Palma de Mallorca. Hitze und Dürre herrschen auf Mallorca. Viele Gemeinden der Ferieninsel ergreifen strenge Maßnahmen gegen die bedrohliche Wassernot.

Mallorca leidet in diesen Tagen unter einer ex­tremen Hitzewelle. Die Thermometer markieren Höchststände. Vergangene Woche war es bis 39 Grad heiß auf der spanischen Urlaubsinsel im Mittelmeer. Für diese Woche sind durchgehend bis 36 Grad angesagt. Dabei herrscht auch noch Wassermangel, der jeden Tag schlimmer wird und die Insel buchstäblich austrocknen lässt.

Die mehr als eine Million Touristen, die jetzt im Juli in diesem Paradies Ferien machen, wurden aufgerufen, Trinkwasser zu sparen. Einige Gemeinden im Landesinneren und im Tramuntana-Gebirge mussten den Wasserverbrauch bereits beschränken – weitere dürften bald folgen.

Poolwasser darf nur noch aus dem Meer kommen

Nachdem es seit Monaten auf Mallorca nicht mehr richtig geregnet hat, lechzt das Ferienparadies nach Wasser. Die Wasserreserven in Talsperren und Grundwasserseen sind auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Und das mitten in einer touristischen Rekordsaison, in der sich auf Mallorca so viele Feriengäste drängen wie noch nie.

Was ganz Mallorca bald blühen könnte, kann man derzeit schon im berühmten Tourismus-Bergdorf Valldemossa sehen: Dort musste Bürgermeister Nadal Torres bereits verbieten, die Pools mit Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz zu füllen. Auch dürfen Gärten und Grünanlagen nicht mehr mit Leitungswasser gegossen werden. Autowaschen ist ebenfalls verboten. Die Polizei wurde angewiesen, gegen Wasserverschwender, die sich nicht an die Anordnungen halten, vorzugehen.

Nicht Einwohner, sondern Touristen sorgen für hohen Wasserverbrauch

Der generelle Wasserkonsum in dem reizvollen Ort im Inselwesten wurde pro Haushalt auf zwölf Kubikmeter pro Monat beschränkt. Das entspricht 400 Litern pro Tag. Sparsamkeit soll helfen, dieses Limit einzuhalten. „Verringern Sie das Wasservolumen des WC-Spülkastens“, empfiehlt das Rathaus. Und: „Schließen Sie den Hahn beim Zähneputzen und Rasieren. Wenn der Hahn eine Minute geöffnet ist, verschwinden zwölf Liter im Abfluss.“

In dem Dorf, in dem sich zahlreiche Künstler und Schauspieler niederließen, leben zwar nur 2000 Menschen. Aber Valldemossa wird von mehr als einer Millionen Touristen im Jahr besucht – es ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Mallorcas. Der große Andrang der Besucher, deren Busse und Mietwagen die Straßen verstopfen, sorgte inzwischen für eine Debatte, wie viel Tourismus das verwunschene Nest noch verträgt.

Auch die Hotels von Valldemossa bekommen die Wassernot zu spüren: So sollen sie zum Beispiel ihre Schwimmbäder nun nur noch mithilfe von Wassertankwagen füllen. Mit solchen Tankwagen werden inzwischen ganze Ortschaften auf Mallorca versorgt. Die Tanklaster holen das Wasser von den Meerwasserentsalzungsanlagen, die in der Inselhauptstadt Palma sowie in Andratx und Alcúdia auf Hochtouren laufen. Von dort transportieren sie es zu jenen Gemeinden, in denen nichts mehr aus den Leitungen kommt. Auch die mallorquinischen Dörfern Estellencs oder Banyalbufar müssen schon mit den Wasser-Lkw versorgt werden. Dem bekannten Ausflugsort Deiá drohen ebenfalls Einschränkungen. In dem Ort Biniamar wird nachts die Wasserversorgung runtergefahren. In anderen Gemeinden wurde der Wasserdruck reduziert.

„Voralarm“ auf der ganzen Insel

Gespart werden muss überall. Auch in den Tourismushochburgen an der Küste in der Umgebung Palmas, wo die Urlauber in den Hotels mit dem Satz ermahnt werden: „Wasser ist ein knappes Gut – vergessen Sie das nicht!“ In Palma wurde bereits vor Monaten die große Meerwasserentsalzungsanlage angeworfen, die vor Jahren für den Notfall gebaut wurde. Damit soll der Wasserkollaps in den umliegenden Urlaubsorten vermieden werden. Auf der ganzen Insel wurde inzwischen „Voralarm“ ausgelöst. Diese Warnstufe bedeutet: „Achtung, Wasser ist knapp!“

Bis Ende des Jahres werden auf Mallorca elf Millionen Urlauber erwartet – rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr Touristen heißt mehr Wasserverbrauch. Das Problem ist nur: Es gibt nicht mehr, sondern immer weniger Wasser. Wenn alles gut gehe, sagt ein Sprecher des Rathauses in Valldemossa, reichten die Wasservorräte vielleicht noch bis Ende des Sommers. „Aber was ist, wenn es auch im Herbst nicht regnet?“