Stuttgart/Berlin. Einbruch mit Folgen: Unbekannte sind in Stuttgart an Abituraufgaben gelangt. Neue Aufgaben auch in anderen Ländern sind die Folge.

Einbrecher haben in einem Stuttgarter Gymnasium den Tresor mit den aktuellen Abituraufgaben geknackt. Nun müssen Mathematik- und Englisch-Aufgaben in ganz Baden-Württemberg und auch in einigen anderen Bundesländern ausgetauscht werden, wie das Kultusministerium mitteilte. Den Angaben zufolge haben die Unbekannten in der Nacht zum Dienstag den Tresor aufgebrochen und versiegelte Umschläge geöffnet, die die Aufgaben enthielten.

Was sie damit wollten und ob sie sie möglicherweise abfotografiert haben, war unklar. Gestohlen wurden die Aufgaben nicht. Möglich sei auch, dass die Einbrecher etwas ganz anderes gesucht und dabei nur zufällig die Abituraufgaben gefunden hätten, sagte Ministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Lehrer sollen Aufgaben erst kurzfristig erhalten

Um die Abi-Prüfungen kommen die Schüler trotz des Einbruch nicht herum – stattdessen gibt es neue Aufgaben.
Um die Abi-Prüfungen kommen die Schüler trotz des Einbruch nicht herum – stattdessen gibt es neue Aufgaben. © dpa | Holger Hollemann

Andere Bundesländer sind betroffen, sofern sie die gleichen Aufgaben aus dem bundesweiten Pool gezogen hätten wie Baden-Württemberg, hieß es weiter. Für die Frage, welche Bundesländer das sind, verweist Stuttgart an das koordinierende Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin. Doch dort wird gemauert – keine Auskünfte.

Vom Prozess, wie die Abituraufgaben ausgewählt und gestellt werden, soll zum Schutz der Prüfungen möglichst wenig öffentlich werden. Auch Lehrkräfte sollen die Aufgaben erst möglichst kurz vor den Prüfungen erhalten. Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer (KMK) erklärte am Mittwoch auf Anfrage nur: „Es gibt einen Sicherheitsmechanismus, der in solchen Fällen greift.“

Prüfungen finden mit anderen Aufgaben statt

Das hat auch zur Folge, dass auch in betroffenen Bundesländern wenig von dem Vorfall zu spüren sein wird. Anstelle der vorgesehenen werden nun Ersatzaufgaben aus dem Aufgabenpool ausgegeben. Die Prüfungen könnten trotz allem wie geplant stattfinden, betonte Ministerin Eisenmann.

Erst im März dieses Jahres hatte es einen ähnlichen Vorfall an einem Gymnasium in Niedersachsen gegeben. Ein Sprecher des Kultursministeriums teilte damals mit, dass ein Tresor aufgebrochen worden war. In diesem befanden sich die Aufgaben der schriftlichen Abitur-Prüfung in Politik-Wirtschaft. Zwar wurden auch dort die Aufgaben nicht gestohlen, das Ministerium gab dennoch neue Aufgaben an die Schulen, um einem möglichen Missbrauch entgegenzuwirken.

Schulen in Baden-Württemberg haben Sicherheits-Checkliste

Allein in Baden-Württemberg legen in diesem Frühjahr rund 35.000 Schüler an allgemein bildenden Gymnasien, Kollegs, Abendgymnasien und Waldorfschulen die Abiturprüfungen ab. Bundesweit sind es den Angaben zufolge rund 286.000.

Für den Umgang mit den Abituraufgaben haben alle Schulen in Baden-Württemberg eine Checkliste mit Sicherheitsvorkehrungen bekommen. So müssen die Aufgaben unter anderem verschlossen an einem gesicherten Ort aufbewahrt werden, zu dem nur die Schulleitung Zugang hat. Zugestellt werden sie von einem Paketdienst, der die Lieferung vorher exakt ankündigt. Sobald die Sendung bei ihr eingegangen ist, muss die Schule das melden. (dpa/law/cho)