Torquay. Im Urlaub Englisch pauken? In Torquay an der Englischen Riviera macht das sogar Spaß – weil die Mischung aus Lernen und Freizeit passt.

Die Sonne strahlt aufs Meer. Die Temperaturen sind an diesem Frühlingstag warm, nur ab und zu weht ein kühler Wind. Dank des milden Golfstromklimas wachsen hier Palmen. Im Hafen wippen die ersten Boote und Jachten im Rhythmus der Wellen und warten auf den Sommer. Das Wasser spritzt an die dicken Steinmauern der Strandpromenade.

Wir sind nicht am Mittelmeer oder an anderen südlichen Gewässern, sondern in Torquay, einer Kleinstadt in der Region Torbay an der englischen Südküste von Devon. Der kleine Hafen ist ein Hotspot an der etwa 35 Kilometer langen „englischen Riviera“. An diesem Nachmittag sind bereits einige Urlauber auf der Flaniermeile The Strand unterwegs, bummeln die Promenade entlang oder setzen sich in ein Café, genießen die Aussicht und lassen sich einen typisch englischen Cream Tea servieren.

Auch vier Jugendliche aus Deutschland genießen ihre Freizeit an dieser Bilderbuchküste. Doch im Unterschied zu den meisten anderen Touristen haben Hannes, Jennifer, Christoph und Lena schon ein kleines Arbeitspensum hinter sich. Die vier Jugendlichen besuchen die LAL Sprachschule im nahe gelegenen Badeort Paignton. Sie haben gerade Pause und sitzen im Garten der Sprachschule, die in einer ruhigen Wohngegend inmitten typisch englischer Reihenhäuser liegt. Bis zum Strand sind es zu Fuß 15 Minuten.

Unter-18-Jährige werden in Gastfamilien untergebracht

Der 17 Jahre alte Hannes sagt: „Wir sind seit drei Tagen hier, kannten uns vorher nicht und gehen alle in eine Klasse.“ Er nimmt an einem englischen Sprachkursus teil, um sich auf das Abitur vorzubereiten. Die gleichaltrige Jennifer ergänzt: „Torbay ist eine schöne Region, in wenigen Minuten ist man an einem Strand, und das Wetter ist meist auch gut.“ Ihr gefällt die Mischung vom Lernen am Vormittag und Freizeit am Nachmittag.

Auch für Ausflüge bleibt genug Zeit – und Südengland etwa zum weltberühmten Stonehenge.
Auch für Ausflüge bleibt genug Zeit – und Südengland etwa zum weltberühmten Stonehenge. © UIG via Getty Images | Education Images

Während ihres Aufenthalts sind die vier Deutschen in Gastfamilien untergebracht. Je nach Alter liegt die Unterkunft zwischen fünf Gehminuten und 45 Minuten mit dem Bus von der Schule entfernt. Ab 18 Jahren können die Sprachschüler auch in der schuleigenen preiswerten Hunter’s Lodge wohnen. Diese besticht mit dem überwältigenden Ausblick auf die Bucht, den Gäste vom Garten aus haben. Es gibt 25 Einzel- und 13 Doppelzimmer. Küche und Bad werden mit anderen Schülern der kleinen Villa genutzt.

Sprachprogramme nach Alter gestaffelt

Das Unternehmen LAL Sprachreisen hat acht eigene Sprachschulen, zum Beispiel auf Malta, in England, den USA und in Südafrika. Im Sommer 2017 soll eine neue Schule in Ägypten eröffnet werden. Außerdem gibt es sechs Summer Schools für Schüler bis zu 16 Jahren in England und den USA. In Torbay wurde 1980 die erste Sprachschule eröffnet. Michelle Ramos-Bailey ist als Executive-Managerin unter anderem für diese Sprachschule zuständig. Die 39-Jährige sagt: „Torbay ist das beliebteste Ziel der Sprachschüler.“

In der Hauptsaison kämen hauptsächlich Schüler und junge Leute, in den übrigen Jahreszeiten seien es viele ältere Menschen, die zum Englisch­lernen kommen. „Geschäftsleute, Rentner und Familien sind dabei“, sagt Ramos-Bailey. Für die mittleren Altersgruppen hat LAL Sprachreisen in England das Programm „30 Plus“, in Frankreich, Italien oder Spanien das Programm „40 oder 50 Plus“ im Angebot. Somit könne sichergestellt werden, dass es homogene Lerngruppen gebe. Ramos-Bailey: „Ein 40-Jähriger landet nicht in einem Kursus mit 18-jährigen Partygängern.“

Zum Freizeitangebot gehören auch Ausflüge in historische Städte

Das Angebot an Sprachreisen ist ebenfalls breit gefächert. So gibt es zum Beispiel einwöchige Ferienkurse mit wenigen Lektionen pro Tag, Business-Kurse, Langzeitsprachreisen verbunden mit einem Praktikum, Lehrerfortbildungen sowie spezielle Programme, die unter anderem dem Alter angepasst sind. Auch die Gestaltung der Freizeit ist für die Teilnehmer frei wählbar.

„Möchte jemand neben dem Lernen einen Reiturlaub machen, so organi­sieren wir das“, sagt die Executive-Managerin. Zum Freizeitangebot bei LAL gehören Ausflüge in historische Städte wie Bath, Plymouth oder Exeter, zum Weltkulturerbe Stonehenge sowie in den Nationalpark Dartmoor, in dem ­wilde Ponys frei herumlaufen. Teil­weise fällt für Exkursionen ein Aufpreis zwischen zehn und 20 Pfund an.

Das Geheimnis von Agatha Christie lüften

Ein besonders beliebtes Ausflugsziel ist Greenway. Das ist der Name eines Landsitzes am Ufer des River Dart bei Galmpton, in der Nähe von Brixham. Das sogenannte Greenway-Haus liegt an einem Hang mit Blick auf eine kleine Bucht. Im 20. Jahrhundert war es die Sommerresidenz der legendären Krimiautorin Agatha Christie. Nach ihrem Tod im Jahr 1976 übergab ihr Sohn den Landsitz dem National Trust. Heute ­besichtigen vor allem Touristen die ­Villa, den großen exotischen Park und das Bootshaus.

Wer mag, kann sich mithilfe eines Audio-Guides den Alltag von Agatha Christie im Feriendomizil erzählen lassen und erfährt zum Beispiel, dass ihr Lieblingsgericht Hummer mit Brombeereiscreme war. Auch wird das Geheimnis gelüftet, warum die Krimiautorin so gern fette Sahne trank. Die Besucher sehen auch das Bootshaus, in dem eine wichtige Szene in dem Krimi „Dead Man’s Folly“ spielt.

Schüler verschiedener Nationalitäten

Von Mitte Februar bis Ende Oktober ist Greenway sieben Tage in der Woche ­geöffnet. Im Winter nur am Wochen­ende. Erwachsene zahlen rund 12 Euro, Kinder knapp sieben Euro. Sprachschüler, die lieber in einer Großstadt leben wollen, können zum Beispiel die LAL Sprachschule in London im Vorort Twickenham besuchen. Meist sind hier Schüler untergebracht, die einen Langzeitkursus gebucht haben.

Beim Sprachunterricht in England treffen verschiedene Kulturen aufeinander.
Beim Sprachunterricht in England treffen verschiedene Kulturen aufeinander. © Sauer | Isabell Sauer

Adam Tucker ist Lehrer an dieser Schule und hält am frühen Morgen eine Unterrichtseinheit. In dem hellen, etwa 20 Quadratmeter großen Klassenzimmer sitzen sechs Schüler verschiedenster Nationalität. Tucker sagt: „Wir arbeiten mit verschiedenen multimedialen Elementen, wie zum Beispiel Film, Radio oder Zeitungen.“ Nach dem Unterricht könnten die Schüler, meist sind es im Language Center Erwachsene, an einem Ausflug teilnehmen.

Bei English-to-go wird auf Ausflügen nebenbei gelernt

Die Londoner Sprachschule hat seit Kurzem auch ein besonderes Angebot für Touristen. Das nennt sich English-to-go, und die Teilnehmer, die nicht Sprachschüler sein müssen, lernen die Sprache beim Sightseeing. Auch diese Aufgabe übernimmt Sprachlehrer Adam Tucker. Nach der Arbeit in der Schule führt er eine Gruppe durch Twickenham. Gemütlichen Schrittes mit einem Kaffeebecher in der Hand schlendern sie durch einen Park, die Teilnehmer sollen dabei alle Tiere und Bäume im Park benennen. Danach geht es ­weiter zur Eel-Pie-Insel auf der Themse. Tucker sagt: „Hier haben schon die Rolling Stones und Eric Clapton Konzerte gegeben, bevor sie berühmt wurden.“

Der Sprachschullehrer zeigt seinen Schützlingen innerhalb von zwei Stunden noch weitere interessante Orte und verwickelt sie wie zufällig immer wieder in Gespräche. Zum Schluss sagt der Brite: „Seht ihr, Sprachen können auf unterschiedlichste Weise und indivi­duell auf den Schüler angepasst, erlernt werden.“ Heutzutage sei es möglich, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Zum Beispiel beim Talk über Christie-Krimis und Clapton-Songs oder beim Bummel auf einer Promenade mit Bilderbuchseeblick.

Tipps & Informationen

Anreise Nonstop-Flüge ab Hamburg oder Berlin nach London Heathrow z. B. mit Germanwings oder British Airways.

Sprachkurse Einwöchiger Standardkursus mit 20 Lektionen ab 16 Jahren über fünf Kurstage in Torquay ist pro Person ab 275 Euro möglich, in London ab 315 Euro. Einwöchiger Schnupperkurs, 10 Lektionen in London, ab 16 Jahren pro Person 129 Euro. Betreute Schülersprachreise in Torquay pro Person ab 620 Euro. Darin enthalten: Sprachkurs, Privatunterkunft inklusive Vollpension, Freizeitprogramm, Hin- und Rücktransfer vom/zum Flughafen, Einstufungstest, Kursmaterial, Zertifikat und Versicherungspaket. Der Schnupperkursus English-to-go kostet 67 Euro pro Person. Weitere Angebote unter www.lal.de.

Unterkunft ab 18 Jahren z. B. im Hunter’s Lodge eine Woche im DZ für 133 Euro. Eine Woche Bed & Breakfast kostet ab ca. 294 Euro.

(Die Reise erfolgte mit Unterstützung von LAL Sprachreisen.)