Rom. Hitlers „Mein Kampf“ wird laut Umfrage von Italiens Schülern gerne gelesen. Beim zuständigen Ministerium wirft die Wahl Fragen auf.

Italiens Bildungsministerium hat eine Wahl nach den Lieblingsbüchern unter Schülern gestartet und dabei eine Antwort erhalten, die es so überhaupt nicht erwartet hatte: Wie die Tageszeitung „La Repubblica“ berichtet, wählten Italiens Sekundarschüler „Mein Kampf“ unter ihre zehn Lieblingsbücher.

In der in zehn Klassen durchgeführten Umfrage sollten die Schüler eigentlich nur Bücher von italienischen Autoren, die seit 2000 erschienen waren, angeben. Das erklärt Alessandro Fusacchia vom Schulministerium in einem Blogeintrag.

Ministerium untersucht Wahl

Dass jetzt das 1925 erschienene Manifest von Adolf Hitler auf der Liste auftaucht, sorgt für Entsetzen. Schließlich sollte jede Schule, die an dem Votum teilnahm, 150 Euro für den Kauf der Lieblingsbücher erhalten. Das Ministerium untersuche, was es „mit dem Fall, der uns nicht gefällt“ auf sich habe, schreibt Fusacchia weiter.

Für die Aktion hatten die Behörden 1,3 Millionen Euro bereit gestellt. Grundschüler wählten die Kinderbuchklassiker „Der Kleine Prinz“, „Pinocchio“ und „Charlie und die Schokoladenfabrik“ unter ihre Top drei. Unter den beliebtesten Büchern der älteren Schüler ist etwa Roberto Savianos „Gomorrha“, das sich um die neapolitanische Mafia dreht.

Urheberrechte von „Mein Kampf“ längst erloschen

Mit Ende der Urheberrechte kam 2016 eine wissenschaftlich kommentierte Version des Buches auf den Markt.
Mit Ende der Urheberrechte kam 2016 eine wissenschaftlich kommentierte Version des Buches auf den Markt. © imago/epd | imago stock&people

Ob die Schulen das Geld wirklich in die Anschaffung von „Mein Kampf“ investieren, ist nicht bekannt. Auf die Originalversion müssten sie wegen der 70 Jahre nach Hitlers Tod erloschenen Urheberrechte sowieso nicht zurückgreifen: 2016 ist eine Version des Werkes erschienen, das sich mit den Gedanken Hitlers in Form von Kommentaren kritisch auseinandersetzt. (mit dpa)