Berlin. Die Abspaltung Großbritanniens hat eigentlich schon vor 450.000 Jahren begonnen. Warum Politik und Geologie nun Parallelen aufweisen.

Das Brexit-Referendum liegt nun schon neun Monate zurück, vor zwei Wochen hat Großbritannien offziell den Antrag auf den Austritt aus der EU gestellt. Wie lange sich der Prozess hinzieht, können selbst die Beteiligten kaum abschätzen. Wer es böse meint, könnte Parallelen zum echten Brexit ziehen – einem geologischen Ereignis, das sich über 450.000 Jahre hingezogen hat.

So könnte es ausgesehen haben, als aus Wasserfällen die Straße von Dover entstand.
So könnte es ausgesehen haben, als aus Wasserfällen die Straße von Dover entstand. © REUTERS | HANDOUT

Als ersten oder echten Brexit lässt sich die Abspaltung Großbritanniens vom europäischen Festland bezeichnen. Und diese Abspaltung verlief im Nachhinein betrachtet weit katastrophaler als der politische Brexit, wie jüngste Erkenntnisse nahelegen.

Riesige Wasserfälle leiteten Brexit ein

Der anerkannte Geologe Sanjeev Gupta und sein Team haben Sedimente zwischen dem heutigen Frankreich und Großbritannien analysiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass zwei dramatische Ereignisse den echten Brexit herbeigeführt haben. Wie Gupta im Fach-Magazin „Natural Communications“ schreibt, habe vor rund 450.000 Jahren das Überlaufen eines Gletschersees die erste Phase des Brexits eingeleitet. Mehrere Wasserfälle mit Höhen von etwa 100 Metern seien entstanden und hätten so den Boden rund um den See verändert und die Straße von Dover gebildet. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich von Skandinavien bis Großbritannien ein Gletscher Europa. Der Gletschersee lag auf Höhe der heutigen südlichen Nordsee.

Die zweite Phase habe den Forschern zufolge dann vor etwa 160.000 Jahren stattgefunden. Durch den Kalkstein, der heute noch in Dover in England und an der nordfranzösischen Küste zu sehen ist, haben sich Kanäle gefräst. Diese Stromschnellen sprengten quasi Löcher in die südliche Grenze des neuen Wasserbeckens, die ein Kalkrücken war. Die Verbindung zwischen dem europäischen Kontinent und der britischen Insel war zerstört. Was genau diese Sprengung hervorrief, ist unklar. Wie der „Spiegel“ berichtet, käme etwa ein Erdbeben als Ursache infrage.

Dramatische Ereignisse führten auch zum politischen Brexit

Mehrere Stromschnellen führten dazu, dass eine Grenze des Sees durchbrochen wurde.
Mehrere Stromschnellen führten dazu, dass eine Grenze des Sees durchbrochen wurde. © dpa | Sanjeev Gupta and Jenny Collier

Der Geologe Sanjeev Gupta wiederlegt mit seiner neuen Arbeit die These, nach der einzelne Flüsse stetig zum Abbruch Landverbindungen geführt haben. Statt eines langen, stetigen Prozesses sieht Gupta einzelne Ereignisse als Auslöser. Bis das heutige England und Schottland sich jedoch komplett abgespaltet und eine eigene Insel bildeten, dauerte es noch weitere 151.000 Jahre. Erst vor 9000 Jahren sei Großbritannien eine Insel gewesen, so das „Science“-Magazin.

Dass der politische Brexit auch so lange dauern wird, ist höchst unwahrscheinlich, doch Parallelen gibt es trotzdem. Mit dem Referendum und der Erklärung der britischen Regierung zum Austritt gab es bereits zwei dramatische Ereignisse, die zum Brexit führen sollen.

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