Frankfurt/Main. Auf dem Flughafen Frankfurt ist ein Passagier-Bus mit einem Kofferfahrzeug kollidiert. Das wirft die Frage nach der Sicherheit auf.

Die Reise war eigentlich schon glücklich zu Ende gegangen: Das Flugzeug aus Barcelona war sicher gelandet, ein Bus sollte die Passagiere nur noch kurz vom Flugzeug zum Terminal 1 bringen. Dann krachte es: Der Bus stieß mit einem Kofferfahrzeug zusammen. Drei Menschen wurden bei dem Unfall schwer verletzt, acht leicht. Am schlimmsten traf es den Fahrer.

Er wollte gegen 8.40 Uhr beim Gate A20 auf die Fahrstraße einbiegen, wie die Polizei berichtet. Dabei kam es zu dem Zusammenstoß mit einem sogenannten Elektroschlepper, dem Zugfahrzeug eines Koffertransporters. Durch den Aufprall kam der Bus mit 75 Passagieren an Bord nach rechts von der Fahrspur ab und kollidierte mit einer Baustellenabsicherung. Der 45 Jahre alte Busfahrer wurde dabei eingeklemmt. Die Feuerwehr musste den Mann aus dem Fahrzeug befreien.

Mehrere Personen verletzt

Auch der 42-jährige Fahrer des Elektroschleppers erlitt schwere Verletzungen. Durch den Aufprall wurden mehrere Passagiere verletzt, einer von ihnen schwer. Die Maschine aus Barcelon hatte rund 200 Gäste an Bord gehabt. Die Reisenden sind laut Lufthansa mit mehreren Bussen zum Flughafengebäude gebracht worden.

Der Flugbetrieb war nach Angaben des Airportbetreibers Fraport durch den Unfall am Freitag nicht beeinträchtigt. Laut Fraport-Sprecher Dieter Hulick ist der Unfall nicht dem Wintereinbruch geschuldet.

Einige Passagiere konnten trotz des Unfalls ihre Weiterreise antreten. Laut Polizei ist es nicht auszuschließen, dass sich die Zahl der Verletzten noch erhöht. Die Schwerverletzten wurden in ein Krankenhaus gebracht.

Im Flughafen-Vorfeld gelten eigene Regeln

Immer mehr Flüge werden mit Vorfeldbussen abgewickelt. Rund 40 Prozent der Positionen im Frankfurter Flughafen seien Außenpositionen, also nur mit dem Bus erreichbar, erklärt Sprecher Hulick. Das sei im Europavergleich leicht überdurchschnittlich. Die längste Strecke für die 85 Gelenkbusse beträgt zehn Kilometer. In den größten passen 90 Passagiere. „Es ist Aufgabe der Flughafensicherheit und auch des Fahrers, darauf zu achten, dass die Zahl nicht überschritten wird“, sagt Hulick. Für jeden Bus sind die maximalen Stehplätze gesondert ausgewiesen.

Die Anforderungen an die Fahrer für die Tätigkeit am Flughafen sind hoch. Zunächst brauchen sie den Busführerschein Klasse D, wie ihn jeder Linienbusfahrer besitzt, dann einen Vorfeldführerschein, den jeder vorweisen muss, der eines der insgesamt fast 5000 Flughafenfahrzeuge in Frankfurt steuert. Wer Passagiere befördert, bekommt eine 21-tägige Zusatzausbildung.

Nicht der erste Fall in Frankfurt

Doch welche Verkehrsregeln gelten auf dem Flughafen? Zunächst greift auch dort die Straßenverkehrsordnung, zusätzlich setzen die Betreiber eigene Standards fest, die sich an europäischen Richtlinien orientieren. Die zwei wichtigsten Regeln: Ein Flugzeug hat immer Vorfahrt. „Eine Rollbahn muss sofort geräumt werden, wenn sich eine Maschine nähert“, sagt der Frankfurter Ausbilder Jens Peters. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt immer 30 Kilometer. An den Fahrkorridoren entlang der Terminalpositionen muss Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Auch herrscht striktes Rauch- und Alkoholverbot.

Der Berliner Flug-Sicherheitsexperte Siegfried Niedek hält die Standards für ausreichend. „Schließlich herrscht auch in den Linienbussen keine Anschnallpflicht und es gibt Stehplätze“, sagt er. Er beobachte jedoch, dass viele der stehenden Passagiere sich nicht festhalten, oft weil sie abgelenkt sind durch ihr Smartphone: „Es wäre sinnvoll, in der Willkommensdurchsage im Bus auch mehrsprachig darauf hinzuweisen, sich festzuhalten, am besten an vertikalen Streben.“

Notfallübung in Frühjahr 2016

Am Frankfurter Flughafen ist es nicht der erste Fall dieser Art. 2014 stieß ein Kleinbus mit einem Gepäck-Transporter zusammen, fünf Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Wenige Wochen davor waren elf Menschen verletzt worden, als ein Bus einen Schlepper rammte. Im Januar 2011 fuhr ein Busfahrer im Frankfurter Flughafen in eine Menschengruppe, als er die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Eine Frau kam ums Leben, drei Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Fahrer bekam eine Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung.

Im Frühjahr 2016 fand für den im Bau befindlichen Berliner Flughafen BER eine Notfallübung statt, bei der ein Zusammenstoß eines Airbus mit einem voll besetzten Bus simuliert wurde. 1400 Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Notarzt und Polizei nahmen teil, es war eine der größten Notfallübungen dieser Art in Deutschland.