Essen. Drei Jugendliche wurden für den Anschlag auf einen Sikh-Tempel zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Ihr Motiv: Hass auf „Ungläubige“.

Den Sprengstoffanschlag auf den Essener Sikh-Tempel im April 2016 wertet das Landgericht Essen als islamistisch motivierten versuchten Mord. In der nicht öffentlichen Urteilsverkündung schickte es am Dienstag drei Jugendliche aus Essen, Gelsenkirchen und Schermbeck für mehrere Jahre ins Gefängnis. Bei dem Attentat war ein 60 Jahre alter Priester der Gemeinde schwer verletzt worden, zahlreiche Menschen schwebten in Lebensgefahr.

Der Gelsenkirchener Yusuf T. (17) muss laut Urteil der Jugendstrafkammer sieben Jahre in Haft. Er gilt als Anführer der Gruppe, die sich Ende 2015 im Internet gegründet und Anschläge auf „Ungläubige” geplant hatte. Yusuf T., der selbst aus Sicht von IS-Vertrauten als unberechenbar und blutgierig galt, war es auch, der am 16. April 2016 den selbstgebastelten Sprengsatz vor dem Eingang des Tempels der Sikh-Gemeinde zündete.

Tolgan I. am stärksten islamistisch radikalisiert

Mohamad B. (16) aus Essen hatte T. auf diesem Weg zwar begleitet, gilt aber eher als Mitläufer. Die Gutachter in der Verhandlung hatten ihm eine unterdurchschnittliche Intelligenz bescheinigt. Er soll sechs Jahre und neun Monate ins Gefängnis.

Tolgan I. (17) aus Schermbeck ist der Angeklagte, der aus Sicht der Ermittler am stärksten islamistisch radikalisiert ist. Vor Ort war er bei dem Anschlag nicht. Für ihn hält die Jugendstrafkammer wegen Verabredung zum Mord sechs Jahre für erforderlich, erklärte am Dienstag Richter Volker Uhlenbrock. Alle Angeklagte hatten sich in dem seit Dezember laufenden Prozess zwar vom Islamismus distanziert, manchen Prozessbeteiligten galt das aber als Lippenbekenntnis.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.