Berlin. Die US-Arzneimittelbehörde warnt vor einem homöopathischen Mittel. Es könnte für den Tod von zehn Kleinkindern verantwortlich sein.

Sie enthalten keinen Wirkstoff, der eine Krankheit heilt, dennoch sind homöopathische Mittel bei vielen Patienten äußerst beliebt. Sie erwarten sich von den kleinen Kügelchen einen Placebo-Effekt, der sie auch ohne Arznei heilt. Da die Mittel meist kaum Nebenwirkungen enthalten, nehmen viele die Mittel bedenkenlos.

Doch manche homöopathische Mittel könnten gefährlicher sein, als es angenommen wird: Die US-Arzneimittelsicherheitsbehörde FDA hat eine Warnung für homöopathische Präparate herausgegeben, die Kleinkindern die Schmerzen beim Zahnen nehmen sollen. Derzeit prüft die Behörde, ob die Tabletten Schuld am Tod von zehn kleinen Kindern in den USA sind.

Giftstoff in Tabletten gefunden

Normalerweise wird bei homöopathischen Mitteln der Wirkstoff so stark verdünnt, bis er nicht mehr in den Medikamenten nachweisbar ist. Bei den nun kritisierten Präparaten der Pharmafirma Hyland‘s war das nicht immer der Fall.

Die Kügelchen wurden auf Basis der giftigen Schwarzen Tollkirsche, auch Belladonna genannt, hergestellt. Entgegen des eigentlichen Prinzips enthielten manche der homöopathischen Tabletten nach Untersuchung der FDA einen zu hohen Anteil des giftigen Wirkstoffs.

400 Fälle bekannt

Die kirschgrossen, schwarzglänzenden Beeren der Tollkirsche sind hochgiftig. Sie wird auch Belladonna, Wolfskraut oder Todeskraut genannt.
Die kirschgrossen, schwarzglänzenden Beeren der Tollkirsche sind hochgiftig. Sie wird auch Belladonna, Wolfskraut oder Todeskraut genannt. © imago/Harald Lange | imago stock&people

„Die Reaktion von Kindern unter zwei Jahren auf die Inhaltsstoffe der Schwarzen Tollkirsche sind unvorhersehbar und stellen ein unnötiges Risiko für Babys und Kleinkinder dar“, sagt Janet Woodcock von der FDA. Sie rate Eltern davon ab, die Tabletten an ihre Kinder zu geben. Der Behörde sei zudem keinerlei gesundheitlicher Nutzen der Mittel bekannt.

Eine erste Warnung gegen die homöopathischen Mittel fürs Zahnen gab die FDA bereits 2010 heraus. Seitdem erhielt die Behörde mehr als 400 Meldungen wegen Nebenwirkungen von Mitteln fürs Zahnen auf Belladonna-Basis. Die meisten davon waren schwerwiegend, sagte die FDA-Sprecherin Lindsay Meyer dem US-Fernsehsender CNN. Die betroffenen Kinder litten nach Behördenangaben unter Krämpfen, Zittern, Fieber, Kurzatmigkeit und Lethargie.

In Deutschland keine Gefahr

Für deutsche Nutzer von Homöopathie besteht keine Gefahr, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Donnerstag.

„Mit Blick auf den Patientenschutz gibt es in Deutschland weitergehende Regelungen, die gewährleisten, dass die Sicherheit von homöopathischen Arzneimitteln vorab durch das BfArM geprüft wird“, sagte er. Vergleichbare Fälle seien hierzulande so nicht denkbar. (cla)