Medellín. Im Auftrag von Drogenboss Pablo Escobar tötete „Popeye“ 250 Menschen. Nun will er in die Politik – und den Kokainhandel legalisieren.

  • Ein Auftragsmörder von Kolumbiens Drogenboss Pablo Escobar will in die Politik
  • Nach mehr als 23 Jahren ist er aus dem Gefängnis entlassen worden
  • Velásquez alias „Popeye“ ist ein scharfer Kritiker des kolumbianischen Präsidenten

Er hat als Auftragsmörder in Diensten von Kolumbiens Drogenboss Pablo Escobar 250 Menschen erschossen und Tausende weitere Verbrechen koordiniert. Nun will Jhon Jairo Velásquez alias „Popeye“ in die Politik.

„Ja, ich will Senator werden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Medellín. Nach mehr als 23 Jahren Gefängnis war er entlassen worden, weil er bei der Aufklärung der Taten des Medellín-Kartells mit der Justiz kooperiert hat. Sein Leben wurde verfilmt. Im April will der Streaming-Anbieter Netflix, der schon die „Narcos“-Reihe über Escobar ausstrahlte, die Serie zeigen.

„Popeye“ ist scharfer Kritiker von Präsident Santos

„El general de la mafia“ – „Der Generea der Mafia“ – ist auf „Popeyes“ Unterarm zu lesen.
„El general de la mafia“ – „Der Generea der Mafia“ – ist auf „Popeyes“ Unterarm zu lesen. © dpa | Georg Ismar

Der 54-Jährige polarisiert, Medellíns Bürgermeister Federico Gutiérrez warnte jüngst vor einer Verherrlichung der Verbrechen. In Kolumbien wird 2018 gewählt. Velásquez pocht darauf, dass wegen der geplanten politischen Betätigung von Ex-Mitgliedern der Farc-Guerilla die Gesetze so geändert werden, dass Amnestieregelungen ausgeweitet werden und auch verurteilte Straftäter kandidieren können. Bisher ist das im Rahmen einer Sonderjustiz nur für Farc-Mitglieder möglich.

Velásquez alias „Popeye“ ist ein scharfer Kritiker von Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos und bezeichnet ihn als „korrupt“. Auf Twitter mischt er sich in Debatten ein, nimmt kein Blatt vor den Mund.

Rückhalt in Armenvierteln

Blumen am Grab von Drogenboss Pablo Escobar.
Blumen am Grab von Drogenboss Pablo Escobar. © dpa | Georg Ismar

Jüngst beschwerte er sich über die Unsicherheit in Medellín, nachdem er überfallen worden war. Das Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla hält er für zu soft. Er will aber auch die Korruption bekämpfen. Und im Kampf gegen den Kokainhandel, der ihn einst reich machte und der von Gewalt geprägt ist, lautet sein Rezept, es zu legalisieren – um den Teufelskreislauf zu durchbrechen.

Velásquez betont, mit Opfern seiner Verbrechen das Gespräch gesucht und für seine Taten gebüßt zu haben. Rückhalt hat er vor allem in Armenvierteln von Medellín, die einst vom Kartell unterstützt wurden. (dpa)