New York. Das höchste Sandwich der Welt ist ein matschiger, überquellender Turm voller Senf. Dessen Architekt ist mit höchster Präzision zugange.

Als Irwin Adam kurz davor ist, das wohl wichtigste Sandwich seines Lebens zuzubereiten, holt er noch einmal tief Luft. Auch die Menge, die vor ihm steht, hält den Atem an, stumm fotografieren und filmen die Schaulustigen.

Adam soll den Weltrekord des höchsten belegten Brotes knacken und muss dafür 44 mit Senf beschmierte und mit dünner Salami belegte Toastbrot-Scheiben so stapeln, das sie eine Minute lang frei stehen, ohne umzufallen. Der Turm wankt, die Stimmung ist angespannt.

Vier Wochen geprobt

Der skurrile Rekordversuch spielt sich am Wochenende im Madison Square Park im New Yorker Stadtteil Manhattan ab. Ein Lebensmittelhersteller aus Texas will die Salami seiner Edel-Marke etwas bekannter machen, Mitarbeiter verteilen Proben. Die Rekorde zum längsten (735 Meter) und nach Gewicht größten (2,5 Tonnen) Sandwich sind schwer zu brechen – die Höhenkategorie sei am „zugänglichsten“ gewesen, sagt ein Sprecher des Unternehmens.

Irwin Adam hat einen Doktortitel in Biomedizin.
Irwin Adam hat einen Doktortitel in Biomedizin. © dpa | Johannes Schmitt-Tegge

Etwa vier Wochen hat Adam für diesen Tag geprobt, der im kanadischen Toronto das Future Food Studio betreibt, eine Art Experimentierlabor für den Umgang mit Lebensmitteln. Adam hat einen Doktortitel in Biomedizin, hat für seinen großen Tag Ingenieurs-Lehrbücher gewälzt und mit Hunderten Lagen Probe-Brot nach der besten Technik gesucht, einen besonders stabilen Toast-Turm zu bauen.

Wie eine Salami-Skulptur

Nach 20, 30 Lagen sind die getoasteten, im Herbstwetter abgekühlten Weißbrotscheiben zu einem matschigen, etwas verbeulten Zylinder verkommen, Senf quillt aus dem Rand, die Wurst hängt schlaff herunter. „Es ist wie eine Salami-Skulptur, eigentlich ist es wunderschön, auf eine seltsame Salami-Art“, sagt der 33-Jährige, der sein Werk immer wieder von allen Seiten prüft und den Turm mit einer Metallplatte presst, um ihn fester und standhafter zu machen.

Doch das gedrückte Weißbrot dehnt sich immer wieder aus, der Trum hebt sich langsam wie ein Akkordeon und schwankt.

Der Mann vom Guinness-Buch ist auch da

Schmieren, schmieren und nochmal schmieren. Vier Wochen hat er für den Rekord geübt.
Schmieren, schmieren und nochmal schmieren. Vier Wochen hat er für den Rekord geübt. © dpa | Johannes Schmitt-Tegge

Dann wird es ernst. Der extra aus Washington angereiste Jimmy Coggins vom Guinness-Buch der Rekorde, der sich in Sakko und Krawatte mit ernster Mine und einer Stoppuhr hinter Adam aufgebaut hat, drückt auf den Knopf: Die Uhr läuft, der Turm ruht. Nach 50 Sekunden beginnt das Publikum den Countdown: Zehn, neun, acht... als die Minute um ist, bricht Jubel aus. „Oh mein Gott!“, ruft eine Frau, Adam reckt die Arme in Siegerpose, grinst in die Kameras. Der Rekord, der zuvor bei einem aus 40 Brotscheiben bestehenden Sandwich lag, ist geknackt.

Aber Adam will mehr. 60 Brotscheiben könne er sicher schaffen, doch das Publikum skandiert jetzt „80! 80! 80!“ Wieder legt Adam Toast und Salami aus, drückt Senf aus der Tube, presst und formt das Gebilde, der Turm wächst weiter. Auch die 60er-Marke holt Adam, erneuter Jubel. Kurz vor 80 Scheiben startet Adam den Anlauf zum dritten Rekord, doch als die Uhr läuft, kippt der Toast-Salami-Senf-Zylinder zur Seite. Adam fängt das Gebilde auf. Schließlich soll es nach der Aktion an Bedürftige verteilt werden, die nichts zu essen haben.

Zu viel Salami gegessen

Der Architekt des höchsten Sandwichs scheint irgendwie erleichtert, als das Toast-Theater vorüber ist. Hunderte Salami-Weißbrote mit Senf hätten er und Mithelfer in der Probephase verspeist: „Es gibt nur eine bestimmte Menge Salami, die ein Mensch essen sollte.“ (dpa)