Wladiwostok. Die Liebe war groß: Ein Tiger und ein Ziegenbock teilten sich wochenlang friedlich ein gemeinsames Gehege. Nun brach ein Streit aus.

Schluss, aus, vorbei. Das ist das Ende einer ungewöhnlichen Freundschaft: Wochenlang lebten Amur und Timur friedlich in einem gemeinsamen Gehege in einem russischen Tierpark. Es gab keinen Ärger, nur Harmonie. Doch jetzt brach der Streit im Gehege des Safariparks Primorje aus. Amur verletzte Timur lebensgefährlich.

Wie die Agentur Ria Nowosti am Freitag meldete, habe der Tiger den Bock am Genick gepackt und einen Hügel hinuntergeworfen. Timur habe dabei Bisswunden erlitten und werde derzeit auf der Veterinärstation behandelt. So etwas hatte die Öffentlichkeit nicht von der friedfertigen Raubkatze erwartet.

Die Wohngemeinschaft zwischen Raub- und Beutetier hatte Ende November 2015 begonnen. Damals wurde Timur als lebendiges Futter für Amur ins Gehege gebracht, doch der verschonte ihn. Mehr als zwei Monate duldete der Tiger den Bock in seiner Nähe, streifte mit ihm gemeinsam durchs Gehege und legte sich neben ihm zur Ruhe. Das zeigt auch ein Video aus der guten alten Zeit:

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Timur soll Amur provoziert haben

Das ungleiche Gespann bescherte dem Safaripark in der 10.000 Kilometer von Moskau entfernten Pazifikregion große Aufmerksamkeit. Weltweit berichteten Medien über Timur und Amur. Der Tierpark nutzt das für sein Marketing, hat Souvenirs der beiden anfertigen lassen und eine Kamera zur Liveübertragung aus dem Gehege installiert. Zoologen beurteilten die angebliche Freundschaft zwar von Anfang an skeptisch. Doch Zoodirektor Dmitri Mesenzew sah sie als Beweis, dass „unterschiedliche Seiten friedlich koexistieren können“. Ein schöner Gedanke.

Dass Amur seinen Freund nun wüst anging, soll Timur gemäß der Tierparkleitung selbst provoziert haben. Der Ziegenbock habe ihn eine Stunde lang mit den Hörnern gestoßen und mit den Hufen getreten, sagte der Zooleiter. „Ich bewundere in dieser Situation die Geduld von Amur, der so lange nachsichtig mit dem frech gewordenen Timur war“. Doch irgendwann wurde es wohl auch Amur zu bunt und der Tiger wehrte sich.

„Die Wunden sind ziemlich schwer, aber sie zeigen, dass der Tiger die Ziege nicht töten, sondern zurechtweisen wollte“, ist sich der behandelnde Tierarzt Alexej Anossow sicher. Amur habe sich lediglich beim Krafteinsatz verkalkuliert und seinen Freund so fest gepackt, wie ein Tigerjunges es vertrage – nicht aber ein Ziegenbock.

Neuer Gefährte für Timur gesucht

Der Tierpark hat zu dem Vorfall ein Video veröffentlicht. Im Moment des mutmaßlichen Angriffs bei Minute 16 friert jedoch das Bild ein. Danach ist zu sehen, wie Timur den Hügel hinabhumpelt, Amur schaut ihm nach. Vier Pfleger fangen den verletzten Bock ein und bringen ihn in ein Einzelgehege, wo ihn der Tierarzt versorgt.

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Ob es zu einer Versöhnung der ungleichen Freunde kommen wird, ist unklar. Die Leitung des Tierparks will zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob Timur nach seiner Genesung wieder zurück in die WG kann. Erst einmal soll der Ziegenbock sich erholen – und Zoodirektor Dmitri Mesenzew will ihm dabei sogar Gesellschaft verschaffen. Er sucht derzeit nach einer Braut für Timur und rief Ziegenbesitzer im Land auf, Fotos ihrer Kandidatinnen zu schicken. (jha/dpa)