Berlin. In Neuss ist ein möglicher Komplize des Mannes verhaftet worden, der in Wien einen Anschlag geplant haben soll. Vieles ist noch unklar.

Nach der Verhaftung eines Terrorverdächtigen in Wien am Freitag hat die Polizei im rheinischen Neuss einen möglichen Komplizen festgenommen, der einen Anschlag in Deutschland geplant haben soll. Der Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), Frank Scheulen, bestätigte am Sonntagabend in Düsseldorf, dass am Vortag eine Wohnung in Neuss durch Spezialeinsatzkräfte durchsucht und ein Mann und eine Frau festgenommen worden seien. Die Frau sei inzwischen wieder auf freiem Fuß, während gegen den Mann Haftbefehl erlassen worden sei. Ihm werde die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen.

Das Verfahren hat laut Scheulen die Staatsanwaltschaft Düsseldorf übernommen und das LKA mit den Ermittlungen beauftragt. Die Bundesanwaltschaft hat zurzeit nicht vor, die Ermittlungen gegen den in Neuss verhafteten Terrorverdächtigen an sich zu ziehen.

Hinweise kamen von Ermittlern aus Österreich

Derzeit sei nicht beabsichtigt, die Ermittlungen zu übernehmen, sagte am Sonntagabend ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe. Anders wäre es, wenn sich der Verdacht der Mitgliedschaft oder Unterstützung einer Terrorvereinigung bestätigen würde, etwa bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).

Ein Hinweis auf die Personen in Neuss sei von den Kollegen aus Österreich gekommen. Der Verdacht habe sich in kurzer Zeit so verdichtet, dass es zu der Durchsuchung der Wohnung und den Festnahmen gekommen sei.

Zusammenhang mit möglicherweise vereiteltem Anschlag in Wien

„Focus Online“ berichtete aus Justizkreisen, der in Neuss verhaftete Mann solle einen Bombenanschlag auf Polizisten und Bundeswehrsoldaten in Deutschland geplant haben. Er habe in engem Kontakt mit dem in Wien verhafteten mutmaßlichen Islamisten gestanden. Der Terrorverdächtige aus Wien habe in Neuss als Gast bei dem Festgenommenen übernachtet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf.

Beide sollen in der Neusser Wohnung mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert haben. Bei der vorübergehend festgenommenen weiblichen Person handele es sich um die Ehefrau. Es seien Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt worden.

IS-Kontakt noch nicht bestätigt

Die österreichischen Behörden hatten am Freitag einen 17-jährigen Terrorverdächtigen in Wien festgenommen. Er steht im Verdacht, einen Terroranschlag in Österreichs Hauptstadt geplant zu haben. Ausländische Geheimdienste hätten den Behörden Hinweise über einen etwaigen Anschlag im Januar gegeben, erläuterte Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka am Freitagabend. Der Mann sei daraufhin überwacht und in einer Wiener Wohnung von der Polizei festgenommen worden. Bei dem Festgenommenen handle es sich um einen österreichischen Staatsbürger mit albanischem Hintergrund.

Laut Innenministerium gibt es zudem Hinweise auf einen dschihadistischen Kontext des in Wien wohnhaften Mannes. Ob der Mann Kontakte zur Extremisten-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) habe, müsse noch analysiert werden. (rtr/dpa)