Köln. Unter dem Motto „Kein Kölsch für Nazis“ haben sich Kölner Wirte zusammengetan. Titel und Aktionen richten sie bewusst gegen die AfD.

In vielen Kölner Kneipen stehen die Kölsch-Gläser in nächster Zeit auf ganz besonderen Bierdeckeln. Der Grund: Bislang knapp 150 Wirte haben sich zusammengeschlossen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. „Kein Kölsch für Nazis“ ist auf 200.000 Bierdeckeln zu lesen, die in Kölner Kneipen ausgegeben werden. Mit dieser und weiteren Aktionen richten sich die Kölner Wirte besonders gegen eine Partei: die Alternative für Deutschland (AfD).

„Wir waren geschockt, dass sich die AfD ausgerechnet Köln für ihren Parteitag ausgesucht hat“, sagt Markus Hemken, Wirt der Kneipe „Lotta“ und einer der Organisatoren. Köln sei eine so liberale und weltoffene Stadt, da passe die AfD einfach nicht rein. Die AfD richtet ihren Bundesparteitag am 22. und 23. April im Kölner Maritim-Hotel aus.

Große Stapel: 200.000 Bierdeckel mit dem Aufdruck „Kein Kölsch für Nazis
Große Stapel: 200.000 Bierdeckel mit dem Aufdruck „Kein Kölsch für Nazis" werden in den kommenden Wochen in Köln verteilt. © Kein Kölsch für Nazis | Kein Kölsch für Nazis

Neuauflage nach neun Jahren

„Wir sehen uns da als Wirte in der Pflicht“, sagt Hemken. Auch die anstehenden Wahlen und die hohe Zahl von Anschlägen auf Flüchtlingsheime hätten ihn und seine Mitstreiter dazu bewegt, eine Kampagne neu aufleben zu lassen, die 2008 schon einmal für Aufsehen gesorgt hat. Damals mobilisierten die Kölner Wirte unter dem Motto „Kein Kölsch für Nazis“ insbesondere gegen die rechtsextreme Bürgerbewegung Pro Köln.

Unter den Wirten sei lange debattiert worden, ob der Slogan wieder zum Einsatz kommt, nun da der Fokus auf der AfD liegt, sagt Hemken. „Man kann die AfD-Politiker auch als Rechtspopulisten bezeichnen, aber letztlich haben wir uns gegen diesen Euphemismus entschieden.“

Veranstaltungen als Teil der Kampagne

Der Wirt begründet das beispielsweise mit den Aussagen von Björn Höcke zum Holocaust-Mahnmal. Der thüringische AfD-Politiker hatte Mitte Januar in einer Rede davon gesprochen, dass die Deutschen das einzige Volk der Welt seien, das sich „ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“. „Wenn das nicht faschistisch ist, dann weiß ich auch nicht“, sagt Wirt Hemken.

Neben der Bierdeckel-Aktion planen die Wirte in den kommenden Wochen auch zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Lesungen. „Kölsch ist unsere Sprache, unser Lebensgefühl“, sagt Hemken. Das wolle man mit Rechten nicht teilen.

Hotelkette will AfD nicht mehr als Gast

Der Parteitag der AfD in dem Kölner Maritim hatte bereits zu einem Boykottaufruf und einem Shitstorm gegen die Hotelkette geführt. Kölner Karnevalsstars hatten gegen das Treffen in der Domstadt protestiert. „Köln stand, steht und soll immer stehen für Weltoffenheit, Toleranz und nicht zuletzt Nächstenliebe“, heißt es in einer Erklärung, die Bands wie die Bläck Fööss, Brings, Höhner oder Paveier und Comedians wie Marc Metzger oder Bernd Stelter unterzeichnet hatten. Sie kritisieren, dass der fremdenfeindlichen Partei eine Bühne geboten würde. Das Unternehmen hatte später mitgeteilt, die AfD sei künftig nicht mehr erwünscht. (kge)