Mauterndorf. Wer während der Ballon-Woche im Salzburger Lungau ab 14. Januar einen Platz im Korb bekommt, darf mit wunderschönen Aussichten rechnen.

Mauterndorf im Lungau, in der vergangenen Nacht fiel das Thermometer auf minus 18 Grad, diese Region ist die kälteste bewohnte Österreichs. Und nun wollen wir hoch hinaus, in den Himmel über den Alpen. Die Brenner fauchen, und die Ballone recken sich in Zeit­lupe, so als wären auch sie noch starr vom Frost und wollten gar nicht aufstehen. Es ist Ballon-Woche im Salzburger Lungau, und wer einen Platz im Korb bekommen hat, darf mit. Übers Tal und – wenn die Winde wehen – über die Alpenkämme. Nach Kärnten oder gar Slowenien, mal sehen.

Die Bergspitzen leuchten, nein strahlen, in der frühen Morgensonne, und das Licht kriecht langsam den Hang hinab, der Himmel über den Gipfel ist intensiv und strahlend blau. Auf dem Startplatz liegen Körbe, und Ballon-Hüllen stehen langsam auf. Wie obs­kure Schatten und still und langsam wie ein seltsames Ballett. Die Männer und Frauen, die die Hüllen ziehen und Seile ordnen, wirken ob der Größe der halbstarken Ballone zwergenhaft klein. Immer wieder ist das kurze, keuchende Fauchen der Brenner zu hören.

Es ist ein erhabenes Gefühl, über die Winderlandschaft zu schweben

Die Sonne leuchtet inzwischen auf den Startplatz, und die Ballone bekommen Farbe, stolz steht die erste Reihe der Parade bereit. Auch unser Ballon hat Form angenommen. Leise richtet sich die Hülle auf, wir klettern in den Korb und Gerhard „Rottschi“ Rottinger gibt Gas. Es ist nicht einmal ein Ruck zu spüren, als der Korb den Boden verlässt. Der Himmel ist von bunten Ballonen verziert. Und das ist „unser“ Ballon: Seine Hülle ist 1000 Quadratmeter groß, hat ein Volumen von 4300 Kubikmetern. Zwölf Stahlseile und 24 Lastseile halten den Korb, die Randhöhe des Korbes liegt bei 1,10 Meter. Der Ballon ragt 27 Meter über den Brennern in den Himmel. Das waren die Zahlen, dies ist die Magie:

Langsam geht es hinauf. Die ersten Bal­lone sind längst weit fort, und die schnee­bedeckte Bergkette leuchtet majestätisch. Es ist vollkommen still, und es ist ein erhabenes Gefühl, über dieser Wintermärchen-Landschaft zu schweben. Platz ist im Korb kaum, überall befinden sich Gasflaschen. Gerhard steht mit seiner orangen Thermojacke an den Reglern und lässt die Brenner fauchen, „Rottschi“ fuhr schon auf Weltmeisterschaften und freut sich auf solchen kleinen Ausflügen über die Begeisterung seiner Gäste. Und die staunen still.

„Wie bist du dorthin gekommen? Welche Höhe hast du?“, Rottschi funkt die Kollegen an. Das Feld der Fahrer ist inzwischen weit auseinandergedriftet, und sie fahren in verschiedene Richtungen. Je nach Höhe weht der Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Durch Auf- und Absteigen kann der Fahrer bestimmen, wohin die Reise geht. Wir sind über dem Ort Mariapfarr und wollen dem gelben Ballon folgen, denn der macht gute Fahrt und kommt vorwärts. Ist diese Richtung auch etwas für uns? „Wir sind auf 700 Meter über Grund“ – die Antwort vom Gelben. Wir sind 200 Meter über Grund, und Rottschi lässt die Brenner fauchen, um 500 Meter zuzulegen. Die meisten Ballone kurven über dem Tal, doch zwei der ersten Starter sind inzwischen weit weg und in großer Höhe. Dort sind ausschließlich Profis an Bord, die die Fahrt über die Bergkette wagen wollen. Wollen wir das auch? Wirklich? Oben über die Radstädter Tauern drüber.

Es braucht ausreichend Wind, um hoch zu fliegen

Nein: Für uns weht es heute leider zu wenig, als dass Rottschi diesen Trip riskieren will. „Wir fahren heute nicht in die Berge. Auf unserer Höhe ist so gut wie kein Wind, und ich möchte nicht irgendwo im Gebirge landen müssen“, sagt er. Wir sind auf 2500 Meter, und der Gebirgsriegel steht mit Hochfeind (2687 Meter) und Kasereck (2740 Meter) und all den anderen schroffen Spitzen deutlich im Weg. Die Brenner fauchen im kurzen Stak­kato, und mit 1000 Meter über Grund wagt Rottschi zumindest die Anfahrt auf die Tauern, ein wunderschöner Ausblick, das gewiss. „Mit zehn Stundenkilometern über die Berge; nein das geht nicht!“ Er hält an, dreht bei. Der gelbe Ballon verschwindet allmählich; in der Höhe, über den Bergen. Die Höhe der Berge ist eigentlich gar kein Problem, aber: Erst viel höher, als wir hier rumkurven, ist genügend Wind, um einen ­Ballon in angemessener Zeit über die Gebirgskette zu treiben, diese Piloten brauchen noch mehr Gas, als wir ohnehin an Bord haben, für „normale“ Passagiere ist auf solch einem ­Höhenflug kein Platz. Sonst – in niedrigerer Fahrthöhe – sind solche Passagen durchaus auch mit normalen Gästen machbar, sie werden während der Ballon-Woche angeboten – und müssen richtig klasse sein. Nächstes Mal, hoffentlich.

„Die zwei Kollegen vor uns werden jetzt auf 6000 Meter steigen“, sagt Rottschi, und wir alle blicken staunend hinter ihnen her. „In den Bergen kannst du nie genug Gas mitnehmen; die sind voll mit Gasflaschen, um durchzukommen – das ist schon heavy!“ Wer in den Bergen landen muss, hat ganz schlechte Karten. „… ich hab hier im Korb Gas für sechs Stunden dabei – lieber zu eng stehen, als zu wenig Gas dabeihaben.“

Und noch etwas, bezüglich der Flughöhe: „Ab rund 7000 Metern Höhe hast du den Bezug nach unten verloren. Das ist deine Psyche, du denkst dann nur noch nach oben“, berichtet Rottschi von Höhenflügen der besonderen Art, berichtet der, der schon auf mehr als 9000 Metern fuhr. Solche Sachen sind nichts für Anfänger. Sowieso wird es ab einer bestimmten Höhe kompliziert: Bis zu einer Fahrthöhe von rund 4000 Metern sind die Korridore „frei“, „… für alles, was du höher fährst, musst du bei der Flugsicherung in Wien einen Flugplan aufgeben“, erklärt Rottschi; da oben ist man dann zusammen mit Flugzeugen unterwegs.

Aus 2500 Meter Höhe geht es langsam wieder hinunter ins Tal

Heute gibt es keine Passage über die Berge ­also, leider. Trotzdem; wir genießen die gemütliche Fahrt und den Blick über die Dörfer, über die Ausläufer der Bergkette, die Anfahrt ans Gebirgsmassiv und die Aussicht auf die Gipfel und die bunten Tupfer der anderen Ballone vor den Bergen. „Nutzt das schöne Wetter“, sagt Rottschi, „genießt die Sonne und macht Fotos.“ Unser blauer Ballon, Kennung „OE-2NI“, mit der „Nivea“-Reklame nimmt noch einmal den Weg zur Gebirgs­kette. Zum Angucken. In einem Ballon ist es eigentlich still, es geht kein Wind, da wir mit diesem fahren, dennoch sind im Augenblick zu hören: Funkfetzen, Gesprächsbrocken, Brennerfauchen – die Piloten tauschen sich aus, um ihre Routen zu planen. Stopps und Richtungsänderungen sind – je nach Höhe – grundsätzlich immer möglich.

Von 2500 Metern sinken wir allmählich wieder in das Tal hinab und dann – wie die ­anderen Gästefahrer – Richtung Tamsweg. „Wir mussten jetzt deutlich tiefer ­gehen, sonst hätte uns der Höhenwind – auch wenn er schwach ist – unweigerlich in die ­Berge hinaus getrieben. Dann spielen wir nun mal ganz gemütlich nach Tamsweg raus“, sagt Rottschi.

Plötzlich beginnt das Messgerät hektisch zu piepen, die Sinkgeschwindigkeit ist mit ­aktuell drei Metern pro Sekunde so hoch, dass der Alarm losschlägt – und es in den Ohren knackt. Auf 1680 Metern bleiben wir über ­Mariapfarr stehen. Rottschi erkennt, dass ­etwa 100 Meter höher eine gute Strömung ist, also fahren wir wieder hoch. Plötzlich aber wird der Ballon von etwas Seltsamen erfasst: Es zieht uns zurück. „Die Sonne scheint auf den dunklen Wald und heizt die Luft darüber auf“, erklärt Rottschi, „diese steigt auf und zieht uns dabei mit.“ Ein paar Züge am Gas, und wir sind wieder weg.

Inzwischen steht Rottschi mit der Bodencrew in dauerndem Kontakt, man erkennt den Wagen mit dem großen Anhänger, der uns folgt. Nun heißt es also die Landung vorbereiten. Er lässt den Ballon tiefer und tiefer sinken und uns über die Felder treiben. Rottschi gibt wieder Gas, und wir fahren weiter; anderer Landeplatz. Dann geht es schneller als gedacht: über die Baumkronen, über den Zaun, auf den Sportplatz. Ein sanftes Aufsetzen, Brenner aus, und die Hülle senkt sich langsam zu Boden.

Ein Höhenflug? Ganz gewiss, wenngleich auch nicht über die Gipfel. Aber nächstes Mal; wenn die Winde wehen und wir uns in Slowenien wiedersehen. Oder in Italien. Oder anderswo. Weiß man’s so genau?

Tipps & Information

Anreise Ab München über die A 8 und A 10 bis Mauterndorf.

Übernachtung Hotel Eggerwirt in St. Michael, sieben Übernachtungen inklusive „Eggerwirt-Verwöhnpension“, Nutzung der Spa-Anlage und tägliches Indoor-/Outdoor-Programm ab 1120 Euro p. P. (Angebot gilt vom 8. bis zum 28. Januar 2017), www.eggerwirt.at.

Termine Die nächste Ballon-Woche findet zwischen dem 14. und 21. Januar 2017 in Mauterndorf statt. Tickets kosten 190 Euro p. P. für die Talfahrt und um 280 Euro p. P. für die Überquerung von Alpenkämmen/Gebirgsketten; erhältlich über den Tourismusverband Mauterndorf www.mauterndorf.at oder über die A-Z Ballonvertrieb & Service Kindermann e.U., www.ballon1X1.at

Auskunft www.lungau.at

(Unterstützt von Ferienregion Salzburger Lungau und Österreich Werbung.)