München. Der Amokläufer von München besorgte sich die Waffe auf dunklen Wegen im Internet. Seine Bluttat bereitete er seit letzten Sommer vor.

Der Amokschütze von München hat sich seine Waffe offensichtlich illegal im Internet besorgt. Die Ermittler fanden auf dem Computer von David S. einen Chat-Verlauf, der darauf hin deute, dass der 18-Jährige sich die Pistole über das sogenannte Darknet beschaffte. Das berichteten die Ermittler am Sonntagnachmittag in München.

Bei der Glock 17 handelt es sich demnach um eine reaktivierte Theaterwaffe, die wieder scharf gemacht worden war. Die Waffe trage ein Prüfzeichen aus der Slowakei. Auch der Erfurter Robert Steinhäuser hatte bei seinem Amoklauf 2002 an seinem ehemaligen Gymnasium neben anderen Waffen eine Glock 17 benutzt.

Das Darknet, in dem David S. die Waffe bestellt hat, ist ein geheimes Netz, eine Parallelwelt, in der man – mit dem richtigen Browser ausgestattet – Drogen, Waffen und Kinderpornografie bestellen oder sogar Morde in Auftrag geben kann.

Die Polizei stellte laut dem Bericht nach der Tatnacht insgesamt 58 Patronenhülsen sicher – 57 davon stammen aus der Tatwaffe, eine aus einer Polizeiwaffe. Damit sei klar, dass der Schütze nur über eine Waffe, eben die Glock 17, verfügte. Er habe sich seine Opfer nicht gezielt ausgesucht, so die Polizei.

Amokläufer von München hat in Winnenden Fotos gemacht

Zudem berichteten die Ermittler, dass sich der Schüler David S. wohl sehr stark am Amoklauf von Winnenden im März 2009 orientierte. Damals hatte ein 17-Jähriger 15 Menschen erschossen, bevor er sich selbst richtete. Auf der Digitalkamera des Schützen fanden die Ermittler Bilder von den Tatorten in Winnenden. S. habe sich „sehr konkret“ mit Amoklagen befasst, auch mit dem Massaker, das der Norweger Anders Breivik 2011 in Oslo anrichtete. Zudem fand sich auf dem Computer des 18-Jährigen ein „eigenes Manifest“, in dem es um seinen geplanten Amoklauf ging. Er habe die Tat seit rund einem Jahr geplant, so die Polizei.

David S. war außerdem ein leidenschaftlicher Fan von „Ballerspielen“. So befand sich auf seinem Computer das Spiel „Counter Strike: Source“. Dieses weit verbreitete Spiel sei „nahezu von jedem ermittelten Amokläufer“ gespielt worden, so die Polizei am Sonntag. S. sei auch auf einer Spiele-Plattform im Internet „sehr aktiv“ gewesen.

In ärztlicher Behandlung

Zudem bestätigte sich der Verdacht der Polizei, wonach David S. starke psychische Probleme hatte. Der Amokschütze habe sich „in stationärer und ambulanter ärztlicher Behandlung“ befunden. Die Unterlagen, die bei ihm gefunden wurden, deuteten auf „eine Angststörung und Depressionen“ hin. Bis Juni 2016 war David S. offenbar noch in psychiatrischer Behandlung gewesen. Es wurden auch entsprechende Medikamente in seiner Wohnung gefunden.

Den Facebook-Account, über den S. versuchte, möglichst viele Menschen an den späteren Tatort zu locken, hatte der 18-Jährige nicht gehackt, sondern den Account einer anderen Person „übernommen“. In dem Posting hatte S. Besuchern versprochen, sie in der McDonald’s-Filiale, vor der er später das Feuer eröffnete, zum Essen einzuladen.

Die Eltern des toten David S. sind laut der Polizei weiterhin nicht vernehmungsfähig. Sie hatten offenbar schon bald nach Beginn der Schießerei in München erkannt, dass es sich bei dem Schützen um ihr Kind handelte. Der Vater erkannte seinen Sohn den Ermittlern zufolge schon kurz nach der Tat auf einem Video, das im Internet kursierte. Der Vater sei dann in eine Polizeiwache gegangen und äußerte dort den Verdacht, dass es sein Sohn sei, sagte LKA-Präsident Robert Heimberger. Doch weder die Polizei noch der Vater konnten David S. retten. Er tötete sich schließlich selbst durch einen Schuss aus der Glock in die linke Schläfe. (W.B./aba)