Berlin. Schnee, Eis und an manchen Orten chaotische Zustände und Tote: Eine Kältewelle lässt die Menschen in weiten Teilen Europas bibbern.

Nicht nur Deutschland leidet derzeit unter einem strengen Winter. Während die Menschen in den Alpen Schnee und Kälte gewöhnt sind, sind die Strände an der italienischen Adria-Küste oder auf griechischen Inseln seltener von weißen Flocken bedeckt.

Türkei: Wegen heftiger Schneestürme in der türkischen Millionenmetropole Istanbul ist der Bosporus für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Die Sichtweite auf der Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer war zeitweise unter 100 Meter gefallen. Auch die Bosporusfähren zwischen der europäischen und der asiatischen Seite Istanbuls stellten zeitweise den Verkehr ein. Hunderte Flüge wurden gestrichen. Die Nachrichteagentur Anadolu berichtete am Samstag, stellenweise seien in Istanbul über Nacht bis zu 40 Zentimeter Schnee gefallen.

Auf dem Bosporus haben die Fähren ihren Betrieb eingestellt.
Auf dem Bosporus haben die Fähren ihren Betrieb eingestellt. © REUTERS | MURAD SEZER

Griechenland: Klirrende Kälte auch in Hellas. Im Norden Griechenlands herrscht seit Freitag Dauerfrost. Die Thermometer in der Hafenstadt Thessaloniki zeigten am Samstag um die Mittagszeit minus sieben Grad Celsius. Am schlimmsten leiden Tausende Migranten und Flüchtlinge auf den Inseln, die in Zelten ausharren müssen. Zahlreiche Landstraßen waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie die Polizei mitteilte. Eine dünne Schneedecke lag auf den Stränden zahlreicher Touristeninseln. Auch im Zentrum Athens herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Italien: Vor allem die Mitte und der Süden Italiens sind von Schnee, Eis und Kälte betroffen. In Florenz wurde am Samstag bei Minusgraden ein toter Obdachloser gefunden. Möglicherweise trug die Kälte zum Tod bei. Insgesamt war von fünf Kältetoten in den letzten Tagen die Rede, die Behörden bestätigte diese Zahl jedoch am Samstag zunächst nicht. Schnee fiel nicht nur in den eher bergigen Erdbebengebieten in den Regionen Marken, Umbrien, Abruzzen und Latium, sondern selbst an den Küsten. Betroffen war vor allem die Adria-Küste. Selbst in Städten wie Bari und Brindis fiel Schnee. Fotos zeigten Touristenattraktionen wie die Trulli-Kegelbauten in Alberobello in Apulien und die Welterbestadt Matera weiß überzuckert - ein seltenes Schauspiel. Am Sonntag soll sich die Lage entspannen.

Im Erdbebengebiet in Italien sind die Überreste eingestürzter Häuser mit Schnee bedeckt.
Im Erdbebengebiet in Italien sind die Überreste eingestürzter Häuser mit Schnee bedeckt. © dpa | Emiliano Grillotti

Ungarn: In Ungarn war es so kalt wie seit fünf Jahren nicht mehr. In der Ortschaft Tesa (Bezirk Pest) im Norden des Landes wurden Samstagfrüh minus 23,7 Grad gemessen, wie der Meteorologische Landesdienst mitteilte. Die Höchsttemperaturen am Tag lagen zwischen minus 12 und minus 5 Grad Celsius.

Österreich und Schweiz: In weiten Teilen der Alpen in der Schweiz und in Österreich herrschte am Wochenende nach Angaben der Lawinenwarndienste „erhebliche Lawinengefahr“. Im Schweizer Kanton Wallis wurde am Freitag ein 28-Jähriger Skifahrer aus Frankreich von einem 400 Meter langen Schneebrett in den Tod gerissen. Im Tiroler Skigebiet Fieberbrunn überlebte ein deutscher Wintersportler am Freitag einen Lawinenabgang, wie die Polizei am Wochenende mitteilte.

Frankreich: In Frankreich wurde es am Wochenende vor allem im Norden und im Osten eiskalt. In der Region um Straßburg an der Grenze zu Baden-Württemberg lag die Temperatur am Samstag teilweise bei bis zu minus 13 Grad. Der französische Wetterdienst warnte vor Glatteis und Schneefall. In mehr als 30 Departements galt erhöhte Alarmstufe. Mehrere Städte hatten in Turnhallen Schlafplätze für Obdachlose eingerichtet. In der Nacht zum Sonntag soll es nach den Erwartungen der Meteorologen wieder wärmer werden und das Glatteis-Risiko sinken.

Niederlande: Bei rund 330 Glätteunfällen in den Niederlanden wurden am Samstag mehrere Menschen verletzt. Ein Autofahrer kam ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Eisregen habe Straßen in weiten Teilen des Landes in Rutschbahnen verwandelt, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt. Auch im Bahnverkehr sorgte Eisregen für Störungen.

Tschechien: Der Frost hat auch Tschechien fest im Griff. In Prag fand eine Polizeistreife am Samstag unter einer Brücke die Leiche eines Obdachlosen, der in der Nacht erfroren war. In der Gemeinde Hradistko in Mittelböhmen brachen zwei Männer auf dem Eis eines Sees ein. Für einen der beiden kam die Hilfe der Rettungskräfte zu spät, er starb an Unterkühlung. Es soll Alkohol im Spiel gewesen sein. (dpa)

Minusgrade malen Winterlandschaft in Bayern

weitere Videos