Washington. Nach dem Amoklauf in den USA wird mehr über den mutmaßlichen Täter bekannt. Das FBI soll von einer psychischen Störung gewusst haben.

Der Amoklauf eines 26-jährigen ehemals im Irak stationierten US-Soldaten am internationalen Flughafen von Fort Lauderdale im Bundesstaat Florida geht möglicherweise auf eine schwere psychische Störung zurück. Bei dem Angriff wurden fünf Menschen getötet, acht wurden verletzt.

Die Ermittler schlossen aber am Samstag auch nicht komplett aus, dass die Tat des in New Jersey geborenen und lange Zeit auf Puerto Rico beheimateten Esteban Santiago einen terroristischen Hintergrund haben könnte. „Wir wissen noch zu wenig“, sagte ein Polizeisprecher.

Waffe hatte der mutmaßliche Täter legal im Gepäck

Der Todesschütze, der sich nach dem Blutbad in der Gepäckabfertigung von Terminal 2 am Freitagmittag von der Polizei widerstandslos festnehmen ließ, soll am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden. Ob er sich in den bisherigen Vernehmungen zu seinem Motiv geäußert hat, ist nicht bekannt.

Santiago war von Anchorage (Alaska) über Minneapolis (Minnesota) nach Fort Lauderdale nördlich von Miami geflogen. Er besaß eine legal im Gepäck aufgegebene und ordnungsgemäß deklarierte halbautomatische Waffe plus Munition. Nach der Landung nahm er seine Tasche an einem Extra-Schalter in Empfang, ging auf die Toilette, lud seine Pistole und eröffnete wahllos das Feuer.

Santiago hatte Medaille für seine Einsätze erhalten

Bei der Tat reagierte er laut Augenzeugen abgeklärt und wortkarg. Als das Magazin leergeschossen war, legte er die Waffe ab und ließ sich festnehmen. Am Flughafen brach zwischenzeitlich Panik aus. Hunderte Fluggäste versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Mehrere Fernsehsender zeigten die teilweise chaotischen Zuständen live. Der Flugverkehr brach komplett zusammen.

Bei der Durchleuchtung seines Lebenslaufs stellten die Fahnder fest, dass Santiago eine schwierige militärische Laufbahn hinter sich hat. Er war 2011 zehn Monate lang im Irak stationiert, absolvierte dort Kampfeinsätze und wurde mit einer Medaille geehrt. Laut einer Tante war Santiago danach anders. „Es war so, als ob er den Verstand verloren hätte“.

FBI hatte ihn überprüft

2014 trat er der Nationalgarde in Alaska bei, wo er eine Freundin und ein gemeinsames Kind hat. Wegen schlechter Führung wurde er dort im Sommer vergangenen Jahres entlassen. Sein gestiger Zustand muss sich danach rapide verschlechtert haben.

Vor etwa zwei Monaten wandte sich Esteban Santiago an die Außenstelle der Bundespolizei FBI in Anchorage. Er klagte darüber, „Stimmen zu hören“, die ihn dazu animiert hätten, dem Terror-Netzwerk Islamischer Staat beizutreten, berichtete der zuständige FBI-Agent George Piro. Außerdem kontrolliere die Regierung seine Gedanken und zwinge ihn IS-Videos anzuschauen.

Santiago war zwei Wochen Stationär untergebracht

Das FBI alarmierte nach Überprüfung die örtliche Polizei, die Santiago davon überzeugte, sich in in ärztliche Obhut zu begeben. Nach Angaben des Bruders, Bryan Santiago, der sich gegenüber US-Medien äußerte, erhielt Esteban Medikamente und war zwei Wochen stationär untergebracht. Der Ausgang der Therapie ist nicht bekannt. Ebenso, warum Esteban Santiago im Lichte seiner offenkundigen psychischen Störung die Lizenz zum Tragen einer Waffe nicht vorübergehend entzogen wurde.