Verona. Für 16 Schüler und Lehrer endet die Skifreizeit mit einem grausamen Tod. Die Polizei sucht nun die Ursache des schweren Busunglücks.

Die Flammen, die aus dem brennenden Reisebus hochstiegen, leuchteten kilometerweit. Auf der Straße bewegten sich brennende Menschen wie lebende Fackeln. „Der Bus ist eine Feuerfalle geworden. Menschen sind lebendig verbrannt. Das werde ich nie vergessen“, sagte ein Augenzeuge.

Ein anderer mit Tränen in den Augen: „Die Menschen auf der Autobahn sind ausgestiegen. Es gab ein schreckliches Geschrei. Schüler, die es ins Freie geschafft hatten, waren in Panik und schrien. Es waren unmenschliche Szenen.“ Am Morgen danach ist nur ein ausgebranntes, verkohltes Skelett an der Unfallstelle geblieben, die noch weiträumig abgesperrt ist.

Meisten Insassen waren Jugendliche

Kurz nach 23 Uhr in der Nacht zum Sonnabend war auf der Autobahn A4 bei der norditalienischen Stadt Verona ein Reisebus gegen einen Brückenpfeiler gerast und völlig ausgebrannt. Beim Aufprall wurden viele der Insassen aus dem Fahrzeug geschleudert, andere verbrannten. 16 Menschen, die meisten Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, starben. 23 weitere sind zum Teil schwer verletzt. Insgesamt sollen 54 Personen im Bus gewesen sein.

Es waren Schüler und Lehrer des Budapester Gymnasiums Szinyei Merse Pál, die durch Norditalien auf dem Heimweg von einer Skireise in Frankreich waren. Die meisten von ihnen schliefen, als der Bus auf den Brückenpfeiler prallte. „Wir sind vom Krach des Reifens, der über den Fahrbahnrand schlitterte, wach geworden. Dann knallte es. Wir haben einen der kleinen Nothammer genommen, die Scheibe zerschlagen und sind geflohen“, berichtete einer der Überlebenden.

Lkw-Fahrer warnte Busfahrer mit Lichthupe

Einer der Lehrer liegt mit schweren Brandwunden im Krankenhaus von Verona, schwebt jedoch nicht in Lebensgefahr. Er soll ein wichtiger Zeuge sein, um den Hergang des Unglücks zu rekonstruieren. Denn was genau hatte die „Hölle“, von der die Augenzeugen berichten, verursacht? Warum prallte der Bus auf den Brückenpfeiler, warum geriet der Bus so schnell in Brand? Und: Warum konnten die Insassen nicht auf die Straße fliehen?

Nach einer ersten Rekonstruktion der italienischen Polizei ist der Reisebus aus bisher ungeklärten Gründen von der Fahrbahn abgekommen. Andere Fahrzeuge waren nicht in den Unfall verwickelt. Ein slowenischer LKW-Fahrer will den Reisebus einige Kilometer vor dem Unfallort gesehen haben und erklärte, ein Rad sei beschädigt gewesen und er habe noch versucht, den Busfahrer mit einer Lichthupe zu warnen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Auch der ermittelnde Polizeikommandant, Girolamo Laquanati, spricht von einem möglichen technischen Defekt. Als Unfallursache will er aber auch Müdigkeit, vielleicht einen Sekundenschlaf des Fahrers, nicht ausschließen. Dieser These geht auch die Staatsanwaltschaft nach.

Der Reisebus wurde durch den Aufprall seitlich an die Leitplanke geschleudert. Das war wohl der Grund, warum die Türen sich nicht mehr öffnen ließen. Die Insassen mussten die Scheiben zerschlagen und aus den Fenstern fliehen. Wer verletzt war und es nicht schaffte, verbrannte lebendig im Bus. Ein Jugendlicher soll versucht haben, seinen Mitschülern zu helfen, schlug geistesgegenwärtig eine Scheibe mit einem Hammer ein. Doch er schaffte es nicht und starb in den Flammen.

Verletzter Lehrer rettete mindestens 13 Schüler

Der Lehrer, der jetzt mit Verbrennungen im Krankenhaus liegt, rettete mindestens 13 Schüler: Er schlug eine Scheibe ein und half ihnen zu entkommen. Das bestätigte auch die ungarische Generalkonsulin in Italien, Judit Tifanny, die der Zeitung „Corriere della Sera“ sagte: „Der Lehrer hat sich in die Flammen geworfen und die Schüler gerettet. Er sagte mir noch, dass er nach dem Aufprall riesige Flammen gesehen hat, dann Rauch, der schnell in das Innere des Reisebusses drang.“ Ungeklärt ist, warum der Reisebus sofort in Flammen aufging.

Das Unglück sei eine „riesige Tragödie“ sagte der Bürgermeister von Verona, Flavio Tosi. Er sicherte den Angehörigen seine volle Unterstützung zu. Der Schock sitzt tief in Budapest: Am Abend versammelten sich Hunderte Menschen vor dem betroffenen Gymnasium. Sie legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verhängte für Montag Staatstrauer.