Berlin. Früher Privileg der Superreichen, heute fast erschwinglich: In Zeiten niedriger Zinsen sehen viele eine Privatinsel als sichere Anlage.

Flamingos suchen in der seichten Brandung nach Plankton, vom weißen Sandstrand führt ein langer Holzsteg hinaus aufs türkisblaue Meer: Necker Island in der Karibik ist der Inbegriff des Paradieses. Gut nachvollziehbar also, dass Barack Obama (55) das Angebot seines Freundes, des Milliardärs und Unternehmers Richard Branson (66), annahm und sich mit Familie auf dessen sonniger Privatinsel von seiner Präsidentschaft erholte.

Die Zeiten, in denen sich nur Superreiche wie Branson den Traum vom eigenen Eiland erfüllen konnten, sind indes vorbei: Abgelegene Atolle sind mittlerweile schon für den Wert einer Eigentumswohnung zu haben, das Geschäft mit den einsamen Inselchen für jedermann boomt.

Der Markt sei in Bewegung, sagt Inselmakler Farhad Vladi (72). Der deutsch-persische Hamburger hat sich seit den 70er-Jahren auf den Verkauf von Inseln aus Privatbesitz spezialisiert. Stars wie Johnny Depp (53), Nicolas Cage (53) und Dieter Hallervorden (81) zählen zu seinen Kunden. Vladi hat in seinem Leben bereits 2600 Inseln verkauft, jährlich legt er an die 500.000 Flugkilometer zurück, um die kleinen Reiche zu fotografieren und ihren Preis zu taxieren.

Privatinsel als sichere Geldanlage

90 Prozent seiner Kunden sind allerdings keine Promis, sondern „Normal-Wohlhabende“. In Zeiten niedriger Zinsen sehen viele eine Privatinsel als sichere Geldanlage. „Wer sich ein Auto leisten kann, kann sich auch eine Insel kaufen“, sagt Vladi. Zum Beispiel das zwei Fußballfelder große Hollpoint Island vor der ostkanadischen Küste für umgerechnet rund 40.000 Euro.

Bei einem von Vladis wenigen Konkurrenten in der hoch spezialisierten Branche, dem internationalen Maklerzusammenschluss Private Islands Online, gibt es für weniger als 360.000 Euro die Isla Paloma, 45 Flugminuten von Panama City in der Karibik entfernt und inklusive eines voll ausgestatteten Hauses.

Sogar der Kaffeeröster und Allesverkäufer Tchibo nahm vor zwei Jahren vorübergehend Inseln ins Programm – die günstigste gab’s für 60.000 Euro. Längst nicht jede erschwingliche Insel eignet sich indes für eine ganz persönliche Robinsonade. 80 Prozent aller zum Verkauf stehenden Inseln sind schlecht erreichbar und nicht erschlossen, es mangelt am Zugang zu Strom und Wasser. „Abenteurerinseln“ nennt Farhad Vladi diese Kategorie.

Provinz Novia Scotia im Trend

Er kennt Käufer, die sich eine Insel vor Honduras oder Belize zugelegt haben und dann erschrocken feststellten, dass sie sich in diesen Gefilden vor Piraten, Mückenschwärmen und einer belastend hohen Luftfeuchtigkeit schützen müssen. Vladi rät deshalb zu einem Standort in Europa oder Nordamerika. Bei deutschen Inselkäufern liegt die kanadische Provinz Novia Scotia im Trend.

Der Golfstrom sorgt in der Region für milde Winter und sehr warme Sommer, zudem gibt es Direktflüge von Frankfurt aus. ARD-Moderator Jörg Pilawa (51) hat sich dort vor einigen Jahren ein 36.000 Quadratmeter großes Fleckchen namens Hunt Island geleistet. Internationale Promis zieht es dagegen eher in wärmere Gebiete.

David Copperfield besitzt gleich vier Inseln

Vor allem auf die Bahamas: Das Popstar-Pärchen Beyoncé Knowles (35) und Jay Z (47) erholt sich da, ebenso Sängerin Shakira (40). Gleich vier Bahamas-Inseln nennt Magier David Copperfield (60) sein eigen. Wobei er sich nur auf einer davon regelmäßig aufhalten soll – die anderen drei dienen als eine Art Puffer zwischen ihm und dem nächsten bewohnten Ort. Wer in den Besitz einer Insel kommt, ist also in guter Gesellschaft. Mit etwas Glück ist der Traum tatsächlich greifbar – die Lotterie NKL verlost in einer Sonderziehung am 7. Juli eine eigene Insel in einer Wunschregion im Wert von 3 Millionen Euro. Man wird ja noch träumen dürfen . . .