Berlin/Stockholm. Noch immer kein Wort von Bob Dylan. Der Nobelpreisträger hat bisher nicht auf seine Ehrung reagiert. Jetzt ist die Akademie echt sauer.

Zumindest ein Dankeschön, ein paar Worte des Glücks und der Freude hätte die Schwedische Akademie wohl erwartet. Aber Bob Dylan bleibt stumm. Der Sänger, der am 13. Oktober zum diesjährigen Literaturnobelpreisträger gekürt wurde, hat sich bisher mit keiner Silbe persönlich zu seiner Auszeichnung geäußert, weder gegenüber der Akademie, noch öffentlich. Zu erreichen ist er auch nicht. Das lässt die Akademie, die seit 1901 den Literaturnobelpreis verleiht, nicht länger unkommentiert.

„Das ist unhöflich und arrogant. Das muss man einfach mal so sagen“, äußerte sich nun der schwedische Autor Per Wästberg, ein prominentes Mitglied der 18-köpfigen Schwedischen Akademie, in einem Interview mit dem Fernsehsender SVT. So etwas sei bislang noch nie vorgekommen.

Nur ein kurzer Tweet

Die einzige Reaktion bisher ist eine trockene Nachricht, die am Tag nach der Bekanntgabe auf Dylans Twitter-Account veröffentlicht wurde. „Bob Dylan wurde der #Literaturnobelpreis 2016 „für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“ verliehen.“ Eine emotionslosere Reaktion wäre wohl kaum denkbar gewesen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auch bei einem Konzert am Tag nach der Bekanntgabe reagierte der Sänger nicht. Die „Nobelpreisträger“-Jubelrufe des Publikums ignorierte er. Derzeit ist der Sänger auf großer US-Tournee, die nächsten Konzerte stehen in Oklahoma und Louisiana an.

Bob Dylan ist vor allem eines: undurchschaubar

Über die Gründe für das Ausbleiben jeglicher Emotion von Seiten des Sängers kann man nur spekulieren. Bob Dylan hat in seinem Leben schon viele Auszeichnungen bekommen, darunter einen Oscar (2000), einen Golden Globe (2001) und 13 Grammys. Nicht zu allen Verleihungen ist er erschienen – und wenn er kam und etwas sagte, dann hielt er sich oft eher kurz. Manchmal war er dankbar, dann wieder ablehnend, im Großen und Ganzen aber vor allem eines: undurchschaubar.

Nachdem Dylan als erster Musiker überhaupt mit der höchsten Auszeichnung für Literatur Mitte Oktober geehrt worden war, hatten Mitglieder der Schwedischen Akademie zunächst versucht, den 75-Jährigen telefonisch zu erreichen. Immer wieder – erfolglos. Irgendwann gab die Akademie dann auf, vorerst jedenfalls.

Ob er überhaupt zur Preisverleihung kommt?

Man habe Dylans Agenten und den Tourmanager erreicht, der Preisträger habe also alle wichtigen Informationen erhalten, nur persönlich habe man noch nicht mit ihm gesprochen, hatte ein Sprecher vergangene Woche gesagt. Man werde zu gegebener Zeit sicher von Bob Dylan hören.

Das ist Nobelpreisträger Bob Dylan

1941 wurde Bob Dylan am 24. Mai in Duluth im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geboren. Nun, eine mehr als 50 Jahre lange Karriere als Musiker und rund 100 Millionen verkaufte Tonträger später, wurde die Folkrock-Legende im Alter von 75 Jahren mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
1941 wurde Bob Dylan am 24. Mai in Duluth im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geboren. Nun, eine mehr als 50 Jahre lange Karriere als Musiker und rund 100 Millionen verkaufte Tonträger später, wurde die Folkrock-Legende im Alter von 75 Jahren mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. © dpa | Domenech Castello
Um 1960 wählt er den Bühnennamen Bob Dylan. Mit 20 wird ihm ein Plattenvertrag angeboten, den er aber noch nicht eigens unterschreiben darf, weil er noch nicht volljährig ist. Dylan erklärt sich daraufhin zum Waisen – und unterschreibt.
Um 1960 wählt er den Bühnennamen Bob Dylan. Mit 20 wird ihm ein Plattenvertrag angeboten, den er aber noch nicht eigens unterschreiben darf, weil er noch nicht volljährig ist. Dylan erklärt sich daraufhin zum Waisen – und unterschreibt. © imago stock&people | imago stock&people
1962 erscheint sein erstes Album „Bob Dylan“.
1962 erscheint sein erstes Album „Bob Dylan“. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Bob Dylan im New Yorker Madison Square Garden mit den Beatles-Musikern Ringo Starr und George Harrison. Einer Anekdote zufolge soll Dylan die Beatles zum Rauchen von Marihuana gebracht haben.
Bob Dylan im New Yorker Madison Square Garden mit den Beatles-Musikern Ringo Starr und George Harrison. Einer Anekdote zufolge soll Dylan die Beatles zum Rauchen von Marihuana gebracht haben. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
1963 enthält das zweite Album „The Freewheelin’ Bob Dylan“ die Anti-Kriegs-Hymne „Blowin’ In The Wind“. Dylan schreibt damit den Soundtrack von Tausenden von Protestlern weltweit.
1963 enthält das zweite Album „The Freewheelin’ Bob Dylan“ die Anti-Kriegs-Hymne „Blowin’ In The Wind“. Dylan schreibt damit den Soundtrack von Tausenden von Protestlern weltweit. © imago stock&people | imago stock&people
1964 erscheint „The Times They Are A-Changing“, sein erstes Album, das nur Eigenkompositionen enthält.
1964 erscheint „The Times They Are A-Changing“, sein erstes Album, das nur Eigenkompositionen enthält. © dpa | Istvan Bajzat
1965 landet er einen weiteren Welterfolg mit „Like A Rolling Stone“, dem ersten Lied auf dem Album „Highway 61 Revisited“.
1965 landet er einen weiteren Welterfolg mit „Like A Rolling Stone“, dem ersten Lied auf dem Album „Highway 61 Revisited“. © imago stock&people | imago stock&people
Die meiste Zeit verbringt Bob Dylan mit der Gitarre auf der Bühne. Er spielt allerdings auch Mundharmonika, Orgel und Klavier.
Die meiste Zeit verbringt Bob Dylan mit der Gitarre auf der Bühne. Er spielt allerdings auch Mundharmonika, Orgel und Klavier. © dpa | Frank Leonhardt
Bob Dylan befindet sich auf einer „Never ending Tour“. Der Begriff wurde von dem Kritiker Adrian Deevoy in einem Interview 1989 geprägt. Seit 1988 spielte Dylan dabei jährlich rund 100 Konzerte, überall auf der Welt. 2007 soll Dylan das 2000. Konzert seiner Endlos-Tour gespielt haben.
Bob Dylan befindet sich auf einer „Never ending Tour“. Der Begriff wurde von dem Kritiker Adrian Deevoy in einem Interview 1989 geprägt. Seit 1988 spielte Dylan dabei jährlich rund 100 Konzerte, überall auf der Welt. 2007 soll Dylan das 2000. Konzert seiner Endlos-Tour gespielt haben. © imago stock&people | imago stock&people
Bob Dylan war nicht nur musikalisch aktiv. Zwischen 1967 und 2007 spielte er in mehreren Filmen mit. Unter anderem spielte er in „Masked and Anonymous“ an der Seite von Jeff Bridges, Penélope Cruz, John Goodman und Jessica Lange.
Bob Dylan war nicht nur musikalisch aktiv. Zwischen 1967 und 2007 spielte er in mehreren Filmen mit. Unter anderem spielte er in „Masked and Anonymous“ an der Seite von Jeff Bridges, Penélope Cruz, John Goodman und Jessica Lange. © imago stock&people | imago stock&people
Dylan bei einem Open-Air-Konzert im Olympiastadion in München. In den 1990er Jahren machte Dylan auch als Maler und Zeichner von sich Reden. Einen großen Erfolg feierte die Kunstsammlung Chemnitz mit der Ausstellung seiner Werke. Zwischen 2007 und 2008 waren dort 170 Aquarelle von Dylan ausgestellt, die Ausstellung wurde wegen des großen Erfolgs am Ende um rund zwei Monate verlängert.
Dylan bei einem Open-Air-Konzert im Olympiastadion in München. In den 1990er Jahren machte Dylan auch als Maler und Zeichner von sich Reden. Einen großen Erfolg feierte die Kunstsammlung Chemnitz mit der Ausstellung seiner Werke. Zwischen 2007 und 2008 waren dort 170 Aquarelle von Dylan ausgestellt, die Ausstellung wurde wegen des großen Erfolgs am Ende um rund zwei Monate verlängert. © dpa | Istvan Bajzat
Dylan bekommt im Laufe seiner Karriere allerhand Auszeichnungen. Einige davon: 3000 erhält Dylan den Polar Music Prize, eine Art „Nobelpreis für Musik“, 2001 je einen Golden Globe und Oscar für den Film-Song „Things Have Changed“. 2008 kommt der Pulitzer-Preis für „lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft“ hinzu.
Dylan bekommt im Laufe seiner Karriere allerhand Auszeichnungen. Einige davon: 3000 erhält Dylan den Polar Music Prize, eine Art „Nobelpreis für Musik“, 2001 je einen Golden Globe und Oscar für den Film-Song „Things Have Changed“. 2008 kommt der Pulitzer-Preis für „lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft“ hinzu. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
2012 verleiht ihm US-Präsident Barack Obama die „Presidential Medal of Freedom“, die höchste zivile Auszeichnung der USA. 2009 hatte Dylan bereits die „National Medal of Arts“ verliehen.
2012 verleiht ihm US-Präsident Barack Obama die „Presidential Medal of Freedom“, die höchste zivile Auszeichnung der USA. 2009 hatte Dylan bereits die „National Medal of Arts“ verliehen. © imago stock&people | imago stock&people
1/13

Bisher allerdings bleibt das ein Wunschgedanke. Auch auf die Einladung zur Preisverleihung am 10. Dezember in Stockholm, die Dylan laut Akademie per Post zugegangen sei, hat er noch nicht reagiert. Ob er überhaupt kommt? Die Schwedische Akademie scheint sich zumindest schon mit dem Gedanken befasst zu haben. „Er ist Preisträger, und wenn er nicht kommt, ist er das trotzdem noch“, sagte ein Sprecher.