Berlin. Das Aus für Xavier Naidoo beim ESC hat wohl andere Gründe als bekannt. NDR-Mitarbeiter selbst haben den Entschluss heftig kritisiert.

Neuer Wirbel um die geplatzte Nominierung von Xavier Naidoo für den „Eurovision Song Contest“: Womöglich ist der öffentliche Protest nicht der Grund dafür, dass der Sänger nun doch nicht antritt – sondern ein interner Brandbrief von NDR-Mitarbeitern.

Laut Medienberichten sollen 40 Mitarbeiter einen Brief an die Senderleitung geschrieben haben. Sie protestierten darin heftig gegen die Wahl des ESC-Kandidaten: „Wir festangestellten Redakteure und Redakteurinnen des Bereiches Zeitgeschehen und Kultur und Dokumentationen haben die Entscheidung mit Unverständnis und Fassungslosigkeit aufgenommen.“ Am Dienstag bestätigte NDR-Sprecherin Iris Bents den besagten Brief.

In einer Diskussionsrunde mit Unterhaltungschef Thomas Schreiber habe die Fernsehdirektion am vergangenen Freitag Argumente für und gegen Naidoos Entsendung nach Stockholm ausgetauscht, heißt es weiter. Letztendlich wurde sich daraufhin gegen den Künstler entschieden.

Vertrag bereits geschlossen

In dem Schreiben teilten die Mitarbeiter mit, dass sie den Ruf der Senderanstalt bedroht sehen: „Diese Entscheidung beschädigt das Ansehen der ARD und damit unser aller Arbeit nachhaltig“, soll es in dem Brandbrief heißen. Die Zeitung will außerdem erfahren haben, dass der Sender Naidoo angeblich eine Frist gegeben hat, in der er freiwillig hätte zurücktreten können. Erst als er darauf nicht eingehen wollte, habe der Sender die Nominierung zurückgezogen. Der NDR drohe außerdem ein finanzieller Schaden. Denn mit dem Sänger sei bereits ein Vertrag geschlossen worden.

Naidoo, Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln, hat seine Alben in Deutschland millionenfach verkauft. In den vergangenen Jahren hatte er jedoch mehrfach Diskussionen ausgelöst – etwa, als er am Tag der Deutschen Einheit 2014 vor Rechtspopulisten namens „Reichsbürgern“ sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. 2012 rief der Text des Liedes „Wo sind sie jetzt“ von Naidoo und Kool Savas Ärger hervor. Darin geht es in vulgärer Sprache um Kindermorde – Passagen wurden als schwulenfeindlich kritisiert, Homosexuelle würden mit Pädophilen gleichgesetzt. (epd/dpa/ls/jei)