Koblenz. Über WhatsApp teilte ein 15-Jähriger seine Suizidgedanken. Der Empfänger kannte ihn zwar nur vom Chat, rief aber dennoch die Polizei.

Ein 16-jähriger Münchner ist am Montagabend zum Schutzengel für einen 15-Jährigen aus Koblenz geworden. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) berichtet, hat er ihm womöglich das Leben gerettet – per WhatsApp aus 500 Kilometern Entfernung.

Die beiden Jugendlichen sind sich dem Bericht zufolge zwar nie begegnet, wurden aber via Chats in einer WhatsApp-Gruppe zu Vertrauten. Zu dieser hatte der 16-jährige Münchner den 15-Jährigen hinzugefügt, nachdem sie sich über eine Online-Aktion gegen Mobbing kennengelernt hatten.

Polizei brachte Jugendlichen in Klinik

Der Koblenzer soll dem Münchner viele seiner Sorgen anvertraut haben – von Hänseleien in der Schule über den frühen Tod eines Elternteils bis zu Verletzungen, die er sich selbst zugefügt hatte. Am Montag wurden die Nachrichten offenbar so ernst, dass sich der Bekannte gezwungen sah, die Polizei zu rufen.

Laut SZ machten sich die Beamten ein Bild von den Chat-Verläufen und verständigten die Koblenzer Kollegen. Die wiederum hätten innerhalb einer Minute gewusst, wo der 15-Jährige zu finden war und brachten ihn wegen seines labilen Zustands in eine psychiatrische Klinik.

Retter erschrocken über Ignoranz des Umfelds

Für den 16-Jährigen ist seine Tat keine große Sache. „Ich bin da unfreiwillig reingerutscht und habe mich einfach gezwungen gesehen, zu handeln“, sagt er der SZ. Es sei jedoch erschreckend, dass die Probleme des Bekannten dessen Umfeld nicht aufgefallen waren. (cho)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.