Butler wird britischer Exportschlager – vor allem in China
•
Lesezeit: 4 Minuten
Von Hendrik Bebber
London. Die Branche boomt: Der weltweite Bedarf an Dienern alter Schule übersteigt das Angebot. Vor allem in China ist die Nachfrage groß.
Er ist vornehm, diskret, hat perfekte Manieren und erfüllt klaglos jeden noch so ausgefallenen Wunsch: So stellt sich der Laie den perfekten Butler vor. Das Bild haben nicht zuletzt Filme und Serien geprägt, die von vergangenen Zeiten erzählen – wie etwa „Downton Abbey“. Ist der Beruf also ein verstaubtes Relikt, das heute niemand mehr braucht?
Von wegen. Britische Butler haben weltweit Hochkonjunktur. Sie sind so begehrt, dass sogar ein Engpass herrscht.
Ein Butler ist gut fürs Prestige
Vor allem in China ist die Nachfrage groß. Robert Wennekes, Gründer der International Butler Academy, erzählt, dort würden mehr als 100.000 Butler gebraucht. „Das sind zehnmal so viele wie noch vor zehn Jahren.“ Im Fernen Osten wie in den arabischen Ölscheichtümern gelten Butler bei der ständig steigenden Zahl von Multimillionären als höchstes Zeugnis des eigenen Prestiges.
„Wer sich einen sündhaft teuren Marmorfußboden anlegt, möchte auch Personal, das weiß, sich darauf zu bewegen“, bestätigt Sara Vestin. Ihr „Bespoke Bureau“ in London verdoppelt Jahr für Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze für Butler. Und es gibt noch mehr Schulen: Das British Butler Institute unterhält mittlerweile neun Filialen in aller Welt.
Ihr Cheftrainer Gary Williams, der bereits im Buckingham-Palast und in der Downing Street diente, sorgt hier dafür, dass auch Ausländer die feine englische Art des Butlers erlernen.
Mageres Einstiegsgehalt im Buckingham-Palast
Doch mit dem perfekten Silberpolieren und dem formvollendeten Kredenzen eines Drinks ist es nicht getan. Andrew Coys, der auf eine 50-jährige Karriere im Beruf zurückblickt, nennt „Diskretion und absolute Vertrauenswürdigkeit“ als die wichtigsten Voraussetzungen. Ein Butler behält Fassung und Kontrolle. Immer. Wer gegen dieses Gebot verstößt, ist bei seinen Kollegen unten durch.
Nur noch mit stiller Verachtung wird deshalb in der Branche der Name von Paul Burrell genannt. Prinzessin Diana nannte ihren getreuen Butler „meinen Felsen“. Nach dem Tod seiner Arbeitgeberin veröffentlichte Burrell äußerst indiskret die Erinnerungen an seine lange Zeit im Dienst der Prinzessin.
Mythos beruht auf Film-Klassikern
Wie die in London und den Niederlanden ansässige International Butler Academy moniert, beruht der Mythos des britischen Butlers vor allem auf Film- und Fernsehproduktionen wie „Was vom Tage übrig blieb“ und eben „Downton Abbey“. Der Beruf werde oft mit den Filmstars identifiziert, die den Butler verkörperten. Kein Wunder, dass Alec Guinness die Rolle des Butlers auf der Bühne und im Film als Ritterschlag für jeden Schauspieler bezeichnete.
Der Name dieses besonderen Berufes leitet sich von dem französischen Wort „bouteillier“ ab: der Mann, der für die Flaschen im Weinkeller eines Herrenhauses verantwortlich war. Im viktorianischen England wurde dann die Vorstellung vom klassischen Butler geprägt. Er war praktisch ein Haushofmeister, der über ein ganzes Heer von Kammerdienern, Köchen, Kutschern und Lakaien regierte. Ein moderner Butler verfügt selten über so viel Personal – er vereint die meisten Aufgaben in seiner Person.
Kochen gehört zur Ausbildung
Auf dem Ausbildungsplan der Institute stehen deshalb Kurse für Kochen, Blumenarrangement, Tierbetreuung und Schuhputzen auf dem Programm. Auch die Kunst, einen anständigen Drink zu mixen oder einen perfekten Espresso zu brühen, gehört dazu. Der Erwerb all dieser Fähigkeiten kostet in einem vierwöchigen Kurs rund 5000 Euro.
33 Dinge, die wir an den Briten lieben
1/33
Auch Frauen drängen in den Beruf des Butlers
Für den traditionell von Männern besetzten Beruf interessieren sich auch immer mehr Frauen. Sie zwängen sich dafür ebenso in die klassische Uniform mit Cut und weißen Handschuhen. Und was verdienen sie dann? Das kommt ganz darauf an. Der Buckingham-Palast etwa bietet Anfängern nur magere 16.000 Euro im Jahr.
Allerdings ist dies der perfekte Einstieg für eine spätere Karriere in privaten Diensten, in denen gut und gern das zehnfache Gehalt gezahlt wird. Einige in den USA tätige Butler sollen sogar mehr als eine Million Dollar im Jahr verdienen. Sie bezeichnen sich jedoch lieber als persönlicher Assistent.
Wie hoch der Anspruch an den Butler traditionell ist, zeigt ein Bonmot des 1874 geborenen englischen Schriftstellers William Somerset Maugham: „Amerikanische Frauen erwarten von ihren Ehemännern die gleiche Perfektion, die englische Frauen bei ihrem Butler zu finden hoffen.“