Münster. Seit 2014 hat die Uni Münster Doktorarbeiten von Medizinern untersucht. Nun sind die Urteile gefallen. Die Hinweise kamen aus dem Netz.

  • Die Internetplattform Vroni-Plag hatte die Uni Münster 2014 auf viele Plagiats-Verdachtsfälle hingewiesen
  • Nun hat die Universität ihre Untersuchungen abgeschlossen und acht Doktortitel entzogen
  • Auch ein Professor muss Konsequenzen tragen

Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Plagiats-Verdachtsfälle an der Universität Münster hat die Hochschule Konsequenzen gezogen. In acht Fällen sei Medizinern wegen Abschreibens ihr Doktortitel entzogen worden, sagte ein Universitäts-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

In 14 weiteren Fällen gab es eine Rüge für Mängel bei der wissenschaftlichen Arbeit. Einem Betreuer von Doktorarbeiten wurden nach dem Nachweis von zwei Plagiatsfällen Finanz- und Personalmittel bis auf die Grundausstattung gestrichen. Die Uni wirft dem Doktorvater „schweres wissenschaftliches Fehlverhalten“ vor. Zuerst hatten die „Westfälischen Nachrichten“ über die Konsequenzen berichtet.

Untersuchungskommission im Mai 2014 eingesetzt

Die Internetplattform Vroni-Plag hatte die Westfälische Wilhelms-Universität Münster vor knapp drei Jahren mit einer auffälligen Häufung von Verdachtsfällen konfrontiert. Jetzt sei die Aufarbeitung der Plagiatsfälle an der medizinischen Fakultät abgeschlossen, sagte der Sprecher. Die im Mai 2014 eingesetzte Untersuchungskommission habe alle Fälle untersucht und dem zuständigen Fachbereichsrat einen Vorschlag unterbreitet, sagte Sprecher Norbert Robers.

Die Untersuchungskommission war auch mit externen Experten besetzt. Die Hochschule wollte mit diesem Schritt jeden Verdacht auf Befangenheit ausschließen.

Nutzen die Ärzte die Titel noch für das Praxisschild?

Der CSU-Politiker Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg stolperte 2011 über seine plagiierte Doktorarbeit.
Der CSU-Politiker Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg stolperte 2011 über seine plagiierte Doktorarbeit. © imago/IPON | imago stock&people

Nicht alle der untersuchten Fälle, die bis ins Jahr 2005 zurückreichen, sind rechtskräftig. Am Verwaltungsgericht Münster sind Klagen gegen den Entzug von Doktor-Titeln anhängig. Bei den anderen Fällen sollen in den Bibliotheken ausliegende Dissertationen mit einem Stempel über den Titel-Entzug gekennzeichnet werden. „Es wird auch konkret überprüft, ob die Mediziner ihre Titel zum Beispiel am Praxisschild noch nutzen“, so die Auskunft der Uni Münster.

Ein hartes Vorgehen gegen Plagiate liege im Interesse der gesamten Wissenschaft und der ehrlichen Promovierenden, sagte Rektor Johannes Wessels. An der Uni mit rund 44.000 Studenten werden in jedem Jahr rund 770 Doktorarbeiten geschrieben.

Neue Promotionsordnung erlassen

Als Lehre aus den Plagiatsfällen hat der Fachbereich Medizin beispielsweise die Beratung der Doktoranden intensiviert und eine neue Promotionsordnung verabschiedet, in der sich die Doktoranden und Doktorväter zu einer intensiven Zusammenarbeit verpflichten. „Das sind wichtige Signale an die Kandidaten“, sagt Robers.

Dissertationen müssen auch digital abgegeben werden, damit die Uni die Arbeiten besser auf kopierte Stellen untersuchen kann. Außerdem sei die Hochschule ständig auf der Suche nach besserer Software, um die eingereichten Arbeiten auf Plagiate abklopfen zu können.

Mehrere prominente Fälle

Nach einer Reihe von Titel-Entzügen bei Prominenten wie den Politikern Karl-Theoder zu Guttenberg (CSU, Uni Bayreuth) im Jahr 2011 und Annette Schavan (CDU, Uni Düsseldorf) 2013 hatte Vroni-Plag die Uni Münster im Mai 2014 mit 23 Fällen aus der Medizin konfrontiert. Bereits im Mai 2013 entzog die Uni Münster zwei Juristen die Titel. (dpa)