Arnstein. Nach dem Fund von sechs toten Teenagern in einer Gartenlaube in Arnstein bei Würzburg suchen die Ermittler immer noch nach Antworten.

Am Montagabend ist es normalerweise still und leer in der Kirche St. Nikolaus in Arnstein. Dieses Mal nicht. Immer wieder kommen Menschen in das Gebäude, um eine Kerze anzuzünden. Sie wollen der sechs jungen Menschen gedenken, die am Sonntagmorgen tot in einer Gartenlaube gefunden worden waren. Auf einer Tafel steht „Zeit für Trauer, Erinnern, Gebet“. Für diesen Abend ist eine ökumenische Trauerfeier geplant. Die Einladung richtet sich ausdrücklich an Angehörige und Freunde der Toten, wie eine Seelsorgerin der Pfarrgemeinde sagte.

Und nicht nur in der Kirche trauern die Menschen von Arnstein, sondern auch in der Bäckerei Höreder, in der die nun tote Rebecca P. ihre Ausbildung gemacht hat. In der Werkstatt, in der Felix K. arbeitete. Und bei der Feuerwehr, deren Einsatzkräfte am Unglücksort waren. Feuerwehr-Kommandant Jürgen Illek bringt es auf den Punkt: Er sagte der „Mainpost“, er habe in seiner langen Dienstzeit schon viele Tote gesehen. „So etwas Schlimmes habe ich aber noch nie erlebt“, fügt er hinzu.

Polizei bestätigt Tod von sechs Jugendlichen in Gartenlaube in Arnstein

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    Lebensrettende Maßnahmen kamen zu spät

    Nach Angaben des zweiten Arnsteiner Bürgermeisters Franz-Josef Sauer (CSU) stammen drei der Opfer direkt aus Arnstein, darunter das Geschwisterpaar Rebecca und Florian. Die drei anderen jungen Männer stammen aus angrenzenden Landkreisen. „Es ist für uns ein schwerer Schicksalsschlag, so viele junge Menschen zu verlieren“, sagt Sauer. „Dem betroffenen Vater in die Augen zu sehen – das kann man in keiner Schule lernen.“ Er meint damit den Mann, der die Toten fand.

    Der Vater hatte sich am Sonntag auf den Weg zu der Gartenlaube gemacht, nachdem er seine Kinder, die dort mit Freunden Rebeccas 18. Geburtstag feiern wollten, telefonisch nicht erreichen konnte. Als er ankam, fand er die leblosen Körper der sechs jungen Menschen. Für lebensrettende Maßnahmen war es bereits zu spät.

    Leichen werden obduziert

    Die genauen Umstände sind nach wie vor unklar, wie Polizeisprecher Björn Schmitt unserer Redaktion sagte. Die Ermittlungen zur Unglücksursache habe noch am Sonntag vor Ort die Kriminalpolizei Würzburg in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft übernommen. „Hinweise, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten würden“, sagte Schmitt, „liegen bislang jedoch nicht vor.“

    Die Leichen der 18- und 19-Jährigen sollten noch am Montag obduziert werden. Angeordnet wurden außerdem Blutuntersuchungen „auf etwaige körperfremde Stoffe“, wie die Würzburger Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei mitteilten. Die Ermittlungen würden „aufgrund der Vielzahl der Verstorbenen und des Umfangs der erforderlichen Untersuchungen“ noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Solange werde es noch keine Gewissheit über die Ursachen geben. Fest steht nur, dass die Polizei keine Verletzungen bei den Opfern feststellen konnte.

    Vergiftung durch Kohlenmonoxid?

    Die Polizei will sich an Spekulationen nicht beteiligen. Am wahrscheinlichsten gilt derzeit die Theorie einer Kohlenmonoxidvergiftung. In der Hütte befindet sich nach Angaben der Polizei ein Holzofen, der auch während der Geburtstagsfeier genutzt worden sei. In der Nacht zu Sonntag war es draußen bitterkalt: elf Grad unter null. Wenn der Kamin verstopft war, durch Schnee oder Laub, dann konnte sich das gefährliche, geruchlose Gas ausbreiten.

    Auch die Angaben der Ersthelfer deuten in diese Richtung. Feuerwehrmann Illek hatte in der Erstmeldung noch angegeben: „Verdacht auf Gasaustritt“. Allerdings habe einer der jungen Männer offenbar eine Lehre als Schornsteinfeger begonnen gehabt. Als solcher hätte er die Gefahr einer Vergiftung kennen müssen. (mit dpa)