Hamburg. Für viele Paare ist der Muttertag ein bitterer Tag. Diese Optionen haben ungewollt kinderlose Paare, um doch eine Familie zu gründen.

Millionen Frauen werden am morgigen Muttertag von ihrem Nachwuchs beschenkt. Doch für viele Paare ist es ein bitterer Tag – für sie will sich der Wunsch vom eigenen Kind einfach nicht erfüllen. Von Sterilität spricht die Weltgesundheitsorganisation, wenn ein Paar länger als ein Jahr trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ungewollt kinderlos ist. „Diese absolute Sterilität trifft nur auf weniger als fünf Prozent der Paare zu, die wegen einer Kinderwunschbehandlung zu uns kommen. Die meisten Paare haben eine gewisse Chance, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen“, sagt Frank Nawroth, Professor für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Kinderwunsch-Zentrum Hamburg Amedes, in dem etwa 3000 bis 4000 Frauen mit Kinderwunsch pro Jahr behandelt werden. Überschätzt wird oft die natürliche Chance, schwanger zu werden. „Eine Frau hat mit 25 Jahren pro Zyklus eine Chance von etwa 30 Prozent, schwanger zu werden. Im Durchschnitt dauert es etwa acht bis zehn Monate, bis eine Frau schwanger ist“, sagt Nawroth.

Ursachen für Unfruchtbarkeit können unter anderem bei Frauen der fehlende Eisprung oder verschlossene Eileiter sein, bei Männern eine zu geringe Menge oder zu viele unbewegliche Spermien. Um Paaren zu helfen, gibt es mehrere Möglichkeiten.

Anregung des Eisprungs

„Die häufigste Methode in Deutschland ist die Anregung des Eisprungs durch die Gabe von Hormonen. Danach haben die Paare normalen Geschlechtsverkehr“, erklärt Nawroth. Die Erfolgsquote hängt stark vom Alter der Frau ab. „Wenn eine Frau mit 25 Jahren durch meine Behandlung den ersten Eisprung ihres Lebens hat, hat sie eine Chance von 30 Prozent, danach schwanger zu werden. Mit 37 Jahren liegt diese Chance nur noch bei zehn Prozent“, sagt Nawroth. Die Kosten für die Behandlung werden von den Krankenkassen übernommen.

Insemination per Katheter

Die nächste Möglichkeit ist die Insemination, bei der Spermien des Mannes über einen Katheter in die Gebärmutter eingeführt werden. Damit dort mehrere Eizellen befruchtet werden können, erhält die Frau meist vorher Hormone, die den Eisprung stimulieren. „Die durchschnittliche Erfolgsrate liegt bei zehn bis 15 Prozent pro Versuch“, sagt Nawroth. Gesetzliche Kassen müssen sich mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen, wenn das Paar bestimmte Voraussetzungen erfüllt: Es muss verheiratet sein, die Frau muss mindestens 25 Jahre alt, aber noch nicht 40 sein. Der Mann muss mindestens 25 und noch nicht 50 Jahre sein.

Die Frau muss mit einem Eigenanteil von etwa 200 Euro pro Versuch rechnen, wenn keine Stimulation durchgeführt wird oder eine mit Tabletten. Die Kasse zahlt anteilig für acht Versuche. Wird die Stimulation mit Spritzen durchgeführt, ist der Eigenanteil pro Versuch etwa 500 Euro. Die Kasse zahlt anteilig für drei Versuche.

Künstliche Befruchtung

Für die künstliche Befruchtung gibt es zwei Methoden, die IVF (In-vitro-Fertilisation) und die ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Bei der IVF werden Spermien und Eizellen in der Petrischale zusammengebracht, bei der ICSI wird ein Spermium in die Eizelle injiziert. „Vor der Befruchtung erhalten die Frauen eine hormonelle Stimulation, damit mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen. Diese werden dann unter einer kurzen Narkose aus dem Eierstock entnommen“, sagt Nawroth. Nach der Befruchtung wartet man einige Tage und führt dann die befruchteten Eizellen mit einem Katheter in die Gebärmutter ein. In Deutschland dürfen maximal drei befruchtete Eizellen eingesetzt werden, um die Rate der Mehrlingsschwangerschaften zu senken. „In Hamburg dürfen wir nach der Berufsordnung für Ärzte bei einer Patientin, die noch nicht 35 ist, bei den ersten beiden Versuchen nur zwei befruchtete Eizellen einsetzen“, sagt Nawroth. In Berlin gilt die bundesweite Regelung.

„Frauen mit 25 haben bei der künstlichen Befruchtung pro Versuch eine etwa 30-prozentige Chance, ein Kind zu bekommen. Bei 43-Jährigen sinkt die Chance auf fünf bis zehn Prozent“, sagt Nawroth. Für die Übernahme der Kosten gelten die gleichen Regeln wie bei der Insemination. Bezahlt die Kasse 50 Prozent, muss die Frau bei einer IVF mit einem Eigenanteil von 1500 Euro pro Versuch rechnen, bei einer ICSI mit etwa 2000 Euro pro Versuch. Anteilige Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für drei IVF-Versuche oder drei ICSI-Versuche. Berlin fördert im Rahmen einer Bundesinitiative IVF- und ICSI-Behandlungen im zweiten und dritten Behandlungszyklus. Das Land übernimmt dabei wie der Bund unter bestimmten Voraussetzungen 25 Prozent des verbleibenden Eigenanteils (informationsportal-kinderwunsch.de).

Einfrieren von Eizellen

Junge Krebspatientinnen müssen sich vor einer Chemotherapie darüber Gedanken machen, ob sie später noch Kinder haben möchten. Denn diese Behandlung kann die Eizellen angreifen. Deswegen gibt es Angebote, um die Fruchtbarkeit zu erhalten, die aber alle nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. „Eine Methode ist das Einfrieren von Eizellen“, sagt Nawroth. Dabei werden der Frau nach einer hormonellen Stimulation Eizellen entnommen, eingefroren, und später wieder eingesetzt.

Die Kosten betragen 3000 bis 4000 Euro. Schneller geht es, wenn man Eierstockgewebe einfriert. Dieses Verfahren kostet circa 400 bis 500 Euro plus 200 Euro pro Jahr für die Lagerung des Gewebes. Für eine Spritzentherapie während der Chemotherapie, die die Eierstöcke für diese Behandlung unempfindlicher machen soll, zahlen Frauen 180 Euro pro Monat.

Social Freezing

Wenn Frauen aus nicht medizinischen Gründen Eizellen einfrieren lassen, sprechen Mediziner vom Social Freezing. Die Idee: Frauen lassen in jungem Alter, wenn ihre Eizellen im besten Zustand sind, diese entnehmen und einfrieren. Sie können dann zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut, künstlich befruchtet und der Frau in die Gebärmutter eingesetzt werden. „Die meisten, die diese Methode nutzen, sind junge Frauen, die keinen Partner haben, mit dem sie Kinder bekommen wollen“, sagt Nawroth. Die Behandlung kostet 4000 bis 4500 Euro.

Samenspende als Alternative

Eine Samenspende aus der Samenbank kann Paaren das Wunschkind ermöglichen, bei denen der Mann unfruchtbar ist. Auch lesbische Paare können diese Methode nutzen, um ein Kind zu bekommen. „Eine Spendenbesamung machen wir nur bei Verheirateten, nicht bei lesbischen Paaren oder bei Unverheirateten. Damit wollen wir verhindern, dass auf den behandelnden Arzt irgendwann Unterhaltsansprüche zukommen“, sagt Nawroth.