Washington. Nach wochenlanger Dürre brauchte der US-Bundesstaat Kalifornien Wasser. Doch nun wird genau dieses Regenwasser zum großen Problem.

„Schnell zwei Koffer gepackt, Ehemann und Kinder ins Auto verfrachtet und dann nichts wie weg.“ Wie Adriana Weidmann aus Marysville ging es am Sonntagabend vielen im Norden des US-Westküstenstaats Kalifornien.

Wegen eines geborstenen Überlaufkanals an einem der größten Staudämme Amerikas wurden auf Drängen der Behörden rund 200.000 Anwohner, die unterhalb von Lake Oroville leben, zur Evakuierung aufgerufen. „Das ist keine Übung“, beschrieb Gouverneur Jerry Brown die Ernsthaftigkeit der Lage.

Wasserstrom zerstört Betonwände

Rund 200.000 Menschen wurden wegen der drohenden Überflutung in Sicherheit gebracht – und unter anderem mit Feldbetten versorgt.
Rund 200.000 Menschen wurden wegen der drohenden Überflutung in Sicherheit gebracht – und unter anderem mit Feldbetten versorgt. © dpa | Joel Angel Juarez

Die brenzlige Situation war nach wochenlangen Regenfällen entstanden, die das notorisch von Dürre geplagte Kalifornien so dringend benötigt. Das Wasser-Reservoir des Damms, dessen Staumauer 235 Meter hoch ist, füllte sich bis zum Rand. Zur Entlastung ließ die Wasserbehörde DWR pro Sekunde fast 3000 Kubikmeter Wasser ab. Dabei platzten am regulären Überlaufkanal Teile der Betonverschalung ab. Techniker stellten zudem ein Loch fest.

Auch ein zweiter „Spillway“ (Not-Abfluss) konnte die Wassermassen nicht mehr kontrolliert in Richtung „Feather River“ lenken. In den Zentralen der zuständigen Landbezirke von Yuba bis Butte wurde Alarm ausgelöst. „Wenn die Kanäle brechen, droht ganzen Landstrichen auf zig Meilen die Überflutung“, sagte Sheriff Kory Honea.

Evakuierung führte zu Verkehrschaos

Nach dem Aufruf der Behörden zur Evakuierung setzte ein Verkehrschaos ein. Tausende steckten auf den Straßen in Richtung Süden fest. Wie die Lokalzeitung „Sacramento Bee“ berichtete, entspannte sich die Lage am Montag vorübergehend. Mit Hilfe von Gesteinsbrocken, die aus Helikoptern abgeworfen werden, wollten die Behörde das riesige Leck stopfen. Da in den kommenden Tagen weitere Unwetter mit starken Niederschlägen drohen, so Gouverneur Brown, „ist die Gefahr noch lange nicht gebannt“.