Herne. Der mutmaßliche Mörder eines Neunjährigen in Herne ist noch immer nicht gefasst. In den Kitas gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen.

Wo ist Marcel H.? Die Polizei fahndet nach wie vor unter Hochdruck nach dem mutmaßlichen Mörder des neunjährigen Jungen. Insbesondere aus Herne und Wanne-Eickel gebe es zahlreiche Meldungen von Menschen, die den Tatverdächtigen gesehen haben wollen, berichtet die Polizei. In Herner Schulen und Kitas herrscht derweil große Anspannung.

Auch wenn es noch immer keine heiße Spur gibt: Es sei „gut und wichtig“, wenn die Menschen weiterhin Auffälligkeiten meldeten oder Hinweise auf den Täter machten, sagt Artschwager. Die Fahndung konzentriere sich aufs Ruhrgebiet, weil der Tatverdächtige bisher „sehr ortsbehaftet“ und wenig mobil gewesen sei. Die Polizei schließt aber auch nicht aus, dass Marcel H. sich umgebracht hat – so wie er es am Montag im Internet angekündigt hatte.

Gedenkgottesdienst in der Grundschule

Mit diesem Foto fahndet die Polizei Bochum nach Marcel H., der verdächtigt wird, den neunjährigen Jungen in Herne ermordet zu haben.
Mit diesem Foto fahndet die Polizei Bochum nach Marcel H., der verdächtigt wird, den neunjährigen Jungen in Herne ermordet zu haben. © dpa | Polizei Bochum

Die Laurentiusschule an der Gahlenstraße, Grundschule des getöteten Jungen, hielt am Mittwoch eine interne Andacht ab. Am kommenden Mittwoch werde in der Schule ein Gedenkgottesdienst stattfinden, sagt Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg. An den anderen Herner Grundschulen laute das Motto „zurück zur Normalität“, so der Sprecher der für die Herner Schulen zuständigen Behörde.

Von Normalität kann allerdings noch keine Rede sein. So hat das Jugendamt die städtischen Kindergärten aufgefordert, mit den Mädchen und Jungen drinnen zu spielen und die Außenbereiche nicht zu nutzen.

Polizeipräsenz auf Schulwegen

Eine ähnliche Empfehlung hatte es am Dienstag für die Pausen in den Herner Grundschulen gegeben. Am Mittwoch sei diese Empfehlung nicht wiederholt worden, so Söbbeler. Durch Regenpausen seien zahlreiche Schüler aber sowieso in den Gebäuden geblieben. Um das Sicherheitsgefühl von Kindern und Eltern zu stärken, habe die Polizei am Mittwoch in Herne mehr Präsenz auf Schulwegen gezeigt, berichtet Polizeisprecher Artschwager.

Für Aufregung sorgte am Dienstagabend ein Polizeieinsatz an der Rottstraße in Baukau. „Wir haben zufällig erfahren, dass die Bandidos ein großes Treffen mit 200 Personen im Vereinsheim planen“, sagt Frank Lemanis, Presse-Chef der Bochumer Polizei, auf Anfrage. Daraufhin habe man einige Kräfte dorthin geschickt.

Großeinsatz bei den Bandidos

Die Polizei geht Hinweisen auf den Verdächtigen aus Herne nach.
Die Polizei geht Hinweisen auf den Verdächtigen aus Herne nach. © dpa | Marcel Kusch

Die Polizei sei mit „rund 40 Einsatzfahrzeugen“ und „circa 100 Mann“ aufgetaucht, „um sich zu erkundigen, ob wir uns sammeln... Und ob wir gleich Jagd auf Herrn H. machen würden“, meldeten sich die Rocker – zu denen auch der Stiefvater des Jungen zählen soll – später im Internet auf Facebook zu Wort. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz und dem Tod des Jungen gibt, bestätigte die Polizei allerdings nicht: „Die Gründe des Treffens sind unklar“, so Lemanis.

Grundsätzlich würden bei Hinweisen auf Rockertreffen „entsprechende Kontrollmaßnahmen durchgeführt“, um die Anwohner zu schützen und Konfrontationen mit gegnerischen Gruppen zu verhindern. Vor Ort habe man aber nur etwa zehn Personen angetroffen – der Hinweis sei „also offenbar eine Finte“ gewesen. Man habe keine Feststellungen machen können.

Führungswechsel bei Ermittlungen der Polizei

Das Land hat derweil die Weichen für die polizeilichen Ermittlungen in dem Mordfall neu gestellt. Das Innenministerium habe das bisher nicht beteiligte Polizeipräsidium Dortmund mit der Leitung in dem Herner Mordfall beauftragt, sagt Lemanis. Sie seien zwar noch dabei, ermittelten künftig aber unter Führung Dortmunds.

Hinweise auf den Täter nimmt nach wie vor die Polizei Bochum unter der Telefonnummer 0234/909 4761 entgegen. Zu den Hintergründen dieser Maßnahme war am Mittwochnachmittag vom NRW-Innenministerium keine Stellungnahme zu erhalten.

Dieser Text erschien zunächst auf waz.de.