Hamburg. Bund-Gelder ermöglichen Spielplan-Schwerpunkt. Intendant Lux setzt weiter auf Internationalisierung

Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) dürften auf der Beliebtheitsskala der Hamburger Kulturszene derzeit ziemlich weit oben rangieren. Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass der Bund 120 Millionen Euro für ein erweitertes Hafenmuseum bereit stellt (siehe oben), ebenso weitere 18 Millionen für das Hamburg Museum. Auch das Thalia Theater erhält im Rahmen einer Projektförderung 850.000 Euro vom Bund.

Das mag im Vergleich wenig aussehen, ermöglicht an einem Theater jedoch Entscheidendes und wird hier nicht in eine Gebäudesanierung oder -Erweiterung fließen, sondern – es ist ausdrücklich projektgebunden – tatsächlich direkt in die Kunst investiert. Thalia-Intendant Joachim Lux plant für die Spielzeit 2016/2017 einen Schwerpunkt unter der Überschrift „Europa im Umbruch / Umbruch in Europa“. Schon jetzt legt das Theater am Alstertor großen Wert auf Internationalität, sowohl inhaltlich als auch konzeptionell: Das Theater ist weltweit auf zahlreichen Gastspielreisen unterwegs; erst kürzlich kehrte das Ensemble aus China zurück, wo der „Ring“ gastierte, so wie zuvor auch „Hamlet“ und „Tschick“. Das Thalia setzt darüber hinaus auf die Zusammenarbeit mit Regisseuren aus Estland oder lädt chinesisches Theater zu den Lessingtagen ein. Die Thalia-Inszenierung „Front“ war europaweit in rund 50 Vorstellungen zu sehen, darunter in Edinburgh, Amsterdam, Österreich, Brüssel, Sarajevo und Bukarest. Anfang des Jahres wird Luk Perceval erneut eine Produktion mit dem NT Gent umsetzen, in der flämische und Hamburger Schauspieler besetzt sein werden.

Diese grundsätzliche Tendenz wird im kommenden Spielplan also bewusst verstärkt. Für die neue Spielplan-Leitlinie „Europa im Umbruch / Umbruch in Europa“ sind Co-Produktionen mit Russland, London und den Benelux-Staaten geplant. Es sei, so Joachim Lux, zwar kein gebündeltes Festival, aber „ein kuratiertes Programm“. Die Finanzspritze aus Berlin bedeute ein „großes Glück“, er sei darüber „froh und dankbar“ – und widme sich damit nun der Frage: „Gibt es das kulturelle Europa überhaupt?“

Infos: www.thalia-theater.de/international