Tel Aviv. Mit einem Extra-Katalog spricht Ikea in Israel eine strengreligiöse jüdische Minderheit an. Fotos, die Frauen zeigen, wurden entfernt.

Das Einrichtungshaus Ikea hat in Israel eine Broschüre für strengreligiöse Juden aufgelegt – ohne Frauen und Mädchen auf den Bildern. Das Produkt sei „speziell für die Haredi-Gemeinschaft angefertigt, in dem Versuch, diese Minderheit in Israel zu erreichen“, teilte der Ikea-Einzelhandel-Manager in Israel, Schuki Koblenz, am Donnerstag mit. Auf den Bildern sind nur Männer und Jungen zu sehen, auch wenn es um Familiensituationen geht.

Die Broschüre sorgt allerdings für Aufregung im Netz. „Wo ist die Mutter auf diesem Bild hingegangen?“ zitierte die Zeitung „Times of Israel“ einen Nutzer zu einem Bild mit einem Familienessen. „Oh, das ist großartig. Ich wusste nicht, dass es Familien mit Alleinerziehenden auch im Haredi-Sektor gibt“, schrieb ein anderer. Im Internet verbreiteten Nutzer das Cover des Katalogs häufig in leicht abgeänderter Form: ein kleines durchgestrichenes Frauen-Icon ziert in Tweets die Titelseite.

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Im normalen israelischen Katalog auch Frauen und Mädchen

„Wir sind uns bewusst, dass Menschen sich darüber aufregen und dass diese Veröffentlichung nicht dem entspricht, für was Ikea steht“, sagte Koblenz. „Wir entschuldigen uns dafür.“ Der normale Katalog des schwedischen Möbelhändlers Ikea sei in Israel derselbe wie überall sonst, also auch mit Frauen und Mädchen auf den Bildern.

In Israel sind rund zehn Prozent der 8,6 Millionen Menschen ultraorthodoxe Juden. Sie leben zum Teil auch in eigenen Städten und Vierteln, wie Mea Shearim in Jerusalem. Grundsätzlich widmen sich die Männer dem religiösen Studium, die Frauen gehen arbeiten. Mädchen und Frauen tragen Röcke und züchtige Kleidung mit langen Ärmeln und geschlossene Schuhen. Verheiratete Frauen bedecken ihr Haar mit einem Tuch oder einer Perücke.

2013 gab Ikea frauenlosen Katalog für Saudi-Arabien heraus

Es ist nicht das erste Mal, dass Ikea einen Katalog ohne Frauen-Abbildungen herausgibt. In der Ausgabe von 2013 hatte das Einrichtungshaus aus der saudi-arabischen Version Abbildungen von Frauen entfernt, um staatliche Vorschriften zu erfüllen, berichtete damals der „Spiegel“.

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In Israel werden in Zeitungen, auf Webseiten und in andere Medien der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft Bilder von Frauen schon seit langem herauszensiert. Für Aufsehen sorgte etwa die Zeitung „Hamevaser“, die 2015 Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Frauen aus einem Foto vom Trauermarsch für die Pariser Terroropfer herausretuschierte. In den vergangenen Jahren habe sich diese Praxis auch auf Kataloge ausgeweitet, hieß es. (dpa/epd/jkali)