neuen pädagogischen Konzept will eine Hilfsorganisation Vorbeugung leisten.

Die Kölner Beratungs- und Informationsstelle „Zartbitter“ will über sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen durch andere Kinder und Jugendliche aufklären. In etwa einem Drittel aller Fälle seien Kinder und Jugendliche für sexuelle Übergriffe verantwortlich, sagte die Traumafachberaterin Ilka Villier am Montag in Köln: „Über 50 Prozent der Anfragen bei uns im letzten Jahr bezogen sich darauf.“

Davon betrafen nach ihren Worten 135 Fälle Kinder im Vor- und Grundschulalter. Mit einem Präventionskonzept gegen sexuell grenzüberschreitendes Verhalten von Kindern und Jugendlichen will „Zartbitter“ sich nun verstärkt an Kitas und Grundschulen in Köln wenden.

Zu „Doktorspielen“ gezwungen

Im Theaterstück „Sina und Tim spielen Doktor“ geht es um zwei Kindergartenfreunde, die von einem größeren Jungen dazu genötigt werden, mit ihm Doktor zu spielen. Der große Junge will Handlungen durchsetzen, die Sina und Tim nicht wollen. „Es ist ein sehr liebevoll gestaltetes Theaterstück, das bereits drei- bis vierjährige Kinder ermutigt, ihre persönlichen Grenzen zu vertreten und sich bei Grenzverletzungen Hilfe bei Erwachsenen zu holen“, sagte „Zartbitter“-Leiterin Ursula Enders.

Ein begleitendes Bilderbuch mit dem Titel „Sina und Tim“, das für Kinder ab drei Jahre konzipiert ist, wird nach der Vorstellung an alle Kindergartenkinder verteilt, damit sie sich zu Hause zusammen mit ihren Eltern noch einmal damit beschäftigen können. Das Bilderbuch kann zudem in elf weiteren Sprachen über die „Zartbitter“-Website abgerufen und auf Deutsch über den Buchhandel bestellt werden.

„Sich gegenseitig mal angucken“

Enders erhofft sich durch das Konzept „einen gelasseneren Umgang mit dem Thema“: „Übergriffe gibt es in jeder Einrichtung immer mal wieder.“ In der Regel lasse sich das aber mit pädagogischen Mitteln stoppen. Enders betonte zudem, Kindern müsse auch vermitteln werden, dass es nicht schlimm sei, „sich mal gegenseitig gucken zu lassen“. Das sei ein natürlicher Umgang mit kindlicher Sexualität. Aber es sei wichtig, dabei feste Regeln einzuhalten: „So muss jedes Kind sagen können, dass es das nicht möchte.“ (epd)