Rouen. Die Polizei hat eine Geiselnahme in einer Kirche in der Normandie beendet. Die Täter sind tot. Sie standen wohl in Kontakt mit dem IS.

Die Polizei hat zwei Männer erschossen, die in einer Kirche in Frankreich mehrere Geiseln genommen hatten. Die beiden Geiselnehmer seien „neutralisiert“ worden, als sie die Kirche verließen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Eine Geisel sei tot, eine weitere schwer verletzt, bestätigte der Sprecher des französischen Innenministeriums.

Staatspräsident Francois Hollande verurteilte den Angriff und sagte am Tatort, dass die Attentäter sich auf den sogenannten Islamischen Staat bezogen hätten. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

Erste Festnahme nach der Bluttat

Einer der beiden getöteten Täter ist nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP den französischen Behörden bekannt. Er habe 2015 über die Türkei nach Syrien reisen wollen, um sich dem IS anzuschließen. Als er aber aus der Türkei zurück nach Frankreich kam, sei er dort festgenommen worden. Er habe seitdem unter Hausarrest gestanden, hieß es weiter. Nach belgischen Presseberichten nahmen die Behörden am Nachmittag einen Minderjährigen fest, der mit der Tat in Verbindung stehen soll.

Bei der toten Geisel handelt es sich laut Polizei um den Priester. Einer der Geiselnehmer habe ihm „die Kehle durchgeschnitten“. Dominique Lebrun, Bischof von Rouen, bestätigte während des Weltjugendtages im polnischen Krakau den Tod des 84-jährigen Geistlichen. Ein französischer Journalist twitterte ein Foto des Priesters:

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Die mit Messern bewaffneten Täter waren zuvor während des Morgengottesdienstes durch die Hintertür in die Kirche von Saint-Etienne-de-Rouvray nahe Rouen eingedrungen und hatten nach Polizeiangaben den Pfarrer, zwei Ordensschwestern und zwei Gläubige als Geiseln genommen. Einer Nonne soll die Flucht gelungen sein, sie verständigte laut der Zeitung „Le Figaro“ die Polizei. Der Bereich um die Kirche ist abgesperrt. Die Polizei durchsuchte das Areal nach möglichen Sprengsätzen.

Anti-Terror-Abteilung übernimmt Ermittlungen

Premierminister Manuel Valls sprach auf Twitter von einer „barbarischen Attacke“. Am frühen Nachmittag sprachen Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve mit Einsatzkräften in Saint-Etienne-de-Rouvray.

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Der Vatikan hat den tödlichen Angriff auf einen Priester in der Normandie aufs Schärfste verurteilt. Es handele sich um eine barbarische Tat, erklärte der Vatikan am Dienstag. Sie sei um so abscheulicher, da sie sich in einer Kirche zugetragen habe. Papst Franziskus sei angesichts des „Schmerzes und des Gräuels dieser absurden Gewalt“ erschüttert, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Ich schreie zu Gott“, sagte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun.

Steinmeier verurteilt Anschlag in Frankreich

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat den Anschlag verurteilt. „Der fanatische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen“, sagte Steinmeier am Dienstag bei einem Besuch in Transnistrien. Deutschland bleibe entschlossen, gemeinsam mit seinen Partnern dem Terrorismus die Stirn zu bieten. „Wir werden unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Art zu leben, nicht aufgeben.“

Sarkozy nach Geiselnahme in Kirche: „Das ist ein Krieg“

Nach der Geiselnahme in einer Kirche bei Rouen hat Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy die Pariser Regierung scharf kritisiert. „Das ist ein Krieg“, sagte Sarkozy am Dienstag. „Und wir haben keine andere Wahl, als diesen zu führen und zu gewinnen.“

Der Parteichef der konservativen Republikaner forderte die Regierung auf, unverzüglich Maßnahmen umzusetzen, die seine Partei seit Monaten fordere. „Wir müssen unerbittlich sein“, sagte Sarkozy. Juristische Spitzfindigkeiten, Vorsicht und Vorwände seien nicht akzeptabel. Der Feind kenne kein Tabu, keine Grenzen, keine Moral.

Auch die Vorsitzende der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, äußerte sich: „Die Verantwortung derer, die uns seit 30 Jahren regieren, ist immens.“ Sie schwätzen zu sehen, sei empörend, schrieb Le Pen auf Twitter.

Schon nach dem Anschlag von Nizza hatten beide Politiker der Regierung Nachlässigkeit und schweres Versagen im Kampf gegen den Terror vorgeworfen.

Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Zuletzt tötete ein 31-Jähriger 84 Menschen, als er am Nationalfeiertag vor zwölf Tagen mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Strandboulevard von Nizza raste. Die Polizei erschoss den Mann. Seit den verheerenden Pariser Terrorattacken vom 13. November gilt im Land der Ausnahmezustand, in Paris patrouillieren teilweise schwer bewaffnete Soldaten. (sdo/rtr/dpa)