Berlin. Das Home-Office kann ungesünder sein als der Job im Firmenbüro. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt nun eine neue Untersuchung.

Die Büroarbeit von zuhause aus erledigen? Kein Problem. Internet, Email und Cloud-Dienste machen den Weg in die Firma überflüssig. Die sogenannte Telearbeit, so denken viele, mindert den Stress und sorgt dafür, dass sich Job und Privatleben leichter miteinander verbinden lassen. Eine neue Studie sagt nun: Die Realität sieht anders aus.

Eine Untersuchung der Internationalen Organisation für Arbeit ILO der Vereinten Nationen besagt, dass Telearbeit leicht zu Schlaflosigkeit und wachsendem Stress führen kann. Zuerst hatte die britische Tageszeitung „Independent“ darüber berichtet.

Auch Arbeitnehmer in Deutschland untersucht

Für die Studie mit dem Titel „Arbeit jederzeit, an jedem Ort – Auswirkungen auf die Arbeitswelt“ analysierten Wissenschaftler die Arbeitsgewohnheiten von Arbeitnehmern in einer Reihe von Ländern, darunter Deutschland, USA, Großbritannien, Italien, Schweden, Argentinien, Brasilien, Indien und Japan. Einbezogen wurden drei Gruppen von Angestellten: Menschen, die regelmäßig von zuhause arbeiten; „hoch mobile“ Mitarbeiter, die von verschiedenen Arten außerhalb des Büros arbeiten; solche Menschen, die ihre Arbeitszeit auf Büro und Zuhause aufteilen.

Das Ergebnis: Alle drei Gruppen erwiesen sich als anfälliger für Krankheiten und schlechtes Wohlbefinden als Angestellte, die entweder immer oder zumindest in der Regel im Büro arbeiten. So hatten 42 Prozent der „hoch mobilen“ Angestellten und der regelmäßig zuhause arbeitenden Probanden mit Schlaflosigkeit zu kämpfen – ein Phänomen, das bei den im Büro arbeitenden Angestellten nur bei 29 Prozent auftrete. Und 41 Prozent in der Gruppe der „hoch Mobilen“ klagten über Stress. In der Vergleichsgruppe der Büroarbeiter seien es dagegen nur 25 Prozent.

„Grenze zwischen Job und Privatleben verschwimmt“

„Diese Studie zeigt, dass der Einsatz moderner Kommunikationstechnik eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht, gleichzeitig aber die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen lässt”, sagte Jon Messenger, Co-Autor der ILO-Studie.

„Es ist besonders wichtig, auf die Problematik zusätzlicher Arbeit in der Privatwohnung hinzuweisen, die durch den Einsatz moderner Kommunikationstechnik entsteht und als eine Art unbezahlte Überstunden angesehen werden könnte“, betonte auch Oscar Vargas von der Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound), die die Studie mit initiiert hatte. Arbeitnehmern müsse „ein Minimum an Pausen“ zugestanden werden, um negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu vermeiden.