Rom. Im verschütteten Berghotel in Italien sind am Freitag Überlebende gefunden worden. Vier Kinder sind bereits aus dem Schnee gerettet.

  • Nach dem Lawinenunglück in Italien haben Helfer am Freitag acht Überlebende gefunden
  • Das Berghotel Rigopiano in den Abruzzen war komplett verschüttet worden, die Rettungskräfte hatten kaum Hoffnung
  • Der Zivilschutz hat zwei Tote bestätigt, in Medienberichten ist von vier Todesopfern die Rede

Retter haben nach dem Lawinenunglück im italienischen Erdbebengebiet mehrere Überlebende in dem verschütteten Hotel gefunden. Am Abend wurden drei Kinder aus den Schneemassen geholt.

Bereits zuvor hatten Einsatzkräfte sechs Menschen nach rund 40 Stunden aus den Trümmern retten können. Unter ihnen war auch ein Kind, wie der Zivilschutz bestätigte. Medien sprachen von einem „Wunder“. Die Mutter und ihr Sohn seien in gutem Zustand, sagte ein Sprecher der Behörde. Nach offiziellen Angaben haben mindestens neun Menschen das schwere Unglück überlebt. Medien sprachen sogar von zehn Überlebenden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dutzende Menschen wurden am Abend noch vermisst, der Zivilschutz hoffte aber auf weitere Überlebende. „Wir haben diese Hoffnung immer gehabt“, sagte Zivilschutz-Chefin Titti Postiglione am Freitag. Nachdem am Vormittag die ersten Überlebenden gefunden worden waren, sei die Hoffnung gestiegen. 135 Rettungskräfte waren laut Postiglione am Freitag rund um das Hotel Rigopiano im Einsatz. Die Helfer, unter ihnen Lawinenexperten, arbeiteten unter sehr riskanten Bedingungen.

Menschen könnten in „Luftsäcken“ überleben

Die gewaltige Lawine hatte am Mittwoch das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano nach einer Erdbebenserie komplett verschüttet und Teile mitgerissen. Nach Aussage des Hoteldirektors waren bis zu 35 Menschen in dem Gebäude. Auch mehrere Kinder wurden vermisst. Das Rigopiano liegt auf 1200 Metern Höhe am Fuß des bis über 2900 Meter hohen Bergmassivs Gran Sasso. Es ist nur etwa 45 Kilometer von der Adriaküste entfernt.

Lawine verschüttet Hotel in Italien

Nach den Erdbeben kam die Lawine: In Mittelitalien ist auch ein Supermarkt durch die Schneemassen zerstört worden.
Nach den Erdbeben kam die Lawine: In Mittelitalien ist auch ein Supermarkt durch die Schneemassen zerstört worden. © REUTERS | STRINGER
Die Stadt Stadt Penne in Mittelitalien ist schwer von den Erdbeben und der Lawine getroffen worden.
Die Stadt Stadt Penne in Mittelitalien ist schwer von den Erdbeben und der Lawine getroffen worden. © REUTERS | STRINGER
Der Schnee liegt meterhoch in den Straßen.
Der Schnee liegt meterhoch in den Straßen. © REUTERS | STRINGER
Schlimm hat es ein Berg-Hotel getroffen. Es ist verschüttet worden. Dabei sind auch viele Menschen ums Leben gekommen.
Schlimm hat es ein Berg-Hotel getroffen. Es ist verschüttet worden. Dabei sind auch viele Menschen ums Leben gekommen. © dpa | Vigili del Fuoco
Im Hotel „Rigopiano“ im Abruzzen-Ort Farindola sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht zu Donnerstag etwa 30 Menschen aufgehalten haben.
Im Hotel „Rigopiano“ im Abruzzen-Ort Farindola sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht zu Donnerstag etwa 30 Menschen aufgehalten haben. © dpa | Italian Finance Police/AP
Die Schneelawine drang bis ins Innere des Hauses vor, wie die von den Rettungskräften veröffentlichen Bilder zeigen.
Die Schneelawine drang bis ins Innere des Hauses vor, wie die von den Rettungskräften veröffentlichen Bilder zeigen. © dpa
Die eingeschlossenen Menschen hatten mit SMS nach Hilfe gerufen, wie italienische Medien berichten. Laut Nachrichtenagentur Ansa wurden zwei Menschen gerettet, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Freien aufgehalten haben sollen.
Die eingeschlossenen Menschen hatten mit SMS nach Hilfe gerufen, wie italienische Medien berichten. Laut Nachrichtenagentur Ansa wurden zwei Menschen gerettet, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Freien aufgehalten haben sollen. © dpa | Guardia Di Finanza
Die Helfer mussten sich mit Schaufeln einen Weg ins Innere des Hotel bahnen.
Die Helfer mussten sich mit Schaufeln einen Weg ins Innere des Hotel bahnen. © dpa
Die Rettungskräfte rückten schon am späten Mittwochabend in die Bergregion vor.
Die Rettungskräfte rückten schon am späten Mittwochabend in die Bergregion vor. © dpa | Italian Finance Police/AP
Schneemassen und Kälte erschwerten die Rettungsarbeiten.
Schneemassen und Kälte erschwerten die Rettungsarbeiten. © dpa
Bei Tageslicht wurden die Helfer in Farindola schließlich von einem Hubschrauber unterstützt.
Bei Tageslicht wurden die Helfer in Farindola schließlich von einem Hubschrauber unterstützt. © dpa | Matteo Guidelli
Dieses Foto zeigt ein Räumfahrzeug in Amatrice. Der Ort war vor fünf Monaten von einer verheerenden Erdbebenserie getroffen und stark zerstört worden.
Dieses Foto zeigt ein Räumfahrzeug in Amatrice. Der Ort war vor fünf Monaten von einer verheerenden Erdbebenserie getroffen und stark zerstört worden. © dpa | Vigili del Fuoco
Polizisten brachten am Mittwoch eine ältere Frau in Montereale in Sicherheit. Der Ort war das Epizentrum von drei schweren Erdstößen.
Polizisten brachten am Mittwoch eine ältere Frau in Montereale in Sicherheit. Der Ort war das Epizentrum von drei schweren Erdstößen. © dpa | Claudio Lattanzio
Eine Frau sitzt in einer Notunterkunft in Capitignano.
Eine Frau sitzt in einer Notunterkunft in Capitignano. © dpa | Claudio Lattanzio
Allein am Mittwoch wurde die Region von drei Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 5 erschüttert.
Allein am Mittwoch wurde die Region von drei Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 5 erschüttert. © dpa | Claudio Lattanzio
1/15

Die Retter wollten am Freitag auch die Hoffnung auf weitere Überlebende nicht aufgeben. „Theoretisch könnten sie auch in diesen sehr schwierigen Wetterbedingungen überleben, wenn sich irgendwo in dem weggefegten Hotel ,Luftsäcke’ gebildet haben, aber es ist sehr schwierig“, hatte der Bergretter Walter Milan der Nachrichtenagentur Ansa gesagt.

Lawinengefahr weiterhin hoch

In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag zum Teil meterhoch. Augenzeugen sprachen von apokalyptischen Szenen am Unglücksort. Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. Es kam aber kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen. Der Bekannte eines Überlebenden hatte zudem erzählt, er habe einen Notruf abgesetzt, aber niemand habe ihm geglaubt.

Der Chef der Bergwacht von Roccaraso, Lorenzo Gagliardi, sagte der Zeitung „La Repubblica“, das letzte noch freie Stück Straße endete acht Kilometer vom Hotel entfernt. Die ersten Retter mussten sich in der Nacht zu Donnerstag auf Skiern zum Unglücksort vorkämpfen und kamen dort gegen 04.30 Uhr an. „Da war fast nichts mehr, nur ein weißer Hügel“ erzählte Gagliardi.

Dann habe man 50 Meter entfernt vom Hotel ein Auto mit laufendem Motor gesehen. Darin hätten sich die beiden Überlebenden verkrochen und mit der Autoheizung warm gehalten.

25-Jähriger nach drei Tagen aus dem Schnee gerettet

In der Abruzzenregion kommt die Erde seit einem schweren Beben im August mit etwa 300 Toten nicht zur Ruhe. Nach den neuen Erdstößen diese Woche wurden viele Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten. Am Freitag wurden in Acquasante Terme nördlich von Amatrice sechs Menschen mit einem Hubschrauber in Sicherheit gebracht, wie Ansa meldete.

Die älteste der Geretteten war eine Frau von 90 Jahren. In der gleichen Gemeinde wurde ein 25-jähriger Viehzüchter nach drei Tagen vom Heer aus dem Schnee gerettet. „Ihm geht es gut, aber die Tiere sterben“, sagte Bürgermeister Sante Stangoni. Am Wochenende soll sich das Wetter bessern. (dpa)