Kiel. Eine Familie verliert den Kontakt zu einem der Söhne, glaubt zwischenzeitlich, dass er tot ist. Nun hat ein Zufall sie wieder vereint.

  • Für den Obdachlosen Bernhard aus Kiel gab es nach 23 Jahren ein Happy End
  • Nach einem Zeitungsartikel fand ihn seine Familie wieder
  • Sein jüngerer Bruder Norbert nahm Bernhard nun mit zurück in die Heimat

Happy End nach mehr als zwei Jahrzehnten: Jahrelang hatten sich die Brüder Bernhard (60) und Norbert (52) nicht gesehen, nun haben sie sich durch einen Medienbericht wiedergefunden – und damit ist auch mit Bernhards Leben als Obdachloser Schluss.

„Wir haben versucht, ihn zu finden, doch das war schwierig, weil er immer wieder umgezogen ist“, beschreibt Norbert die Suche nach dem verlorenen Bruder in den „Kieler Nachrichten“. Mit „umgezogen“ meint er, dass Bernhard von einer Parkbank in eine Gartenlaube, von der Straße in Notunterkünfte gezogen ist. Lange Zeit befürchtete seine Familie im nordrhein-westfälischen Moers, dass er tot sei.

Schlafen auf der Parkbank

In den vergangenen Monaten lebte Bernhard in Kiel in einem Park, schlief nachts auf einer Bank und hielt sich mit Isomatten, Decken, Schlafsäcken und einer Plastikplane warm. Er sei im Clinch mit dem System unserer Gesellschaft und habe daraus seine Konsequenzen gezogen, sagt er.

Die „Kieler Nachrichten“ schildern Bernhards Werdegang – erst arbeitete er als Krankenpfleger, dann auf einem Recyclinghof, später bei der Marine. Sein Gesundheitszustand habe seine Karriereplanungen jedoch immer wieder zunichte gemacht. Zwischenzeitlich sei er gar in die Psychiatrie eingeliefert worden.

Umzug ins alte Jugendzimmer

Doch nun beginnt für Bernhard ein neues Leben. Seine Familie erkannte ihn auf den Fotos in der Zeitung wieder, hat ihm jetzt sein altes Jugendzimmer wieder hergerichtet. Dort soll er bleiben können, bis er in eine kleine Wohnung in der Nähe ziehen kann.

Zu erklären, warum sie den Kontakt verloren haben, fällt den Familienmitgliedern schwer. „Jeder war irgendwie mit sich selbst beschäftigt“, zitiert die Zeitung Norbert, für den das Wiedersehen nach so langer Zeit offenbar gar nicht so emotional war: Eigentlich sei es völlig normal gewesen, „als hätte man sich zwei Wochen nicht gesehen.“

Freudentränen bei Bernhards Vater

Bernhards 83-jährigem Vater ging das Wiedersehen mit dem verlorenen Sohn dem Bericht zufolge dagegen nahe. Er habe vor Freude geweint. (cho)