Berlin. Konzerne erhoffen sich von Sprachsteuerung ein Milliardengeschäft. Doch bis die Helfer universell einsetzbar sind, dauert es noch.

Es ist ein kühnes Versprechen, das der Chefökonom des amerikanischen Elektronik-Branchenverbandes CTA, Shawn DuBravac, da macht: In diesem Jahr dürften Computer zum ersten Mal gesprochene Worte genauso gut verstehen wie es Menschen können, prophezeit er zum Auftakt der weltweit größten Elektronik-Messe CES in Las Vegas. 2013 noch lag die Fehlerquote bei der computergesteuerten Spracherkennung bei 23 Prozent.

Obwohl noch nicht ausgereift, wittern Tech-Konzerne schon das große Geschäft mit sogenannten Chatbots, also den digitalen Assistenten, die sich mit Menschen unterhalten und für sie kleine Aufgaben erledigen. Nach Smartphones und Apps sollen die virtuellen Assistenten für das nächste Milliardengeschäft sorgen. Pünktlich zur Messe gelang es dem US-Konzern Amazon seinen Sprachroboter „Alexa“ über den hauseigenen smarten Lautsprecher „Echo“ hinaus auch in Geräte anderer großer Hersteller einzubauen. Der PC-Anbieter Lenovo stellte einen ähnlich aussehenden Lautsprecher vor, in dem Alexa das Herzstück ist.

Chatbots beraten beim Einkauf

Seit Ende Oktober verkauft der Onlinehändler Amazon seinen Assistenten auch an ausgewählte Kunden in Deutschland. Der Roboter Alexa ruht auf den Servern des Onlinehändlers. Von dort bezieht er sein Wissen und bringt es über die „Echo“-Dose zu den Nutzern nach Hause. Eine Sprachaufforderung des Nutzers genügt, schon checkt Alexa das Wetter, bestellt Taxis und Pizza, reserviert einen Tisch im Restaurant oder steuert Geräte im vernetzten Haus.

Der Markt für solche Geräte steht nach Prognosen der CTA vor einem explosiven Wachstum. Bis 2020 werde allein der Umsatz mit intelligenten Lautsprechern auf 2,1 Milliarden Dollar steigen, erwartet die IT-Marktanalysefirma Gartner in einer Studie. Allein Amazon will im kommenden Jahr von seinem sprechenden Roboter zehn Millionen Stück verkaufen.

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    Gigantische Investitionen

    „Das Thema hat so viel Potential, dass die großen Technologieunternehmen gigantische Investitionen in den Bereich stecken“, sagt Dominik Wee, Digital-Experte bei der Unternehmensberatung McKinsey. Zu Amazons Konkurrenten zählen etwa der iPhone-Hersteller Apple mit seinem Programm „Siri“ oder der Suchmaschinendienst Google. Der US-Konzern brachte im November „Google Home“ auf den amerikanischen Markt. Ein intelligenter Lautsprecher, dessen Funktionsprinzip an Amazons „Echo“ erinnert.

    Im Frühjahr erscheint er auch in Deutschland.Die intelligenten Boxen für Zuhause bilden aber nur einen Teil der neuen Technikwelt. Der virtuelle Assistent des Suchmaschinenriesen etwa ist auch im neuen Google-Handy „Pixel“ im Einsatz. Das zeigt, wo die Entwicklung hingeht: Die Dienste sollen nicht allein an den Lautsprecher gebunden sein, sondern auf vielen Apparaten gleichzeitig zum Einsatz kommen. „Jeder Hersteller versucht, der erste zu sein, dessen Assistent auf vielen Geräten parallel nutzbar ist“, sagt Wee.

    Spracherkennung verändert Marketing

    Der Hamburger Trendforscher Nils Müller geht außerdem davon aus, dass die Spracherkennung auch das Marketing verändern wird: „Beim Voice Commerce entscheidet sich, welches Unternehmen in der Zukunft erfolgreich sein wird.“

    Das könnte dann so aussehen: Der Kunde steht in einem Baumarkt vor Regalen mit Schrauben und Dübeln und lässt sich von einem Chatbot beraten, welches Produkt am besten für seine vier Wände passt. „Je ‚weicher‘ aber die Produkte werden, desto intelligenter muss auch der Chatbot sein“, sagt Carsten Thoma von SAP Hybris. Der Softwarekonzern hat mit dem Roboter „Pepper“ in einer interaktiven Umkleidekabine experimentiert.

    Fragen im medizinischen Bereich

    „Wir sind noch nicht so weit, um wirklich natürlich mit einem Kunden zu kommunizieren“, räumt Thoma ein. Bislang mangelt es bei den Chatbots noch an Intelligenz, Stimmerkennung und Vielseitigkeit. „Der Medizin-Bot auf der Gesundheitsseite etwa beantwortet nur Fragen im medizinischen Bereich“, sagt Müller.

    Zurückhaltend äußert sich auch Dieter Lange von der Beratungsgesellschaft EY. Den meisten Menschen sei derzeit nicht klar, warum sie einen digitalen Assistenten in ihrem Leben überhaupt bräuchten. „Bis virtuelle Assistenten ein Massenprodukt werden, dauert es noch.“

    Roboter: Science-Fiction im Alltag

    In der Automobilbranche nicht mehr wegzudenken: Schweißroboter. Die Firma Kuka, ein Maschinenbauunternehmen aus Augsburg (Bayern), stieg 1973 in die Roboterproduktion ein. Im Porsche-Werk Leipzig arbeiten mehrere Kuka-Schweißroboter zeitgleich an der Karosse eines Panamera.
    In der Automobilbranche nicht mehr wegzudenken: Schweißroboter. Die Firma Kuka, ein Maschinenbauunternehmen aus Augsburg (Bayern), stieg 1973 in die Roboterproduktion ein. Im Porsche-Werk Leipzig arbeiten mehrere Kuka-Schweißroboter zeitgleich an der Karosse eines Panamera. © dpa | Jan Woitas
    Ein Roboter, der Roboter baut: Der Kuka-Roboter „Titan“ montiert in der Produktion des Roboterbauers Kuka in Augsburg (Bayern) einen Roboter des gleichen Typs.
    Ein Roboter, der Roboter baut: Der Kuka-Roboter „Titan“ montiert in der Produktion des Roboterbauers Kuka in Augsburg (Bayern) einen Roboter des gleichen Typs. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
    Dieser Roboter kann mehr als nur arbeiten: Bei der Eröffnungsfeier der Paralympics im September 2016 in Rio de Janeiro tanzte ein Kuka-Roboter mit der unterschenkelamputierten Snowboarderin Amy Purdy. Das vormals deutsche Unternehmen Kuka gehört mittlerweile dem chinesischen Hausgerätehersteller Midea. Der Konzern hat im Jahr 2016 mehr als 90 Prozent der Kuka-Aktien übernommen.
    Dieser Roboter kann mehr als nur arbeiten: Bei der Eröffnungsfeier der Paralympics im September 2016 in Rio de Janeiro tanzte ein Kuka-Roboter mit der unterschenkelamputierten Snowboarderin Amy Purdy. Das vormals deutsche Unternehmen Kuka gehört mittlerweile dem chinesischen Hausgerätehersteller Midea. Der Konzern hat im Jahr 2016 mehr als 90 Prozent der Kuka-Aktien übernommen. © Kay Nietfeld
    Auch in der Landwirtschaft sind die maschinellen Kollegen eine willkommene Unterstützung. In der Tierhaltung übernehmen autonome Systeme die Fütterung oder die Reinigung von Laufflächen.
    Auch in der Landwirtschaft sind die maschinellen Kollegen eine willkommene Unterstützung. In der Tierhaltung übernehmen autonome Systeme die Fütterung oder die Reinigung von Laufflächen. © imago/CHROMORANGE | imago stock&people
    Auch das Melken wird voll digitalisiert von Robotern übernommen. Laut Bauernverband sind bundesweit 3.500 automatisierte Melksysteme im Einsatz.
    Auch das Melken wird voll digitalisiert von Robotern übernommen. Laut Bauernverband sind bundesweit 3.500 automatisierte Melksysteme im Einsatz. © imago/Rüdiger Wölk | imago stock&people
    Für die Arbeit auf dem Feld entwickelt die Firma Bosch den Agrarroboter Bonirob. Mit Autopilot und Analysefunktion soll Bonirob ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Unkraut erkennen und beseitigen. Noch ist das Gerät in der Entwicklung, für 2018 ist die kommerzielle Markteinführung anvisiert.
    Für die Arbeit auf dem Feld entwickelt die Firma Bosch den Agrarroboter Bonirob. Mit Autopilot und Analysefunktion soll Bonirob ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Unkraut erkennen und beseitigen. Noch ist das Gerät in der Entwicklung, für 2018 ist die kommerzielle Markteinführung anvisiert. © dpa | Daniel Maurer
    Relaxen während des Staubsaugens? Ein Assistenzroboter machen es möglich, ob im Haus ...
    Relaxen während des Staubsaugens? Ein Assistenzroboter machen es möglich, ob im Haus ... © Getty Images/iStockphoto | AndreyPopov
    ... oder im Garten: Die kleinen Helfer finden zunehmend ihren Platz im Haushalt. Der Welt-Roboter-Verband IFR erwartet, dass von 2016 bis 2019 weltweit insgesamt rund 31 Millionen Roboter verkauft werden, die beim Rasenmähen, Staubsaugen oder Fensterputzen helfen.
    ... oder im Garten: Die kleinen Helfer finden zunehmend ihren Platz im Haushalt. Der Welt-Roboter-Verband IFR erwartet, dass von 2016 bis 2019 weltweit insgesamt rund 31 Millionen Roboter verkauft werden, die beim Rasenmähen, Staubsaugen oder Fensterputzen helfen. © imago/blickwinkel | imago stock&people
    Auch im Bereich Transport und Logistik verändert sich die Welt rasant: In Greenwich, London (Großbritannien), testet die Firma Just Eat mit selbstfahrenden Robotern in einem Pilotprogramm die Heimlieferung von Lebensmittelbestellungen.
    Auch im Bereich Transport und Logistik verändert sich die Welt rasant: In Greenwich, London (Großbritannien), testet die Firma Just Eat mit selbstfahrenden Robotern in einem Pilotprogramm die Heimlieferung von Lebensmittelbestellungen. © Getty Images for Just Eat | Tristan Fewings
    Auch der Bereich Service und Dienstleistung profitiert von den technischen Innovationen: Museumsroboter Tim erklärt am 08.11.2016 im Deutsches Technikmuseum in Berlin im Rahmen einer Pressekonferenz ein Festnetztelefon.
    Auch der Bereich Service und Dienstleistung profitiert von den technischen Innovationen: Museumsroboter Tim erklärt am 08.11.2016 im Deutsches Technikmuseum in Berlin im Rahmen einer Pressekonferenz ein Festnetztelefon. © dpa | Rainer Jensen
    Insbesondere in der Pflege sind die Hoffnungen groß: Roboter Marvin schenkt dem Rollstuhlfahrer Marvin Thurner im Körperbehindertenzentrum Oberschwaben in Weingarten (Baden-Württemberg) ein Glas Wasser ein.
    Insbesondere in der Pflege sind die Hoffnungen groß: Roboter Marvin schenkt dem Rollstuhlfahrer Marvin Thurner im Körperbehindertenzentrum Oberschwaben in Weingarten (Baden-Württemberg) ein Glas Wasser ein. © dpa | Felix Kästle
    Aber auch bei Operationen könnten die Maschinen langfristig einen festen Platz erobern. Die Fraunhofer-Gesellschaft präsentierte in Mannheim (Baden-Württemberg) einen Roboterarm, der eine Biopsie ausführt.
    Aber auch bei Operationen könnten die Maschinen langfristig einen festen Platz erobern. Die Fraunhofer-Gesellschaft präsentierte in Mannheim (Baden-Württemberg) einen Roboterarm, der eine Biopsie ausführt. © dpa | -
    Bei der Polizei setzt man zur Entschärfung von möglichen Bomben auf ferngelenkte Roboter. Im Bild demonstriert ein Polizeibeamter in Mainz (Rheinland-Pfalz), wie mit einem ferngelenkten Raupenfahrzeug eine Bombenattrappe aufgenommen wird.
    Bei der Polizei setzt man zur Entschärfung von möglichen Bomben auf ferngelenkte Roboter. Im Bild demonstriert ein Polizeibeamter in Mainz (Rheinland-Pfalz), wie mit einem ferngelenkten Raupenfahrzeug eine Bombenattrappe aufgenommen wird. © dpa | Andreas Arnold
    Russische Wissenschaftler der Android Technics Scientific Production Association entwickeln einen Rettungsroboter, der von einer Person in einem speziellen Anzug oder per Sprachbefehl ferngesteuert werden kann.
    Russische Wissenschaftler der Android Technics Scientific Production Association entwickeln einen Rettungsroboter, der von einer Person in einem speziellen Anzug oder per Sprachbefehl ferngesteuert werden kann. © imago/ITAR-TASS | imago stock&people
    Fyodor, der an den Film Terminator erinnert, soll ins All geschickt werden, um Präzisionsarbeiten durchzuführen.
    Fyodor, der an den Film Terminator erinnert, soll ins All geschickt werden, um Präzisionsarbeiten durchzuführen. © imago/ITAR-TASS | imago stock&people
    Vier Meter hoch und 1,5 Tonnen schwer: In Gunpo (Südkorea) präsentierten Forscher der Roboterfirma Hankook Mirae Technology die Fertigkeiten ihres Roboters „Method-2“. Der Roboter kann fern- oder per Pilot gesteuert werden. „Unser Roboter ist der weltweit erste bemannte zweifüßige Roboter und wurde gebaut, um in extrem gefährlichen Gegenden zu arbeiten, in die Menschen nicht vordringen können“, sagte der Chef von Hankook Mirae Technology, Yang Jin Ho. Noch hängt der Roboter allerdings am Stromkabel, er sei aber auch erst ein Jahr alt, mache also noch Babyschritte, sagte Yang Jin Ho.
    Vier Meter hoch und 1,5 Tonnen schwer: In Gunpo (Südkorea) präsentierten Forscher der Roboterfirma Hankook Mirae Technology die Fertigkeiten ihres Roboters „Method-2“. Der Roboter kann fern- oder per Pilot gesteuert werden. „Unser Roboter ist der weltweit erste bemannte zweifüßige Roboter und wurde gebaut, um in extrem gefährlichen Gegenden zu arbeiten, in die Menschen nicht vordringen können“, sagte der Chef von Hankook Mirae Technology, Yang Jin Ho. Noch hängt der Roboter allerdings am Stromkabel, er sei aber auch erst ein Jahr alt, mache also noch Babyschritte, sagte Yang Jin Ho. © Chung Sung-Jun
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