Gauck verteilt Essen an Obdachlose – Einige kennen ihn nicht
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Berlin. Joachim Gauck gibt in einer Bahnhofsmission Essen aus: Den Einsatz hatte der Altbundespräsident während seiner Amtszeit versprochen.
Altbundespräsident Joachim Gauck hat ein Versprechen eingelöst: Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt besuchte er am Mittwoch die Bahnhofsmission am Berliner Bahnhof Zoo und half dort bei der Essenausgabe. Zudem nahmen sich beide viel Zeit, um mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie Besuchern zu sprechen, zu denen viele obdachlose Menschen gehören.
Am 14. Dezember hatte Gauck die Einrichtung noch als Bundespräsident schon einmal besucht und sich tief beeindruckt gezeigt, wie dort Menschen in Not und ohne Wohnung geholfen wird. Beim Abschied hatte er versprochen, wiederzukommen und selbst anzupacken. Es war Gaucks erster öffentlicher Termin nach Ausscheiden aus dem Amt Mitte März.
Kurze Einweisung für Joachim Gauck und Daniela Schadt
Kurz vor 14 Uhr krempelte Gauck die Ärmel hoch und ließ sich in die Arbeit einweisen. Seine Chefin für diesen Hilfseinsatz ist die 30-jährige Xiomara. Gauck hört aufmerksam zu, dann hat er doch noch eine Frage zum Ablauf: „Haben denn alle schon einen Teller?“
Nein, den muss der ehemalige Bundespräsident seinen Gästen natürlich reichen, inklusive Besteck und Serviette. Xiomara weist den neuen Küchenhelfer noch an, Gummihandschuhe anzuziehen, wenn er gleich diverse warme Speisen, Wurst- und Käsebrote, Joghurt und Kuchen ausgeben wird.
Etwa 70 Obdachlose warteten auf Ausgabe
Punkt 14 Uhr öffnen sich die Türen für den ersten Essensdurchgang. Wie jeden Tag warten hier schon etwa 70 Obdachlose, um sich wenigstens einmal am Tag mit einem warmen Essen versorgen zu können. Viele von ihnen kommen jeden Tag hierher.
Deutsche Bundespräsidenten seit 1949
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Dass heute ein ehemaliger Bundespräsident an der Essensausgabe steht, beeindruckt die meisten nicht besonders. „Ich kenne ihn gar nicht“, sagt etwa Reinhard. Ja, vom Bundespräsidenten hätte er schon gehört. Aber dass der Mann hinter dem Tresen so ein Staatsoberhaupt gewesen sein soll, wisse er nicht und interessiere ihn auch nicht, sagt der etwa 70-jährige zierliche Mann.
Ralf aus Frankfurt am Main dagegen sagt: „Das ist schon was Besonderes, dass der Gauck heute hier hilft. Das hat mich angelockt.“ Er habe ihn als Bundespräsident wirklich gemocht. Es sei vor allem die „lockere Art und die Offenheit“, die er an Gauck mag, betont der 55-Jährige, der seit Oktober vergangenen Jahres auf der Straße lebt. Er würde sich freuen, wenn Gauck öfter als Helfer in der Bahnhofsmission auftauchen würde.
Gauck schließt auch weitere Hilfseinsätze in der Berliner Bahnhofsmission nicht aus. „Es kann schon sein, dass Daniela und ich wiederkommen“, so Gauck. Festlegen will er sich allerdings noch nicht. „Es gibt noch so viele andere tolle Typen, die tolle ehrenamtliche Arbeit machen“, betont der Altbundespräsident. Jetzt wo er nicht mehr so eine Fülle an offiziellen Terminen bewältigen muss, wolle er sich noch mehr Hilfsprojekte anschauen und bei dem einen oder anderen auch selbst zum Einsatz kommen, kündigt das frühere Staatsoberhaupt an. (dpa/epd)