Washington. Elon Musk hat angekündigt, Menschen zum Mond bringen zu wollen. Er und seine Raumfahrt-Firma SpaceX verfolgen einen straffen Zeitplan.

Vielleicht wollen sie nur das erste private Selfie im All schießen, vielleicht Pink Floyds Jahrhundert-Album „Dark Side of the Moon“ exklusiv am Originalschauplatz anhören. Über die Motive der zwei Erdenbewohner, die der amerikanische Technologie-Tausendsassa Elon Musk mit seiner Raumfahrt-Firma SpaceX Ende nächsten Jahres auf eine einwöchige Rundreise um den Mond schicken will, ist bislang nichts bekannt. Aber allein die Ankündigung des ersten kommerziellen Touristen-Fluges zum knapp 390.000 Kilometer entfernten Trabanten elektrisiert fast 50 Jahre nach der ersten bemannten Nasa-Mondmission Apollo 8.

Das liegt vor allem an Musk selber. Der 45-Jährige Multimilliardär, einst Chef des Bezahldienstes Paypal, liefert in seinem eigentlichen Hauptberuf – Visionär – verlässlich Schlagzeilen. Sei es der Elektroauto-Konzern Tesla, das blitzschnelle Personenbeförderungssystem Hyperloop, die als Maßnahme gegen den Stau gedachte Untertunnelung Los Angeles’ oder die stolze Ambition, bereits 2025 Menschen auf den Mars zu fliegen – der Multiunternehmer fühlt sich regelmäßig für die ganz großen Ideen zuständig.

SpaceX will 2018 auch Astronauten ins All bringen

SpaceX, die von ihm 2002 gegründete Raumfahrtfirma, sieht sich der neuen Aufgabe gewachsen. Das Unternehmen hat nach schweren Rückschlägen (zwei Raketen explodierten) Erfolge vorzuweisen. Erst am vergangenen Wochenende transportierten Musks Leute wieder tonnenweise Fracht zur Internationalen Raumstation ISS. Im nächsten Jahr will SpaceX für die staatliche US-Raumfahrtagentur Nasa, die seit 2011 noch nicht wieder über einen eigenen „Fuhrpark“ im All verfügt, auch Astronauten dorthin bringen.

Multimilliardär und Visionär: Elon Musk.
Multimilliardär und Visionär: Elon Musk. © dpa | Paul Buck

Erlebnishungrige Menschen mit dickem Geldbeutel in den Weltraum zu schicken, liegt da als Werbemaßnahme und Einnahmequelle fast nahe. Über die Pioniere (oder Pionierinnen) lässt Musk nur Schemenhaftes heraus. Dass sie sich kennen. Dass sie eine ordentliche Anzahlung auf den Fahrpreis geleistet haben, der laut Insidern bei der Nasa „bis zu 120 Millionen Dollar pro Nase“ betragen könnte. Dass sie bereits Körper und Geist für die gut 650.000 Kilometer lange Reise ertüchtigen. Und dass sie „nicht aus Hollywood kommen“.

Musk betonte bei der Vorstellung der Reisepläne, dass der letzte bemannte Raumflug zum Mond mit der Apollo 17-Mission 1972 stattfand. „Wie die Astronauten vor ihnen werden auch diese beiden Menschen mit den Hoffnungen und Träumen der Menschheit in den Weltraum reisen, angetrieben vom universellen Geist der Entdeckung.“

Technik für Mondreise muss noch getestet werden

Damit wäre der Spannungsbogen gezogen. Stellt sich die Frage nach Technik und Zeitplan. Für die exklusive Mitfahrgelegenheit ins All sind zwei Komponenten vorgesehen, die bisher noch nie selbst unbemannt getestet wurden: eine Rakete vom Typ „Falcon Heavy“. Und eine Raumkapsel vom Typ „Dragon Version 2“.

Beides soll im Laufe dieses und Anfang nächsten Jahres geschehen. Die Zeit bis zum Start des Touri-Fluges gilt aus Sicht von Nasa-Mitarbeitern darum als „verdammt knapp, wenn man alle Risiken beherrschbar haben will“. Musk weiß um die Symbolwirkung der Premiere: „Wir werden alles zu, um das Risiko zu minimieren. Aber es wird nicht bei null liegen.“

Donald Trump macht Druck auf die Nasa

Dass der mediengewandte Unternehmer gerade jetzt den Fokus auf den Mond legt (Musk hatte zuletzt mehr über den Mars gesprochen), könnte nach Ansicht von Raumfahrt-Experten mit dem neuen Präsidenten zusammenhängen. Donald Trump hat die Nasa sanft gedrängt, bei den eigenen Unternehmungen Tempo zu machen. Konkret: Ein für 2018 unbemannt geplanter Testflug mit der neuen Orion-Raumkapsel soll, wenn technisch vertretbar, gleich bemannt stattfinden.

Trump, so erzählt es der führende Präsidenten-Historiker Douglas Brinkley, schwebt vor, in Sachen Weltraum an den Ehrgeiz von Vorgänger John F. Kennedy anzuknüpfen. Unter dessen Führung betrat Neil Armstrong 1969 als erster Mensch den Mond.

Experten halten Zeitplan für unrealistisch

Mit Musk, der den Präsidenten als Mitglied eines erlauchten Gremiums von Wirtschaftsführern berät, könnten sich Schnittmengen ergeben. Da SpaceX nach Angaben von Fachleuten technisch avancierter ist als die Nasa, sei Teamarbeit denkbar. Musks Unternehmen könnte Milliardenaufträge des Staates bekommen.

Ein komplikationsloser Werbe-Flug mit zwei Super-Reichen würde auch Musks Rivalen im Weltraum-Geschäft (Google-Gründer Larry Page, Amazon-Boss Jeff Bezos oder Virgin-Tycoon Richard Branson) unter Druck setzen. Trotzdem gehen Raumfahrt-Kenner wie Jonathan McDowell davon aus, dass Elon Musk wieder „mehr verspricht, als er halten kann“. Vor 2020 rechnet er nicht mit dem ersten Touristen-Flug zum Mond.