Pittsburgh. Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass das Anschauen von Selfies dem Selbstwertgefühl schadet. Mit einer kleinen Ausnahme.

Der Finger wischt auf dem Smartphone-Display nach oben. Während der Kollege auf Facebook ein Selfie am Traumstrand auf den Bahamas postet, sitzt man da und hätte als passendes Hintergrundmotiv höchstens die heimische Raufasertapete anzubieten. Das Leben kann in Zeiten von Social Media so grausam sein.

Forscher der Penn State University’s School of Communications aus den USA wollen jetzt in einer Studie herausgefunden haben, warum das so ist. Wie die Hochschule auf ihrer Internetseite berichtet, habe das häufige Betrachten von Selbst- oder Gruppenporträts negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die Lebenszufriedenheit. Damit sind übrigens auch die Selfies gemeint, die man sich hin und wieder von sich selbst anschaut.

Selbstachtung sinkt mit Häufigkeit

Professor Michel Haigh und seine Studenten Ruoxu Wang und Fan Yang fanden in einer Umfrage unter 275 Teilnehmern heraus, dass die Selbstachtung umso stärker sinke, je häufiger man sich Selfies von anderen anschaut – ohne einen Like oder Kommentar zu hinterlassen. Dieses Verhalten bezeichnet man auch als „lurking“, was so viel wie schlummernd oder lauernd heißt.

Doch warum ist das so? Wang zufolge liegt das an der Art und Weise von Selfies, die meistens das Gefühl vermitteln, dass die darauf abgelichteten Personen glücklich sind – und Spaß haben. „Da kann es leicht passieren, dass andere denken, dass ihr Leben nicht so schön ist, wenn sie diese Fotos sehen“, sagt er.

„Groupies“ haben anderen Effekt

Das ist jedoch nicht bei allen Fotos so, die in den sozialen Netzwerken gepostet werden: Im Gegensatz zu Selfies können unter anderem auf Facebook oder Instagram gestellte Gruppenbilder einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl haben. Die Forscher vermuten, dass jene Gruppenbilder bei Betrachtern ein Gefühl des Dazugehörens auslöst – obwohl sie selbst nicht dabei waren, als das Foto geschossen wurde.

Postet man dagegen selbst Bilder in den sozialen Netzwerken, habe das keinen signifikanten Einfluss auf den psychischen Zustand eines Menschen. „Ursprünglich dachten wir, dass das Posten von Selfies das Selbstwertgefühl beeinflusst“, sagte Wang.

Nutzer sollen auf Auswahl der Beiträge achten

Die Forscher mussten das Gegenteil feststellen. Sie erhoffen sich von ihrer Studie, dass Menschen mehr darauf achten, welche Fotos sie ins Netz stellen. „Du solltest sensibilisiert dafür sein, dass das Einstellen von Beiträgen in sozialen Medien andere psychologisch beeinflusst“, sagte Wang zur Zeitung „Miami Herald“.