Hamburg. Englische Reitweise oder Western-Stil? Das Angebot an Urlaub mit Pferden wird größer. Hier kommen Tipps, wie man das Richtige findet.

Das Leben ist ein Ponyhof. Das stimmt zumindest für viele Kinder in den Ferien. Und auch Erwachsene machen gerne Urlaub im Sattel. „Reittourismus ist eher ein Nischenmarkt, aber ein interessanter“, sagt Ulrike Franke von der BTE Tourismus- und Regionalberatung. „Der Tourismus rund ums Pferd hat in letzter Zeit in Deutschland an Bedeutung gewonnen.“

Und wohin geht der Urlaub im Sattel? Neben dem Münsterland mit etwa 1000 Pferdehöfen ist das pferdereiche Niedersachsen das beliebteste Reiturlaubsziel in Deutschland. In der Lüneburger Heide etwa locken 1450 Kilometer ausgeschilderter Reitrouten auf sandigem Boden (www.lueneburger-heide.de). Und in Cuxhaven kann man sogar, wenn man mag, im Watt reiten (www.tourismus.cuxhaven.de).

Die meisten Urlauber suchen sich eigenständig einen passenden Reiterhof. Noch gibt es keine deutschlandweite Internetplattform, welche die Recherche erleichtern würde. Vieles läuft über persönliche Empfehlungen. Auf Landesebene ist man mancherorts schon weiter, wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir haben erkannt, wie wichtig der Reittourismus für die Attraktivität des ländlichen Raumes ist“, erklärt Claudia Krempien, Reittourismusfachfrau beim Verein Landurlaub Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es Strandritte an Ostsee und Bodden, Pferdeveranstaltungen oder das Kaltblutrennen auf der Galopprennbahn bei Bad Doberan (www.landurlaub.m-vp.de).

Reiten auf Curly Horses ist auch für Pferdehaar-Allergiker möglich

Das Angebot in Deutschland ist ausdifferenziert. Der Urlauber muss ­also wissen, was er will. Soll es die klassische englische Reitweise oder Western-Reiten im Cowboysattel sein? Will man im Urlaub eine bestimmte Pferderasse kennenlernen? Haflinger in Bayern, schwarze Friesen an der Küste oder Araber, Isländer oder Quarter Horses? Sogar für Pferdehaarallergiker gibt es eine Lösung: Reiten auf Curly Horses. „Ihre Haare lösen keine Allergie aus“, erklärt Daniela Söhnchen, die Curly Horses züchtet, das sind Pferde mit tatsächlich lockigem Fell. So hat sich ihr Reiterhof im Bergischen Land zum Glücksort für allergische Pferdefans entwickelt (www.curly-horses-germany.de). Bei der Auswahl eines Hofes sollten sich Eltern gut informieren: Wie ist die Qualifikation der Reitlehrer? Wie viele Kinder teilen sich ein Pferd? Kann mein Kind ein eigenes Pflegepony bekommen? Und wie viele Stunden wird tatsächlich geritten?

Einige Urlauber möchten überhaupt erst einmal reiten lernen. „Gut nachgefragt ist unser Programm für erwachsene Späteinsteiger zum Reitenlernen unter Gleichaltrigen“, sagt Claudia Krempien. Dagegen wollen Fortgeschrittene für das nächste Turnier trainieren oder einen Kurs im Springen machen. Doch längst wird mehr geboten als Dressur, Springen oder Voltigieren, also Akrobatik auf dem Pferd.

Vor allem Wanderreiten ist im Kommen

An immer mehr Orten kann man tagelang durch die Landschaft reiten. Die Philosophie der Deutschen Wanderreiter-Akademie ist eine Mischung aus „Natur und Landschaft, Kultur und Geschichte, kulinarischem Genießen und einem Hauch von Abenteuer“, sagt Akademiegründer Herbert Fischer (www.deutsche-wanderreiter-akademie.com). Ähnlich gestaltet Sabine Zuckmantel von Wanderreiten im Havelland ihr Angebot. Seit 2000 bietet sie geführte Wanderritte auf Berberpferden durch Brandenburg an. Beliebt sind Themenritte von Schloss zu Schloss, mit dem Förster durch das ­Naturschutzgebiet Schorfheide oder auf den Spuren von Theodor Fontane am Stechlinsee entlang. Die Reiter in Deutschland haben inzwischen ­erkannt, dass man nicht nur im Ausland tolle Wanderritte unternehmen kann. „Auch zu Hause gibt es fantastische Landschaften und schöne Natur zu entdecken“, meint Zuckmantel. „Bei uns in Brandenburg kann man ewig ­reiten, ohne mit Menschen oder Straßen in Kontakt zu kommen.“ (www.wanderreiten-havelland.de)

Der Trend geht zu gut erreichbaren Zielen in Deutschland – oder zu Fernreisen, etwa Reitsafari durch die Mongolei oder Ranchurlaub in den Rocky Mountains. Fernziele werden eher über Spezialagenturen gebucht, wie Pferd & Reiter (www.pferdreiter.de), Pegasus (www.reiterreisen.com) oder Das Urlaubspferd (www.urlaubspferd.de).

Mehr als 100 Wanderreitstationen vereint

Immer mehr Urlauber reisen mit dem eigenen Pferd im Anhänger an. Für sie sind gute Reitwegenetze mit Karten, Routenvorschläge und GPS attraktiv. In der Eifel haben sich Hunsrück, Westerwald/Taunus und Pfalz zur Kooperation Urlaub zu Pferd mit mehr als 100 Wanderreitstationen vereint. Da spielt dann nicht nur die Qualität des Pensionszimmers eine Rolle, sondern auch die der Pferdebox.

Neben dem Reiten wird auch das Fahren von Kutschen, Kremsern und Planwagen wichtiger. Vor allem Männer wollen lernen, zwei- oder vierspännig zu fahren. Doch nicht jeder Pferdefreund will im Urlaub unbedingt selbst reiten oder fahren, sondern lieber Gestüte, Pferdemessen oder internationale Turniere besuchen.